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Der Pionier — Band 4.1911/​1912

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1. Heft, Oktober 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.56250#0009
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VON DEN PFLICHTEN GEGEN DIE CHRISTLICHE KUNST

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in Tempera- oder Kaseinfarben gemalt werden,
bedarf der Künstler auch noch des „Kartons“,
einer Zeichnung in der Grösse des auszuführen-
den Gemäldes, weil bei diesen Techniken die Um-
risse durch Pausen auf die Malfläche zu über-
tragen sind und sich Aenderungen während
der Arbeit verbieten. Bei der Oelmalerei ist
ein grosser Karton der Zeichnung, ja auch
ein sorgfältiger farbiger Entwurf entbehrlich,
weil sie weitgehende Aenderungen während
der Ausführung nicht ausschliesst. Doch emp-
fiehlt sich auch bei dieser Technik eine sorg-
fältige Vorbereitung des Bildes.
Vor der Kunstgeschichte und der täglichen
Erfahrung hält die Anschauung jener nicht
stand, welche meinen, der Künstler müsse alles
auswendig machen können. Er muss aller-
dings inwendig voller Figur sein, um aus dem
Schatze seiner Phantasie, seiner Naturbeobach-
tungen und Naturstudien freie Entwürfe zu
machen und die Mängel seiner jeweiligen
Naturvorbilder zu überwinden. Aber den
Künstler von dem steten Verkehr mit der

Natur abhalten wollen, heisst ihn aufs Trockene
setzen. Inwieweit und wie sich der einzelne
Künstler mit der Natur abfindet, das ist Sache
der individuellen Veranlagung und der je-
weiligen Zeitströmungen.
Schaffen heisst ringen! Vor einigen Stunden
begegnete ich einem hervorragenden und mit
sich äusserst strengen Maler. Auf meine
Frage, was er gegenwärtig arbeite, erwiderte
er mit bitterem Lächeln: „Zerstören“.
S. Staudhamer.
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VON DEN PFLICHTEN GEGEN DIE
CHRISTLICHE KUNST
Von Andreas Huppe r t z
ine grosse Gleichgültigkeit gegenüber den
Bemühungen, auf dem Gebiete der christ-
lichen Kunst nur Gutes und der heiligen Sache
Würdiges zu verbreiten, herrscht} noch immer
zugunsten jener Fabrik- und Massenware,
welche der schlimmste Feind echter Kunst ist.
Der Schaden, der aus jenem Indifferentismus



ERNST WANTE — Entwurf zur 4. Kreuzwegstation Text S. 3
 
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