Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Pionier — Band 4.1911/​1912

DOI Heft:
7. Heft, April 1912
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56250#0053
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandiverk

IV. Jahrgang, 7. Heft, April 1912
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozusfellung M3.—

DIE AUFERSTEHUNG JESU IN DER
CHRISTLICHEN KUNST
Von E. Wüspher-Becchi, Rom
Vielleicht keine der nun typisch gewordenen
Darstellungen aus dem Erdenwallen des
Erlösers hat seit ältester Zeit so viele Durch-
bildung und Umbildung erfahren, wie gerade
die Szene der Auferstehung des Herrn. Je
weiter wir in der Kunstgeschichte zurück-
schauen, desto mehr weichen die ältesten Dar-
stellungen von den später entstandenen ab. Die
uns jetzt so geläufig gewordene Darstellung des
über dem leeren Grabe schwebenden Heilandes
mit dem Siegespanier ist der ältesten christlichen
Kunst ganz fremd und hat sich nur langsam
entwickelt, nach vielen Tastversuchen und Um-
bildungen. Es kann uns nicht befremden, dass
gerade die durch das Symbol sprechende früh-
christliche Zeit, die Kunst der ersten drei oder
vier Jahrhunderte des Christentums, sie nicht
kennt. Diese Kunst, die sich scheute, den
Herrn in der Herrlichkeit darzustellen, sich jeder
realistischen Darstellung der Passion enthielt, und
wenn sie den Gottmenschen darstellte, ihm jede
Individualität nahm und ihn unter dem Bilde
des Hirten darstellte, konnte nicht auf den
Gedanken kommen, den Sieger über Tod und
Sünde darzustellen, wie er dem Grabe entsteigt,
um sich mit dem Vater zu vereinen. Sie deuteten
dies nur durch das Symbol der Auferstehung
an, und zwar gerade durch das Symbol, das

der Herr selbst gebrauchte, um seine glorreiche
Auferstehung zu verkünden. „Dieses wider-
spenstige Geschlecht verlangt Zeichen und
Wunder von mir, es soll ihnen aber kein
anderes Zeichen gegeben werden, als das des
Propheten Jonas.“ (Matth. 12,40.) Die Dar-
stellung des Jonas sehen wir nun in verschie-
denen Szenen auf den Wandmalereien der
Katakomben und auf altchristlichen Sarko-
phagen ; in vielen Fällen aber ist es nicht das
Symbol, das uns hier beschäftigt, sondern meist
will es die Bitte um den Beistand Gottes für
die Seele des Verstorbenen ausdrücken.
Ein anderes Symbol der Auferstehung gibt
uns der berühmte Mar mors arg des Laterans,
wo in der Mitte, zwischen den Szenen der
Dornenkrönung und der Gefangennehmung,
die schlafenden Grabeshüter angebracht sind
zu Füssen des Kreuzes, über dem Kreuze aber,
von einem Kranz umgeben, das monogramma-
tische Triumphzeichen Christi, das Labarum
(Abb. S. 50). Das Monogramm nimmt hier die
Stelle des auferstandenen Christus ein, wie später
der leere Thron in der byzantinischen Kunst die
Gestalt des Weltrichters ersetzt. Dies ist aber
nur der Fall, wo bei dem Kreuz mit darüber
gesetztem Christusmonogramm statt der sog.
Wächter die Szene am Grabe angedeutet ist,
wie z. B. auf dem altchristlichen Sarkophag,
der sich einst im Hof des Palastes Cesi in
Rom befand (publiziert von Bosio, Arrighi
und Bottari), wo unter den Kreuzesarmen links
 
Annotationen