Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Pionier — Band 4.1911/​1912

DOI Heft:
3. Heft, Dezember 1911
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.56250#0023
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ÜBER KIRCHENFUSSBÖDEN

19

sondern amtlich belegt und praktisch nach-
gewiesen sind. Galloway, der in den 50er Jahren
vorigen Jahrhunderts die erste Idee des Lino-
leums geschaffen, hat einen desinfizierenden
Zuschlag von Sublimat zum Linoleum vor-
geschlagen, weil er die Gefahr eingenisteter
Krankheitskeime erkannte. Damals sollen nur
Holzfussböden in Betracht gekommen sein.
Auf alkalischem Boden gehen fast alle Bak-
terien bei mangelnder Feuchtigkeit zugrunde.
Auf vegetabilischem Boden finden sie dagegen
die Bedingungen der Vermehrung. Was liegt
also näher, als unter die Vorschriften für
einen gesunden Linoleumunterboden die auf-
zunehmen: Ausschluss vegetabilischer Zusätze,
Bindemittel aus der Gruppe der Kalke und
Zemente, mineralische Zuschläge von einiger
Porosität, aber keine Kohlenschlacke mit ihren
leicht zersetzlichen Schwefelverbindungen; die
tragende Konstruktion möglichst luftdurch-
lässig mit Hohlräumen versehen. Besonders
mit letzterer Forderung befindet man sich auf
dem gleichen Standpunkt mit Dr. Fritz Linner,
der sich laut Auszug in der Zeitschrift für
angewandte Chemie 1907 zum Thema ausge-
sprochen hat. Obgleich er nun äusserst wenig
über den Unterboden sagt, stellt er doch die
Forderung auf, dass derselbe vor allem die
Feuchtigkeit nach unten abdunsten soll.
Es sind nun noch die damit verbundenen
weiteren Vorteile zusammenfassend nochmals
zu streifen und teilweise zu wiederholen. Die
Porosität kommt der Wärmehaltung zugute,
ja sie dient sogar der Feuersicherheit, weil
die Hitze sich durch ein mineralisches poröses
Zwischenmaterial nur äusserst schwer von
Raum zu Raum überträgt, wie die grossen
Brände in Amerika uns bestätigt haben; sie
steigert die Schalldichtigkeit, sie desinfiziert,
sie gibt eine gute Griffigkeit für die Klebe-
mittel. Vergleichende Versuche über dichte
Betondecken ohne Hohlräume mit Gips- oder
Zementestrich einerseits und poröse Hohlziegel-
decken mit etwas porösem Estrich anderseits
hat auf Veranlassung einer süddeutschen Indu-
strie in München mit grosser Gründlichkeit
das hygienische Institut der Universität Mün-
chen angestellt. Daher lohnt es sich, einen

Artikel hierüber
im „Gesundheits-
Ingenieur“ (Jahrg.
1904) zu lesen und
zu studieren, worin
manches Treff-
liche enthalten ist.
Dass freilich
unsere vorwärts-
schreitende tech-
nische Wissen-
schaft später wie-
der die unserige
verdrängt, ist
selbstverständlich
und was wird wohl
noch in 30 oder
50 Jahren nicht
alles erfunden und
bis dahin einge-
führt sein?
Parkettfussbö-
den finden wir in
einigen Kirchen
Frankreichs, be-
ders in zweien, die
in den 70 er Jahren
in Lyon und Paris
errichtet wurden, jedoch sind diese Fussböden
für Kirchen sehr schön aber unpraktisch und
wenig geeignet.
Das Parkett, im Auslande wie bei uns in
gleicher Technik hergestellt, wird auf den
Blindboden, von der Mitte des Raumes aus-
gehend, die einzelnen Tafeln mittels unter-
schobener Keile horizontal verlegt und mit
eingeschobenen Federn einander verbunden.
Selbstverständlich kann es sich nur auf trocke-
neren Räumen gut halten. Vor dem Anbringen
sind die Zwischendecken, wie Ritcheu bemerkt,
auf ihre Trockenheit zu untersuchen und dann
erst die Blindböden aus trockenen Brettern
mit Fugen aufzunageln. Auf diesem Blindboden
müssen dann vor dem Legen der Parkettböden
alle anderen Arbeiten, wie Ofensetzen, Malen
und Tapezieren usw. fertiggestellt werden.
Bei Asphaltparkett werden die Holzparkett-
tafeln auf Nut und Feder zusammengesteckt und


Gnadenleuchter
Entwurf von Arch. WITTE (Dresden)
Ausführung von Grossmann
 
Annotationen