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74:

Das Helbig Museum.

malt ist. Oben darauf sitzt die Weihrauchschale selber
mit Efeuranke und Zickzackreiheri. Im Innern ein
Stabornament um die Mitte.
Die Bemalung gestattet die Datierung in hellenisti-
sche Zeit, und dazu passt die Form: das ganze ist ein
typisch hellenistisches Tischthymiaterion, wie es häu-
fig auf den Votivreliefs jener Zeit abgebildet er-
scheint1). Bei dem Symposion stellte man eine Schale
mit duftendem Weihrauch auf den Tisch; wir wissen
das aus einem Fragment des Philosophen und Dich-
ters Xenophanes (um 500 v. Chr.); später finden wir
diesen Gebrauch bei Platon und den Komödiendichtern
erwähnt. Schon im alten Orient gehörte das Weih-
rauchgefäss zum Festmahl, wie wir aus assyrischen
Reliefs und dem alten Testamente lernen. Auf Latei-
nisch heisst das Weihrauchgefäss turibulum: es konnte
natürlich auch aus kostbarem Materiale sein (Cicero:
In Verrem IV 46;. Bei der Überführung der grossen
orientalischen Göttermutter, der Magna Mater, nach
Rom stellte man turibula vor alle Türen längs des
Weges, den der Festzug nahm. (Livius XXIX 14,13).
H. 166 (H. I. N. 399). THYMIATERION. Terra-
kotta.
H. 0,255. Auf einem viereckigen Sockel erhebt sich
ein säulenförmiger Stiel mit vier Wülsten unten und
einem ausladenden Kranz oben. Die eine der auf der
Oberseite angebrachten Tauben ist modern. Darüber
die eigentliche Räucherschale.
Das Stück ist gleichzeitig mit H. 165. Über Thymia-
terien vgl. übrigens H. 165.
1) Vgl. Wigand: Thymiateria. Bonner Jahrbüchei’ 1912 S. 45,
Abb. 8 c.
 
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