DIE GRABUNG GUMPERT 1935-1936
DER GRABUNGSBEFUND
Die Entdeckung der Fundstelle Lengfeld-Süd fällt
wohl noch in die Zeit vor 1930. In einem Be-
reich von etwa 150 x 60 m sammelte Gumpert
im südlichen Teil jenes terrassenartigen Plateaus
große Mengen von Geräten, Splittern und Trüm-
merstücken aus Hornstein.
Bereits im Oktober 1932 führte Gumpert eine
kleine Probegrabung durch. Da er seine „Schürf-
grube" 12 aber nur am Rande der Felder, an ei-
ner wenig günstigen Stelle, anlegen konnte, ließ
sich damit kein besonderer Erfolg erzielen.
Erst in den Jahren 1935 und 1936 war es ihm
möglich, auf den Grundstücken Pl. Nr. 886, 887
und 889 eine größere Grabung durchzuführen.
In zwei kürzeren Aufsätzen 13 hat er über seine
Beobachtungen und Ergebnisse berichtet. Zu der
geplanten abschließenden und detaillierten Dar-
stellung ist es leider nicht mehr gekommen. Le-
diglich das 325 Seiten starke Manuskript mit 56
Abbildungen und 116 Tafeln ist vorhanden14.
Weitere Unterlagen liegen nicht vor oder sind
zumindest nicht zugänglich.
Als erstes legte Gumpert einen 52,25 m langen
Profilgraben (Taf. 3) in ungefähr west-östlicher
Richtung quer über die Fundstelle an. Die Ge-
ländeoberkante des gewonnenen Profils war mit
einem Gefälle von 1,90 m auf die gesamte Gra-
benlänge nur schwach von Ost nach West ge-
neigt (Taf. 4). Durchgehend war eine im Osten
und Westen mehr gelblichbraune, im wesentli-
chen jedoch dunkle, rotbraune lehmige Verwit-
terungsschicht von unterschiedlicher Mächtigkeit
zu erkennen, die zahlreiche Kalksteine und Horn-
steinstücke enthielt. An mehreren Stellen, be-
sonders in den Abschnitten 4 und 5, füllte sie
große Gruben (W 1— W 4), die der Ausgräber
als Wohngruben interpretierte. Die dunkle Fär-
bung dieser Schicht, die er im übrigen mit der
sogenannten Albüberdeckung verglich, veranlaßte
ihn, von einer Kulturschicht (Kulturschicht I) zu
sprechen. Als Kulturreste fand er in ihr zahl-
reiche Hornsteinabfälle und -geräte, Geweihstücke
und wiederholt Anhäufungen von Holzkohlen,
diese z. T. in muldenförmigen Vertiefungen (F 1,
F 2, F 5—F 8), z. T. auch als flach in die Schicht
eingelagerte Zonen (F 3—F 4); ein größeres teil-
weise verkohltes Holzstück wurde bei Meter 50
geborgen.
Deutlich hob sich diese Schicht durch ihre dunkle
Färbung von dem sterilen gelblichen bis gelb-
lichbraunen Verwitterungsschutt und dem gelb-
lichgrünen „Tegel" 15 ab, die das Liegende bilde-
ten bzw. in den Grabenabschnitten I, 2 und I, 3
die dort aufgeschlossenen anstehenden Platten-
kalke mit einer dünnen Schicht überdeckten. Diese
Kalke beschreibt Gumpert als dickgebankt, mit
einer Plattenstärke von 3—8 cm. Eine merkwür-
dige Erscheinung zeigte sich im Bereich zwischen
Meter 8 und 11. Ein bis zu einer Tiefe von 3 m
verfolgter Trichter war z. T. mit rötlichem Sand,
z. T. mit gelblichgrünem „Tegel" aufgefüllt, wo-
bei die beiden Einfüllmassen durch eine scharfe,
senkrechte Grenze getrennt waren. Westlich da-
von schob sich zwischen die Kulturschicht und
den liegenden gelblichen Verwitterungsschutt noch
eine sandige Lehmbank ein, „die den Eindruck,
eines angeschwemmten Lößlehms machte" ". Im
selben Profilabschnitt lag außerdem noch eine
12) K. Gumpert, Das grobgerätige Mesolithikum Süddeutschlands: Die Freilandsiedlung Lengfeld-Süd. Unge-
drucktes Manuskript.
13) K. Gumpert, a. a. O. 1936 (d). — Ders., a. a. O. 1942.
14) Für die Überlassung dieses Manuskriptes als Arbeitsunterlage danke ich Herrn P. Sessler, Ansbach.
15) Dieser von Gumpert hier etwas unglücklich benutzte Terminus bezeichnet im engeren, stratigraphischen Sinne
marine Tone des Torton im Wiener Becken (Badener Tegel, vgl. E. Kayser, Lehrbuch der geologischen For-
mationskunde Bd. II (1924), 358), daneben im weiteren Sinne aber auch gleichmäßige, meist geschichtete
Tone oder Mergel; hier sind sicherlich die tonigen zähplastischen Verwitterungslehme (vgl. S. 34) gemeint.
16) K. Gumpert, a. a. O. Manuskript, 7.
