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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 15.1898

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Nr. 2 (1.Februar 1898)
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Steuerkommissär sehr Wohl und war darum für seine Person äußerst behutsam, wenn
er von dem eingetriebenen Steuergeld gelegentlich einen Anteil für sich beiseite schaffte.
Schönlaub ging nicht so vorsichtig zu Werk. Er hatte sich im Gefühl unantast-
barer Macht und zudem von der Wirtschafterin beständig angetrieben, durch seine Gier
allzusehr blenden lassen. Es gab mehr Argwöhnende, und sogar Wissende, als dem
Bürgermeister lieb sein konnte und Lejeune hatte sich dies prächtig zu nutze gemacht und
in aller Stille die Uebersührungsstücke gesammelt. Er hütete sich aber sehr Wohl, in
eigener Person als Ankläger aufzutreten, um sich nicht unberechenbaren Gefahren aus-
zusetzen; denn er schlug die Macht des Bürgermeisters und seiner Beschützer keineswegs
gering an. Er fürchtete vielmehr, daß er trotz seiner vollgiltigen Beweise mit einer-
unmittelbaren Anklage einen Fehlschlag führen würde, einen Schlag, der auf fein
eigenes Haupt zurückfiele. Im Ochfenhannes aber glaubte Lejeune das Werkzeug
gefunden zu haben, dessen er sich bedienen könnte, um seine selbstsüchtigen Pläne
auszuführen, ohne daß er dabei die eigene Haut zu Markte trug.
Alles war vom Kommissär Wohl erwogen worden, nur eines hatte er nicht in
seine Berechnungen ziehen können: Kaum waren einige Tage ins Land gegangen,
seit Ochfenhannes Landau verlassen hatte, als die Kunde eintraf, daß der königliche
Intendant d'Anchevilliers von Straßburg als Minister nach Paris, und der Königs-
lieutenant von Landau, de Valori, ein Freund Schönlaubs, auf den Posten des Inten-
danten nach Straßburg, also an die Spitze der Provinzialregierung berufen worden
fei. Und wirklich war de Valori aus feinem Urlaub von Paris gar nicht nach
Landau zurückgekehrt, sondern befand sich schon in Straßburg im Amte, als Lejeune
von dem fatalen Personenwechsel erfuhr. Von d'Anchevilliers Strenge hatte der
Kommissär gehofft, daß trotz Schönlaubs sonst gutgeheißener Amtsführung doch
dessen Unredlichkeit, namentlich die Entwendung von Staatseinkünften, verfolgt
werden würde, von dem unfähigen de Valori aber, dem Schönlaub in Landau ein
unentbehrlicher juristischer Berater gewesen war, ließ sich dies keinesfalls erwarten,
denn gerade er galt als der eifrigste Beschützer des Bürgermeisters
Lejeune war aufs höchste bestürzt über diese unerwartete Wendung. Er mußte
fürchten, daß der neue Intendant, der ja die Landauer Verhältnisse sehr wohl kannte,
am Ende gar den Ursprung der gegen den Bürgermeister gerichteten Aktensammlung
erraten würde.
Eine Hoffnung noch hatte Lejeune, daß es nämlich seinem Abgesandten noch nicht
gelungen sei, beim neuen Intendanten vorgelassen zu werden. Es galt nun, dieses
auch ferner zu verhindern und Ochfenhannes zur schleunigsten Umkehr zu bewegen.
Daß seit Monaten schon in Straßburg noch ein Anderer, nämlich der
Goldschmied Traumann sich abmühte, das Einschreiten der Obriakeit gegen den ver-
brecherischen Bürgermeister zu bewirken, ahnte der Steuerkommissär keineswegs; er
hätte sich auch schwerlich eine Förderung seiner eigenen Pläne davon erhofft. Lejeune
wußte ja, daß so ein armer Teufel nichts ausrichten konnte, zumal jetzt, bei einem
Intendanten, der dem unredlichen Stadtoberhaupt in fast verdächtiger Vertraulichkeit
nahe gestanden hatte. (Forts, folgt.)

Beiträge zur pfälzischen Ortsnamenkunde.
I. Die vorderpfälzischen Ortsnamen auf „Weiler."
ach früheren Anschauungen/ wie sie namentlich durch die verdienstvollen Arbeiten
W. Arnolds*) angebahnt und verbreitet wurden/ war den einzelnen
deutschen Volksstämmen eine gewisse Vorliebe für bestimmte Ortsnamen-Endungen
eigen - so sollen den Alemannen die Endungen „mgen" und „weiter" eigentümlich
') „Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme," Marburg 1875 und „Studien zur
deutschen Kulturgeschichte," Stuttgart 1882.

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LH
 
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