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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 15.1898

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Nr. 8 (1. August 1898)
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wie man sich allenfalls mit ihme vergleichen möchte, desto besser ausbringen könnte.
Ob nu>i wohl der Marktpfortenturm in obigen und nächstfolgenden üblichen Ver-
richtungen ihme anvertraut zu werden E. E. Rat sich gegen ihme vernehmen lassen,
dafern man jetzigen annoch schlechten Zustandswegen in der Stadt, mit ihme Über-
einkommen könnte, so ist dennoch seine Forderung zuerst in etwas hoch/ endlich
aber dahin gegangen und geschlossen worden, ihme Jahrs 40 Gulden, vier Malter
Korn und solches guartalsweis nuszurichten, beneben vier Wagen Holz zu reichen,
auch über das noch insbesondere auf beschehenes Anhalten ihme vergünstigt worden,
sich des Leinenweberbandwerks mit einem Stuhl und wonötig, einem Jungen zu
den Spulen, weil er solches fürgebenermassen erlernet, ohn Hinderung hiesiger Zunft
gebrauchen, auch nicht zu gestatten, daß jemand anders als berührter, sein Sohn,
und wen er sonst hierzu gebrauchen wird, allhie spielen möge, insofern es unsere
gnädst. Herrschaft, wann die Trauerzeit herum, gestatteu will. (Kurfürst Ludwig
Philipp war gestorben/ seine Gemahlin Maria Eleonvra führte darum die Admini-
stration des Oberamtes Lautern.) Seine Verrichtung nun ist diese: Erstlich,
die Marktpforteu-Uhr so bei Nacht als Tag alle Stund anzuziehen, und
sich sonderlich zu Nacht jedesmals umsonst auswärts wie einwärts (um) zu sehen, ob
Feuersnot oder andre Gefahr fürhanden, zweitens, morgens um 4, mittags um 12,
abends um 8 und mitternachts um 12 Uhr zu blasen/ drittens, wann jemand
fremdes kommt, denselben anzublasen, wie auch alle Sonntag und Bettag, wann
man aus der Kirche gehet, und dann bei allen Hochzeiten, wann man in und aus
der Kirchen gehet, zu blasen. Bei solch Annehmung nun seind ihme etliche Maß
Wein an Weinkauf zu trinken vergünstigt. So hat, Ermeldter, bei den Herrn
Bürgermeistern handtreulich angelobt, sich innerhalb vier Wochen einzustellen und
dann in Eid und Pflicht zn nehmen ist." Der Marktpfortenturm stand quer über
die Marktstraße in der Nähe der Wirtschaft zum Rieseu und war der größte und
ansehnlichste Thorturm Lauterns. Er soll vier Stockwerk hoch gewesen sein und
hatte oben eine Galerie, danüt der Wächter nach allen Seiten Ausschau halten
konnte. Der Turm heißt in den Protokollen übereinstimmend Marktpfortenturm,
hinter Osternturm und Brückenturm, dieses, weil er die durch einen Graben ge-
trennte Vorstadt mit der inneren alten Stadt verband. Der Turm diente auch
als Gefängnis bei leichten Vergehen. Es heißt dann: „8 Tag hinter Ostern",
oder auch „uff die Brück". Bei Anlegung der Kaiserstraße 1810 durch Napoleon
wurde der Turm zum großen Leidwesen der Bürgerschaft abgerissen. Der letzte
Türmer und Stadtmusiker hieß Dau. Auch das Blasen von der Turmgalerie bei
Hochzeiten hatte sich bis zuletzt erhalten.
Musterung durch den Kurprinzen.
Mittwoch, den 11. März 1569. Ratssitzung.
Heute kam Herzog Johann Kasimir und sein Brnder Hans Christofs, Pfalz-
graf in die Stadt. Es wurde beschlossen/ sie unterthänigst zu begrüßen und ihnen
eine Ohm alten, zwei Ohm neuen Wemes, sowie zwölf Malter Hafer zu verehren.
Donnerstag, den 17. März 1569.
Herzog Johann Kasimir kam auf Befehl seines Vaters des Kurfürsten, wie-
der auf das Schloß. Die zum Empfang gesendete Abordnung berichtete dem Rat
darüber und teilte mit, daß sie von dem Marschalk Landschad von Steinach
empfangen und folgendes erfahren hätte: Die Franzosen stünden mit großer Kriegs-
macht im Elsaß bei Straßburg und hätten etliche Glieder des Reichsstandes „mit
Mord, Brand und Raub ganz beschwerlich angegriffen". Man hege die Befürchtung,
daß die französische Kriegsmacht auch von Metz aus gegen Zweibrücken und das
Kurfürstentum vorrückeu werde. Es sei der Herzog abgefertigt wotdeu, die Städte
und Flecken zu besuchen, deren Befestigungen und Mannschaften zu besichtigen und
 
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