— 11 —
DER GRABUNGSBEFUND
Die Entdeckung der Fundstelle Lengfeld-Süd fällt
wohl noch in die Zeit vor 1930. In einem Be-
reich von etwa 150 x 60 m sammelte Gumpert
im südlichen Teil jenes terrassenartigen Plateaus
große Mengen von Geräten, Splittern und Trüm-
merstücken aus Hornstein.
Bereits im Oktober 1932 führte Gumpert eine
kleine Probegrabung durch. Da er seine „Schürf-
grube" 12 aber nur am Rande der Felder, an ei-
ner wenig günstigen Stelle, anlegen konnte, ließ
sich damit kein besonderer Erfolg erzielen.
Erst in den Jahren 1935 und 1936 war es ihm
möglich, auf den Grundstücken Pl. Nr. 886, 887
und 889 eine größere Grabung durchzuführen.
In zwei kürzeren Aufsätzen 13 hat er über seine
Beobachtungen und Ergebnisse berichtet. Zu der
geplanten abschließenden und detaillierten Dar-
stellung ist es leider nicht mehr gekommen. Le-
diglich das 325 Seiten starke Manuskript mit 56
Abbildungen und 116 Tafeln ist vorhanden14.
Weitere Unterlagen liegen nicht vor oder sind
zumindest nicht zugänglich.
Als erstes legte Gumpert einen 52,25 m langen
Profilgraben (Taf. 3) in ungefähr west-östlicher
Richtung quer über die Fundstelle an. Die Ge-
ländeoberkante des gewonnenen Profils war mit
einem Gefälle von 1,90 m auf die gesamte Gra-
benlänge nur schwach von Ost nach West ge-
neigt (Taf. 4). Durchgehend war eine im Osten
und Westen mehr gelblichbraune, im wesentli-
chen jedoch dunkle, rotbraune lehmige Verwit-
terungsschicht von unterschiedlicher Mächtigkeit
zu erkennen, die zahlreiche Kalksteine und Horn-
steinstücke enthielt. An mehreren Stellen, be-
sonders in den Abschnitten 4 und 5, füllte sie
große Gruben (W 1— W 4), die der Ausgräber
als Wohngruben interpretierte. Die dunkle Fär-
bung dieser Schicht, die er im übrigen mit der
sogenannten Albüberdeckung verglich, veranlaßte
ihn, von einer Kulturschicht (Kulturschicht I) zu
sprechen. Als Kulturreste fand er in ihr zahl-
reiche Hornsteinabfälle und -geräte, Geweihstücke
und wiederholt Anhäufungen von Holzkohlen,
diese z. T. in muldenförmigen Vertiefungen (F 1,
F 2, F 5—F 8), z. T. auch als flach in die Schicht
eingelagerte Zonen (F 3—F 4); ein größeres teil-
weise verkohltes Holzstück wurde bei Meter 50
geborgen.
Deutlich hob sich diese Schicht durch ihre dunkle
Färbung von dem sterilen gelblichen bis gelb-
lichbraunen Verwitterungsschutt und dem gelb-
lichgrünen „Tegel" 15 ab, die das Liegende bilde-
ten bzw. in den Grabenabschnitten I, 2 und I, 3
die dort aufgeschlossenen anstehenden Platten-
kalke mit einer dünnen Schicht überdeckten. Diese
Kalke beschreibt Gumpert als dickgebankt, mit
einer Plattenstärke von 3—8 cm. Eine merkwür-
dige Erscheinung zeigte sich im Bereich zwischen
Meter 8 und 11. Ein bis zu einer Tiefe von 3 m
verfolgter Trichter war z. T. mit rötlichem Sand,
z. T. mit gelblichgrünem „Tegel" aufgefüllt, wo-
bei die beiden Einfüllmassen durch eine scharfe,
senkrechte Grenze getrennt waren. Westlich da-
von schob sich zwischen die Kulturschicht und
den liegenden gelblichen Verwitterungsschutt noch
eine sandige Lehmbank ein, „die den Eindruck,
eines angeschwemmten Lößlehms machte" ". Im
selben Profilabschnitt lag außerdem noch eine
12) K. Gumpert, Das grobgerätige Mesolithikum Süddeutschlands: Die Freilandsiedlung Lengfeld-Süd. Unge-
drucktes Manuskript.
13) K. Gumpert, a. a. O. 1936 (d). — Ders., a. a. O. 1942.
14) Für die Überlassung dieses Manuskriptes als Arbeitsunterlage danke ich Herrn P. Sessler, Ansbach.
15) Dieser von Gumpert hier etwas unglücklich benutzte Terminus bezeichnet im engeren, stratigraphischen Sinne
marine Tone des Torton im Wiener Becken (Badener Tegel, vgl. E. Kayser, Lehrbuch der geologischen For-
mationskunde Bd. II (1924), 358), daneben im weiteren Sinne aber auch gleichmäßige, meist geschichtete
Tone oder Mergel; hier sind sicherlich die tonigen zähplastischen Verwitterungslehme (vgl. S. 34) gemeint.
16) K. Gumpert, a. a. O. Manuskript, 7.
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