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Tagebuch Faust's nichts, weshalb ich das nötige darüber einem im Jahr 1832
gedruckten Heftchen*) entnehme: Das Bataillon marschierte am 3. November 1832
morgens acht Uhr bei schlechtem Wetter in Landau ab. Die Aufstellung zum Ab-
marsch hatte mitten in der Stadt, auf dem Max-Josephplatz stattfinden sollen/
wegen Ungunst der Witterung jedoch sah man davon ab und stellte die Truppen
an der Kaserne (sog. Reiterkaserne) auf, von wo sie durch das nahe französische
Thor abzogen. In Landau sah man das Bataillon, einen Bestandteil der Garnison,
wohl ungern scheiden/ denn das Heftchen spricht sich, indem es die große Be-
reitwilligkeit der Truppen zu dem Zug nach Griechenland betont, in dieser Hinsicht
wie folgt aus:
„Nicht ganz auf dieselbe Weise wurde dieser Marschbefehl von vielen Be-
wohnern des Rheinkreises, und namentlich von vielen Einwohnern Landaus aus-
genommen, indem man öffentlich erklärte, diese Expedition sei konstitutionswidrig
und ohne Einwilligung der Stände nicht ausführbar."
Ferner ist diese Stimmung der Landauer durch folgende Bemerkungen in der
kleinen Schrift gekennzeichnet:
„Daß die Familien und Verwandten der in Landau verheirateten Offiziere
und Unteroffiziere unter Thränen ihre Lieben scheiden sahen, ist wohl natürlich/
aber wer sollte glauben, daß ein Regiment in 14 Jahren sich nicht die öffentliche
Achtung erworben habe, daß es sich nicht einer kurzen Begleitung eines einzigen
königlichen oder städtischen Beamten zu erfreuen hatte? So zogen die Kinder des
eigenen Kreises ohne Abschied, ohne Lebewohl, ohne Trost dahin, und außer dem
Offizierskorps der Garnison, dem würdigen Festungskonnnandanten (Generallieutenant
von Braun) an der Spitze, von niemanden begleitet — an Zuschauern, die mehr
die Neugierde als herzlicher Anteil über das Scheiden ihrer Angehörigen trieb,
fehlte es nicht — traten die Braven ihre weite Wanderung an."
Germersheim war das Ziel des ersten Tagemarsches und hier beginnt das
Tagebuch des Lieutenants Faust:
Am 3. November 1832 Germersheim. 1. Schützenzug Lingenfeld seitwärts.
1. Kompagnie Germersheim. 2. Kompagnie Sondernheim seitwärts. 3. Kompagnie
Westheim. 4. und 5. Kompagnie Bellheim rückwärts.
Am 4. Nov. Heidelsheim. 3ss Kompagnien und der Stab, die erste und
die Hälfte der zweiten Füs.-Kompagnie in Helmsheim, eine Viertelstunde vorwärts
Heidelsheim. Die Leute äußerst artig und zuvorkommend. Schlechtes Wetter.
101/2 Uhr Ankunft.
Am o. Nov. Das ganze Bataillon in Pforzheim. Sehr gute Quartiere.
Rasttag. Nachts lOsti Uhr angekommen als Quartiermacher. Per Mann 19 Kreuzer.
Für Lieutenants einen Gulden, für Kapitäne 1 fl. 12 Kr. Fourage wird aus
den Etappenmagazinen gefaßt und nach dem Preise, welcher für die badische
Kavallerie besteht, bezahlt. Herr Oberst will einen Bericht durch den Fuhrmann
hinsichtlich der Unterbringung der Mannschaft in Kilerstadt haben. Korp. Struck
soll zurückbleiben. Her Oberst will immer Kartoffelgemüs.
Am 6. Nov. Pforzheim, Rasttag.
Am 7. Nov.: In Böblingen bei Herrn Apotheker Haasis. Eine sehr brave
Familie. Das Bataillon hatte gute Quartiere.
Am 8. Nov.: NeckartHai lflng en ini Hirsch 1 fl. Gute Quartiere.
Am 9. Nov.: Urach. Gutes Quartier, aber teuer.
Am 10. Nov.: Ehingen in einem Privathaus bei Hohenadels Witwe. In
Ehingen wurde ich vom Quartiermachen befreit, weil ich mich darum meldete.
*) „Reise des ersten Bataillons des k. b. 6. Linten-Jnfanterie-Regiments (Herzog Wilhelm)
nach Griechenland von seiner Garnison Landau bis an die Grenze von Tyrol. Aus dem Tage-
buch eines Augenzeugen." O. O. November 1832. 8°, 14 S.
