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Die Etrusker.

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Herbig und Wilh. Schultze Verwandtschaft mit dem
etruskischen aufweist. Die Inschrift ist, wie die Schrift-
züge zeigen, im sechsten Jahrhundert v. Chr. abge-
fasst und müsste also von Auswanderern herstam-
men, die sich hier abgetrennt hätten und zurückge-
blieben wären, während die anderen weiter nach Ita-
lien zogen. Von Tyrsenern auf Lemnos spricht auch
Apollonios Rhodios (Argonautica IV. 1760), und in
der Zeit des peloponnesischen Krieges gab es noch
Tyrsener auf der naheliegenden Halbinsel Chalkidike.
(Thukydid IV. 109). Auch auf Imbros, Samothrake
und Lesbos sind Spuren einer etruskischen Urbevölke-
rung zu finden.
Also scheint die Einwanderung von Osten sicher
genug und muss gegen Ende des zweiten Jahrtau-
sends v. Chr. stattgefunden haben. Die etruskische
Zeitrechnung begann im Jahre 967 v. Chr. Aber da-
vor liegen Jahrhunderte, wo die Einwanderung in
Scharen stattfand, ganz wie im Mittelalter die
türkische Einwanderung nach Kleinasien; nur in
unserem Fall in noch kleineren Gruppen, weil sie zur
See geschah. Ob dagegen die Etrusker Lyder
sind, ist zweifelhafter. Die gefundenen lydischen In-
schriften deuten nicht auf Verwandschaft. Doch ist
dies noch keine genügende Grundlage für die An-
schauung, die bis in neueste Zeit viele Anhänger hatte:
die Einwanderung von Osten her zu verwerfen und
anzunehmen, dass das Volk ursprünglich in den Al-
penländern gewohnt hätte.1)
Aber weshalb zogen die Etrusker an Siciliens und
Süditaliens fruchtbareren Ländern vorbei, vorbei an
der Ebene von Latium, um sich in dem nicht beson-
1) Diese Ansicht vertritt L. Pareti: Le origine etrusche. 1926.

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