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Der Pionier — Band 4.1911/​1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.56250#0097
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DIE AUFERSTEHUNG JESU IN DER KUNST

5i

sehr häufig dargestellt und ersetzt die Auf-
erstehung selbst. Daneben aber kommt als
selbständige Szene die „custodia sepulcri“ vor,
d. h. das von den römischen Soldaten be-
wachte Grab, öfters aber auch mit der vorigen
Szene vereinigt. Mittelpunkt beider Kompo-
sitionen ist das Grab des Herrn oder besser
gesagt das Grabmal, denn ein solches, ein
Mausoleum oder Heroon (jivifaeiov) ist dar-
gestellt bald als Rundbau mit Kuppeldach,
bald auf viereckiger Basis, bald auf Stufen,
mit halboffenen Türen. Auch das Grab des
Lazarus ist von den altchristlichen Künstlern
immer als ein Grabtempelchen auf Stufen ab-
gebildet (in einem mir bekannten seltenen Fall
einmal als antiker Sarkophag). Auf den frühesten
Monumenten ist dieser Rundbau (Tholus oder
Trulla) eine Reminiszenz an die von Konstantin
dem Grossen über dem Grabe des Herrn in
Jerusalem errichtete Auferstehungskirche. Die
Gestalt des Grabmonumentes auf den Eifenbein-
reliefs lehnt sich, obwohl sie stark variiert, bald
bewusst, bald unbewusst an jenen Wunderbau
an. Später, im 8. und 9. Jahrhundert aber
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den Jüngern in Galiläa. Der Zyklus schliesst
mit der Himmelfahrt. Es ist uns aber ein viel-
leicht noch dem vierten Jahrhundert angehöriges
Elfenbeinrelief von wahrhaft klassischer Schön-
heit erhalten, das die erste der Erscheinungs-
szenen darstellt (Abb. unten). Es wird in
Mailand gezeigt und gehörte einst der Samm-
lung Trivulzio an. Trotzdem ich weiss, dass
viele in diesem Relief den Engel, der zu den
Frauen am Grabe spricht, sehen, so bin ich
dennoch überzeugt, dass hier niemand anderer
als der auferstandene Christus zu erkennen ist,
obwohl ihn hier der Künstler sitzend dar-
gestellt hat, während in allen übrigen ähnlichen
Szenen der Herr aufrecht vor den Frauen steht.
Die Elfenbeintafel enthält, wie gewöhnlich, zwei
getrennte Vorfälle auf derselben Fläche. Oben
den von Hütern bewachten Rundbau des heiligen
Grabes, unten den ebenerwähnten Vorgang am
Grabe. Die untere grössere Hälfte zeigt uns
den viereckigen Unterbau des Grabes mit halb-
offenen Flügeltüren. Davor sitzt ein lockiger
Jüngling in klassischer Gewandung, die eine
Hand erhoben, die andere hält eine Schrift-
rolle im Schosse. Vor ihm zwei Frauen mit
über den Kopf gezogenen Schleiern. Die eine
kniet und umfasst des Herren Füsse, die andere,
stark vorgebeugt, streckt beide Arme nach ihm
aus, wie es im Evangelium heisst „acesserunt
et tenuerunt pedes ejus et adoraverunt“.
(Matth. 28, 9. 10, Markus 16, 12.) Dass wir hier
den Auferstandenen und keinen Engel zu er-
kennen haben,
geht aus dreier-
lei Gründen
hervor. Erstens
hat der sitzende
Jüngling den
Nimbus, zwei-
tens die Rolle,
die das Evan-
gelium bedeu-
tet, drittens ist
die Zahl der
Frauen nicht
drei, sondern
nur zwei, und
ihre Gebärden


Unterer Teil der Mailänder Elfenbeintafel:
Der Auferstandene spricht zu den Frauen
(Matth. 28, 10.) — Text oben
 
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