Tagebuch Faust's nichts, weshalb ich das nötige darüber einem im Jahr 1832
gedruckten Heftchen*) entnehme: Das Bataillon marschierte am 3. November 1832
morgens acht Uhr bei schlechtem Wetter in Landau ab. Die Aufstellung zum Ab-
marsch hatte mitten in der Stadt, auf dem Max-Josephplatz stattfinden sollen/
wegen Ungunst der Witterung jedoch sah man davon ab und stellte die Truppen
an der Kaserne (sog. Reiterkaserne) auf, von wo sie durch das nahe französische
Thor abzogen. In Landau sah man das Bataillon, einen Bestandteil der Garnison,
wohl ungern scheiden/ denn das Heftchen spricht sich, indem es die große Be-
reitwilligkeit der Truppen zu dem Zug nach Griechenland betont, in dieser Hinsicht
wie folgt aus:
„Nicht ganz auf dieselbe Weise wurde dieser Marschbefehl von vielen Be-
wohnern des Rheinkreises, und namentlich von vielen Einwohnern Landaus aus-
genommen, indem man öffentlich erklärte, diese Expedition sei konstitutionswidrig
und ohne Einwilligung der Stände nicht ausführbar."
Ferner ist diese Stimmung der Landauer durch folgende Bemerkungen in der
kleinen Schrift gekennzeichnet:
„Daß die Familien und Verwandten der in Landau verheirateten Offiziere
und Unteroffiziere unter Thränen ihre Lieben scheiden sahen, ist wohl natürlich/
aber wer sollte glauben, daß ein Regiment in 14 Jahren sich nicht die öffentliche
Achtung erworben habe, daß es sich nicht einer kurzen Begleitung eines einzigen
königlichen oder städtischen Beamten zu erfreuen hatte? So zogen die Kinder des
eigenen Kreises ohne Abschied, ohne Lebewohl, ohne Trost dahin, und außer dem
Offizierskorps der Garnison, dem würdigen Festungskonnnandanten (Generallieutenant
von Braun) an der Spitze, von niemanden begleitet — an Zuschauern, die mehr
die Neugierde als herzlicher Anteil über das Scheiden ihrer Angehörigen trieb,
fehlte es nicht — traten die Braven ihre weite Wanderung an."
Germersheim war das Ziel des ersten Tagemarsches und hier beginnt das
Tagebuch des Lieutenants Faust:
Am 3. November 1832 Germersheim. 1. Schützenzug Lingenfeld seitwärts.
1. Kompagnie Germersheim. 2. Kompagnie Sondernheim seitwärts. 3. Kompagnie
Westheim. 4. und 5. Kompagnie Bellheim rückwärts.
Am 4. Nov. Heidelsheim. 3ss Kompagnien und der Stab, die erste und
die Hälfte der zweiten Füs.-Kompagnie in Helmsheim, eine Viertelstunde vorwärts
Heidelsheim. Die Leute äußerst artig und zuvorkommend. Schlechtes Wetter.
101/2 Uhr Ankunft.
Am o. Nov. Das ganze Bataillon in Pforzheim. Sehr gute Quartiere.
Rasttag. Nachts lOsti Uhr angekommen als Quartiermacher. Per Mann 19 Kreuzer.
Für Lieutenants einen Gulden, für Kapitäne 1 fl. 12 Kr. Fourage wird aus
den Etappenmagazinen gefaßt und nach dem Preise, welcher für die badische
Kavallerie besteht, bezahlt. Herr Oberst will einen Bericht durch den Fuhrmann
hinsichtlich der Unterbringung der Mannschaft in Kilerstadt haben. Korp. Struck
soll zurückbleiben. Her Oberst will immer Kartoffelgemüs.
Am 6. Nov. Pforzheim, Rasttag.
Am 7. Nov.: In Böblingen bei Herrn Apotheker Haasis. Eine sehr brave
Familie. Das Bataillon hatte gute Quartiere.
Am 8. Nov.: NeckartHai lflng en ini Hirsch 1 fl. Gute Quartiere.
Am 9. Nov.: Urach. Gutes Quartier, aber teuer.
Am 10. Nov.: Ehingen in einem Privathaus bei Hohenadels Witwe. In
Ehingen wurde ich vom Quartiermachen befreit, weil ich mich darum meldete.
*) „Reise des ersten Bataillons des k. b. 6. Linten-Jnfanterie-Regiments (Herzog Wilhelm)
nach Griechenland von seiner Garnison Landau bis an die Grenze von Tyrol. Aus dem Tage-
buch eines Augenzeugen." O. O. November 1832. 8°, 14 S.