Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Editor]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Editor]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 6.1885

DOI issue:
Nr. 1-2
DOI article:
Krall, Jakob: Neue koptische und griechische Papyrus
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12264#0083
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Neue koptische und griechische Papyrus.

77

Ueber die Ansicbt von de Rossi (Jnscr. christ., p. XCVH), der einen agyptischen Ursprung
der Indiction anzunelimen geneigt ist, làsst sich aus déni mir vorliegenden Papyrusmaterial
keine Entscheidung treffen. Indictionsangaben scheinen erst in nàchconstantiniseher Zeit vor-
zukommen. In den Urkunden ans friiherer Zeit pflegte man, wie sclion in den demotischen
Texten der Ptolemâerzeit, bei den Formeln, die wir oben besprochen baben, an die Stelle
der Indiction das betreffende Regierungsjabr des regierenden Kaisers zu setzen.

Wir baben in den vorhergebenden Anfïïhrungen im AUgemeinen den Monat Payni als
denjenigen angenommen, in den der Anfang des Indictionsjalires fiel. Es gilt nun Steliung zu
nebmen zu einer Frage, welebe durcb die Fajjûmer Urkunden aufgeworfen und von verschiedener
Seite verscbieden beantwortet wurde, nâmlich zu der Frage nacb der Bedeutung von téÀcç und
àptft der Indictionen. Die Annabme, dass der Anfang des Indictionsjabres an ein bestinmites
Datum gebunden war, von welcber Prof. v. Haktel ausgegangen ist, erscbeint aucb uns ganz
naturlicb und es wâre nur auffallend, wenn man an einem solcben nicbt festgebalten batte.
Es ist jedoch ebenso begreiflich, namenflicb bei Beriicksicbtigung des oben entwickelten
Zusammenbanges der Indictionsepocbe mit der Ernte in Aegypten, dass, bauptsiicblicb in
Folge mangelbafter Nilschwelle und darum scblecbter Ernte, Verspiitungen des Indictions-
antanges eintreten mussten. Feste Normen kennt wobl das Gesetzbucb, das praktische Leben
in seiner Mannigfaltigkeif bietet fast nur Ausnahmen. In diesem Sinne mocbten wir die von
Wilcken (a. o. a. 0. S. 294Î namhaft gemacbten drei Fâlle auffassen, unter denen als spa-
tester ïermin der 1. Epipbi (nicbt der 10. EpipbJ wie es bei Wii.cken zu lesen ist; die v£0|XTjv(a
bezeicbnet mit Uebertragung der Uebung der Ptolemâerzeit, wo man sicb eines gebundenen
Mondjabres bediente, auf das feste Jabr der Kaiserzeit, den ersten Monatstag fam 10. Epipbi
des Jabres 615 war zudem kein Xeumond!]) erscbeint. Die grosste Verspatung betrug sonacli
kaum einen Monat. Wir wissen, dass Gott Hapi seine Launen batte; von einer der
schlimmsten, aus dem Jabre der Eroberung Aegyptens durcb die Araber, melden arabiscbe
Sehriftsteller (vgl. die Literatur dariiber bei Lumbroso, L'Egitto al tempo dei Greci e dei Ro-
mani, S. 4 fl.). In solcben Fâllen geschah es, dass das Indictionsjahr iiber seinen normalen
Ëndtag verlângert wurde; man ziiblte nocb das Ende des alten (téXoç), wabrend man sonst
unter normalen Yerbaltnissen den Anfang (à?///)) des neuen Indictionsjabres geziiblt biitte.
So kam es, dass in einer ganzen Pieibe von Urkunden, namentlicb aus dem Payni, die Zusatze
téXoç und àpyj der Indictionen sicb finden. Denn kam es ab und zu vor, dass das Indictions-
ende iiber das iiblicbe Datum binaus verlângert wurde, so wird es begreif licb, dass bei Urkunden
aus der Uebergangszeit, wenn der Ausdruck gestattet ist, — und das ist eben der Payni,
beziebungsweise Ende Pachons oder Anfang Epipbi — die Uebung aufkam und dann all-
gemein, wenn aucb scbwerlicb obligatoriscb wurde, anzumerken, ob man das tsào; der alten
oder bereits die àpy-f, der neuen Indiction ziiblte. Dass à.pyrt und -£>-c; speciell den ersten und
letzten Tag des Indictionsjabres bezeicbnete, wie Wilcken (a. a. 0. S. 295) bebauptet, ist
mit Hinblick auf die oft angefiibrte Inscbrift bei de Rossi, Inscr. chr. urb. Iiomae, I, Nr. 979
nicbt gerade wahrscbeinlicb und muss auf aile Fâlle erst erwiesen werden.

vorkommt, wird es mm hochst wahrscheinlich, dass auch die in der Zeitreclinung gebrauchte filnfzehnjShrige
Période nichts anderes als eine Steuerperiode, d. h. ein Zeitraum von fiinfzehn Steuerjahren war. Dièses wird
fast gewiss dnrch den Umstand, dass die chronologische Indiction (so wie sie von den griechischen Kaisern
gebraucht wurde) genau mit demselben Tage anfïingt, wie das Steuerjalir, niunlich mit dem 1. September. »
 
Annotationen