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Teil die spätere Einigung von Deutschland hervorgegangen ist. Heidelberg darf sich
rühmen, geweiht zu sein als die Stätte, die dieser hervorragende'Mann betrat und
wo er seine letzte Ruhe saiw:
„Ist ein Grab dir nach Wunsch, du Pfälzer Dichter, geworden?
Sicher, es ruht sich leicht, hier in dem sonnigen Berg.
Schaue hinaus zu den Hich'n, sie sind voll Wein und Kastanien,
Teile die Zweige nach vorn — das ist die fröhliche Pfalz!"
Karl Ehrilch Heidelberg.
Die Wrrppenschciderr einiger: SLiftshevven non
Odenheim im KvnithgcLM
-...
jüngsten Versteigerungs-Katalog von H. Lempertz Söhne in Köln sind in^er
Abteilung V nnter Nr. 41—52 zwölf Wappenscheiben von Odenheimer Stifts-
Herren, die zugleich Domherren von Speier waren, aistgeführt. Als Ver-
fertiger dieser aus Glas genialten Wappen ist im Kataloge der Speierer
„Glasschreiber" Ulrich Daniel Metzger angegeben, aber diese Zuteilung
hat Zweifel erregt, weil sie nicht erwiesen sei. Ich will daher über diese
Frage einige Bemerkungen veröffentlichen:
Die „Glasschreiber" waren am Ende des 17. und'Aufang des 18. Jahr-
hunderts sogenannte „Gängler", d. h. Handwerker, die im Umherwandern Bestellungen
und Arbeit anssnchten und so ihrer Beschäftigung nachgingen. Sie haben aber
auch mst Jahrmärkten ihre fertige, nicht bestellte Ware seil geboten. Ihre Kunst
beschränkte sich nicht bloß darauf, daß sie auf weißes Glas mit hartflüssiger Glas-
farbe einige Töne, wie rot, gelb oder blau auftrugen und ein- oder zweimal
einbrannten, sondern sie fertigten auch sogenannte Veere8 ep!onri868 an. Glas-
scheiben dieser Art sind mit Gold überzogen, das für einzelne Figuren ausgekrntzt
wurde, wonach man die Stellen mit schwarzer, bisweilen auch mit roter, grüuer
oder blauer Farbe bemalte. In solcher Weise ist das Glasbild hergeftellt, das
Ulrich Daniel Metzger dem Stadtrat von Speier im Jahr 1709 überreichte, als
er sich in dieser Stadt als „Glasschreiber" niederließ und das im Historischen
Museum der Pfalz noch heute als „Meisterstück" Ulrich Daniel Metzgers zu sehen
ist. Auch in Karlsruhe i. B. hatte sich vor 174l der Glasschreiber K rechte!
zünftig niedergelassen, betrieb aber sein Handwerk oder seine Kunst noch immer
nebenbei als Gängler und bot seine Ware auf den Jahrmärkten feil. In der
1897 erschienenen Schrift: „Die Fayence-Fabrik Durlach und ihre Erzeugnisse", von
Karl Friedrich Gutmann, Lehrer in Karlsruhe, der sowohl den Text, als die
Abbildungen geliefert hat, wird mitgeteilt, daß der Inhaber der Durlacher Fayence-
Fabrik, Joseph Vincent aus Nancy, Nachfolger Balthasar Hannongs von Hagenau,
sich darüber beklagte, wie sehr auf den Jahrmärkten die Glasschreiber den Absatz
seiner Ware beeinträchtigten. Gutmann sagt in seinem. Buche irrtümlich
„Glasschneider" statt „Glasschreiber". Als Verfertiger der Odenheimer
oder Speierer Scheiben von 1709 konnte keinenfalls der Glasschreiber Krechtel
in Karlsruhe, der erst 1741 genannt wird, angenommen werden. So war ich
genötigt, den Ulrich Daniel Metzger als Verfertiger der Speierer Domherren-
Scheiben zu bezeichnen. Ich habe allerdings heute noch beizufügen, daß im Kunft-
Gewerbe-Mnsenm in Köln mehrere rechteckige Ganzscheiben von den Jahren 1688,
1709 nnd 1710, in grau und gelb und auch mit vier Farben bemalte, anfbewahrt
sind, die sich in der Behandlung, besonders in den Schnörkeln den Speierer
Wappenscheiben von 1709 sehr nähern. Ob jedoch hieraus gefolgert werden darf,
daß diese von Ulrich Daniel Metzger herrühren oder ob umgekehrt die Wappen-
scheiben der Speierer Domherren und der Odenheimer Stiftsherren von,einenstKölner
Glasschreiber angefertigt wurden, will ich nicht entscheiden. Mour, Karlsruhe.
