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Der Pionier — Band 4.1911/​1912

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2. Heft, November 1911
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DER- nONIER


Monafsblätfer für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk
IV. Jahrgang, 2. Heft, Nouember 1911
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—

ÜBER KIRCHENFUSSBÖDEN
Von Hugo Steffen, Architekt, München.
(Fortsetzung.)
Die Platten werden am besten auf einem
flachseitigen Unterpflaster in verlängertem
d. h. mehrfach durchnässtem Zementmörtel
verlegt. Da sie allen Einflüssen der Witterung
trotzen, sind sie auch sehr gut im Freien zu
verwenden, werden hier aber vorteilhafter-
weise auf einem aus Kies, Sand und Zement
bereiteten Beton verlegt, weil das Ziegelpflaster
die Feuchtigkeit aus dem Erdboden aufnimmt
und infolgedessen der Belag rasch gefriert
und sich dann abtrennt.
Die in Grosshesselohe bei München ange-
fertigten Fliesen sind nicht für Kirchenpflaster
usw. bestimmt, sondern zu Trottoirbelag, je-
doch hat diesen Fabrikationszweig der Asphalt
bald ganz verdrängt.
Ich komme nun zu dem aufgestrichenen
Estrichfussboden, bei welchem in letzter Zeit
bedeutende Fortschritte zu verzeichnen sind.
Er hat überall da Verbreitung und Eingang
gefunden, wo grosse Trockenheit — was die
Hauptsache ist — nicht minder aber Feuer-
sicherheit und Widerstandsfähigkeit verlangt
wird. Dieser Estrichfussboden besteht aus einer
Mischung von Lehm, Gips, Zement, Kalk usw.
Die verschiedentlichen Estricharten benötigen
einen massiven Untergrund, Kies, Beton. In
neuerer Zeit verlangt die Feuerpolizei, dass die

Fussböden der Wohnhausspeicher in Estrich
hergestellt werden müssen.
Der Lehmestrich wird aus gutgefrorenem
Lehm aufgeschüttet, dann mit Schlägeln tüchtig
bearbeitet und mit einem Erzeugnis der Gas-
fabrikation aus Rindsblut oder Teergalle über-
strichen. Von diesem Lehmestrich ist man
in letzterer Zeit fast gänzlich abgekommen.
Der Gipsestrich kann im Freien nicht ver-
wendet werden; man benutzt ihn da, wo Fund-
stätten in der Nähe vorhanden sind und oft
wird ein Zusatz von Leimwasser dazu ge-
nommen. Koch meint, der Gips muss sich
nach 12 — 24 Stunden noch schlagen, glätten
und bügeln lassen, wozu eine gewisse Ge-
schicklichkeit und Übung der Arbeiter gehört.
Ein zu rasches Austrocknen ist schädlich, wes-
halb dieser Estrich auf Böden nie an heiteren
und trockenen Tagen, sondern in feuchter
Jahreszeit anzufertigen, auch bei zu raschem
Trocknen etwas anzufeuchten ist. Nach acht
Tagen muss ein regelrecht bereiteter Gips-
estrich nochmals durch Ausschwitzen von
Wasser feucht werden. Ein Zusatz von Alaun-
lösung bei der Bereitung der Gipsmasse trägt
zur besseren Erhärtung wenig bei, aber durch
Behandlung des Gipses selbst mit Alaun und
mehrfaches Brennen desselben wird ein Er-
zeugnis geliefert, welches langsam und sehr
stark erhärtet, durch umständliches Verfahren
aber auch teuer ist. Bessere Gipsestriche werden
fein abgeschliffen. Nach völliger Austrocknung
 
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