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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 15.1898

DOI issue:
Nr. 4 (1. April 1898)
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pfaelzisches_museum1898/0055
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noch eine Möglichkeit gelassen hatte. Ochsenhannes dagegen verwünschte das Zu-
sammentreffen mit dem Goldschmied, das ja diesen selbst ins größte Unglück gebracht
hätte. Nach seiner Ausweisung von Straßburg war nämlich Bürger Zweibrücker in sehr
gedrückter Stimmung wieder in Landau eingetroffen. Es war ihm ein^wenig un-
heimlich zu Mut, wenn er daran dachte, wie er dem Steuerkommissär Lejeune gegen-
übertreten sollte, da er trotz des Briefes, der ihm von seinem Verbündeten nachge-
schickt worden war, doch die wichtigen Aktenstücke aus der Hand gegeben hatte. Aber
Ochsenhannes war außer stand, an dieser mißlichen Sachlage etwas zu ändern und
baute auf die Klugheit des Kommissärs, der schon Mittel und Wege finden werde,
die Dinge zum besten zu wenden.
Lejeune hatte allerdings ein saueres Gesicht dazu gemacht, als er vom Ochsenhannes
erfuhr, daß die Aktensammlung in Straßburg geblieben war. Er überhäufte feinen Ver-
bündeten mit Vorwürfen, denn er versprach sich nicht viel gutes davon, daß der
Intendant die Papiere mit Beschlag belegt hatte. Der Kommissär war nur froh,
daß er selbst ganz aus dem Spiel geblieben war. später, nachdem die erste Be-
klemmung in ihm zu schwinden anfing und er Nachforschungen nach dem Urheber
des Beweismaterials kaum mehr fürchtete, zumal auch Ochsenhannes unbelästigt blieb,
regte sich bei Lejeune im Stillen sogar die Hoffnung, daß die Klage, die er versteckt
angebracht hatte, indem er Ochsenhannes zur Reise nach Straßburg bewog, dem
Bürgermeister doch übel bekommen werde; denn wer konnte wissen, ob die Akten
nicht schließlich in die richtigen Hände gelangten, da Schönlaub bei der Provinzial-
regierung auch so manchen Neider und Widersacher hatte. Und wirklich gaben die
Ereignisse dem Kommissär recht, aber nur was den Bürgermeister, nicht auch, was
seine eigene Person betraf.
Am Sonntag nach Ostern des Jahres 1729, nach der Frühpredigt, just wie
in Landau die fromme Menge aus der Lckadtkirche strömte, rückte unverhofft eine
Abteilung königlicher Hartfchiere aus Straßburg, die erst vor einer Viertelstunde
durchs französische Thor in die Stadt geritten war, vor das große vornehme Haus
das dem Bürgermeister gehörte.
Im Namen des Königs begehre ich Einlaß, rief der Lieutenant der die Reiter
befehligte. Erstaunt öffnete der Hausbesorger sogleich das Thor, worauf der Trupp
in den geräumigen, durch hohe Mauern umschlossenen Hof einritt. Der Offizier
stieg ab, warf die Zügel seines Pferdes einem seiner Leute zu und befahl dem Haus-
besorger barsch, ihn zum Bürgermeister Schönlaub zu führen.
Dieser befand sich ganz allein im H^use, in einem Zimmer, das auf den
Garten hinaus ging, und ahnte nicht das geringste von dem Vorgang, der sich
draußen abspielte. Frau Barbara war am Tag vorher nach Rhodt hinausgefahren,
einem Dors, das eine Meile von Landau entfernt, markgräslich badischer Besitz war,
und hatte bei dieser Gelegenheit das seit einem Jahr angesammelte Bargeld des
Bürgermeisters dorthin verbracht. Schönlaub besaß nämlich in Rhodt ein prächtiges
Weingut und das Geld sollte dazu dienen, zur Vergrößerung und Abrundung dieses
Besitzes noch einige angrenzende Weingrundstücke, die gerade seil waren, anzukaufen.
Auch sollte Barbara die Wohnung auf dem Gut in Ordnung bringen lassen, denn
der Bürgermeister beabsichtigte, einen Teil des Sommers behaglich auf diesem Landsitz
zu verbringen. Eben heute, an diesem Sonntag, wollte auch er der Stadt den
Rücken kehren und hatte, bevor er nach Rhodt hinausfuhr, nur noch einige Anordnungen,
die sich auf städtische Angelegenheiten bezogen, niederzuschreiben, als der Offizier dem
aufs höchste überraschten Manne gegenüber trat und ihm die Verhaftung ankündigte.
Auf Befehl des Intendanten! erwiderte der Lieutenant kurz auf die Frage
Schönlaubs nach dem Grund dieser Maßregel.
Wie, rief der Bürgermeister, ich komme doch soeben vom Königslieutenant,
der von einer solchen Maßregel nicht das geringste erwähnte, er müßte doch auch
davon wissen; Monsieur de Gond, der Bevollmächtigte des Königs, wird sicher für
 
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