Teil die spätere Einigung von Deutschland hervorgegangen ist. Heidelberg darf sich
rühmen, geweiht zu sein als die Stätte, die dieser hervorragende'Mann betrat und
wo er seine letzte Ruhe saiw:
„Ist ein Grab dir nach Wunsch, du Pfälzer Dichter, geworden?
Sicher, es ruht sich leicht, hier in dem sonnigen Berg.
Schaue hinaus zu den Hich'n, sie sind voll Wein und Kastanien,
Teile die Zweige nach vorn — das ist die fröhliche Pfalz!"
Karl Ehrilch Heidelberg.
Die Wrrppenschciderr einiger: SLiftshevven non
Odenheim im KvnithgcLM
-...
jüngsten Versteigerungs-Katalog von H. Lempertz Söhne in Köln sind in^er
Abteilung V nnter Nr. 41—52 zwölf Wappenscheiben von Odenheimer Stifts-
Herren, die zugleich Domherren von Speier waren, aistgeführt. Als Ver-
fertiger dieser aus Glas genialten Wappen ist im Kataloge der Speierer
„Glasschreiber" Ulrich Daniel Metzger angegeben, aber diese Zuteilung
hat Zweifel erregt, weil sie nicht erwiesen sei. Ich will daher über diese
Frage einige Bemerkungen veröffentlichen:
Die „Glasschreiber" waren am Ende des 17. und'Aufang des 18. Jahr-
hunderts sogenannte „Gängler", d. h. Handwerker, die im Umherwandern Bestellungen
und Arbeit anssnchten und so ihrer Beschäftigung nachgingen. Sie haben aber
auch mst Jahrmärkten ihre fertige, nicht bestellte Ware seil geboten. Ihre Kunst
beschränkte sich nicht bloß darauf, daß sie auf weißes Glas mit hartflüssiger Glas-
farbe einige Töne, wie rot, gelb oder blau auftrugen und ein- oder zweimal
einbrannten, sondern sie fertigten auch sogenannte Veere8 ep!onri868 an. Glas-
scheiben dieser Art sind mit Gold überzogen, das für einzelne Figuren ausgekrntzt
wurde, wonach man die Stellen mit schwarzer, bisweilen auch mit roter, grüuer
oder blauer Farbe bemalte. In solcher Weise ist das Glasbild hergeftellt, das
Ulrich Daniel Metzger dem Stadtrat von Speier im Jahr 1709 überreichte, als
er sich in dieser Stadt als „Glasschreiber" niederließ und das im Historischen
Museum der Pfalz noch heute als „Meisterstück" Ulrich Daniel Metzgers zu sehen
ist. Auch in Karlsruhe i. B. hatte sich vor 174l der Glasschreiber K rechte!
zünftig niedergelassen, betrieb aber sein Handwerk oder seine Kunst noch immer
nebenbei als Gängler und bot seine Ware auf den Jahrmärkten feil. In der
1897 erschienenen Schrift: „Die Fayence-Fabrik Durlach und ihre Erzeugnisse", von
Karl Friedrich Gutmann, Lehrer in Karlsruhe, der sowohl den Text, als die
Abbildungen geliefert hat, wird mitgeteilt, daß der Inhaber der Durlacher Fayence-
Fabrik, Joseph Vincent aus Nancy, Nachfolger Balthasar Hannongs von Hagenau,
sich darüber beklagte, wie sehr auf den Jahrmärkten die Glasschreiber den Absatz
seiner Ware beeinträchtigten. Gutmann sagt in seinem. Buche irrtümlich
„Glasschneider" statt „Glasschreiber". Als Verfertiger der Odenheimer
oder Speierer Scheiben von 1709 konnte keinenfalls der Glasschreiber Krechtel
in Karlsruhe, der erst 1741 genannt wird, angenommen werden. So war ich
genötigt, den Ulrich Daniel Metzger als Verfertiger der Speierer Domherren-
Scheiben zu bezeichnen. Ich habe allerdings heute noch beizufügen, daß im Kunft-
Gewerbe-Mnsenm in Köln mehrere rechteckige Ganzscheiben von den Jahren 1688,
1709 nnd 1710, in grau und gelb und auch mit vier Farben bemalte, anfbewahrt
sind, die sich in der Behandlung, besonders in den Schnörkeln den Speierer
Wappenscheiben von 1709 sehr nähern. Ob jedoch hieraus gefolgert werden darf,
daß diese von Ulrich Daniel Metzger herrühren oder ob umgekehrt die Wappen-
scheiben der Speierer Domherren und der Odenheimer Stiftsherren von,einenstKölner
Glasschreiber angefertigt wurden, will ich nicht entscheiden. Mour, Karlsruhe.