Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Reisch, Ludwig; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Der vorgeschichtliche Hornsteinabbau bei Lengfeld, Ldkr. Kelheim und die Interpretation "grobgerätiger" Silexindustrien in Bayern — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 29: Kallmünz, Opf.: Lassleben, 1974

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74370#0039
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE GRABUNG 1968

Um zunächst eine Antwort auf die erste Fra-
gengruppe zu finden, wurden im Herbst 1968,
in einer dreiwöchigen Grabung, drei übereck lie-
gende Flächen von 2 m2 untersucht (Taf. 2, 2 u.
6, 1). In den Flächen A 19—20 und B 21—22
wurde nach Abnahme der Grasnarbe das Sedi-
ment in 5 cm mächtigen, künstlichen Zonen ab-
getragen, dabei alles in Verteilungsplänchen fest-
gehalten und mit Ausnahme des Kalkschuttes,
nach Viertelquadratmetern getrennt, geborgen.
Die Säuberung und Auslese des Materials erfolgte
später in Erlangen. Es konnten mehrere sedimen-
tologisch verschiedene Zonen mit wechselnder,
davon aber offensichtlich unabhängiger Häufig-
keit von Silexstücken beobachtet werden. Inter-
essant war, daß ihr Anteil im Oberboden merk-
lich geringer war, was möglicherweise mit der
langen und intensiven Absammlung durch Gum-
pert und spätere Privatsammler zusammenhängt.
Die Stücke aus diesem Bereich waren auch, als
Folge der stärkeren Witterungseinflüsse und der
Bodenbildung, stärker patiniert und trugen häu-
fig Rostspuren. Wie dicht die Funde in tieferen
Zonen lagen, mag ein Beispiel aus dem südwest-
lichen Quadranten des m2 A 20 zeigen. In einem
Abschnitt von 50 x 50 x 5 cm Sediment waren
222 Silexstücke und 23 meist erbsengroße Ge-
rölle aus Quarz, Quarzit und Sandstein neben
viel grobem Kalkschutt enthalten (Abb. 4). Vo-
lumenmäßig nahmen dabei die Silexstücke etwa
ein Achtel des gesamten Sedimentes ein. Auf
diese Weise wurden aus 1,38 m° Erdreich 16 854
Fundstücke, davon 16 822 Silexstücke geborgen,
von denen jedoch nur 2 474 artifiziellen Charak-
ter im weitesten Sinne besaßen.
Die Fläche A 23—24 wurde, um eine größere
Tiefe zu erreichen, in etwas gröberem Verfah-

ren untersucht. Dabei konnten aus 2,5 m3 Sedi-
ment weitere 7 593 Fundstücke geborgen wer-
den.
Insgesamt ergab diese erste Grabung 24 447 Fund-
stücke: 1 Hirschgeweihrest, 2 Fragmente geschlif-
fener Felsgesteingeräte, 33 Gerölle und Geröll-
fragmente mit Arbeitsspuren, 7 kleine Tonscher-


Abb. 4 Detail des m2 A 20 (südwestlicher Quadrant,
ca. 20—25 cm unter der Oberfläche) in Planzeichnung;
jeder Punkt entspricht einem Silexstück, Kalksteine sind
schraffiert. — M. 1:10.

ben und 24 404 Silexstücke, darunter 3 354 mit
artifiziellem Charakter. Diese Funde verteilten
sich ziemlich gleichartig auf teils mehr tonige,
teils mehr lössig-lehmige Sedimente mit unter-
schiedlichem Schuttanteil. Die Schichtgrenzen wa-
ren sehr unregelmäßig, häufig ineinander ver-
zahnt und manchmal auch unscharf. Die gewon-
nenen Profile waren zu klein und zu unklar, um
irgendwelche Schlüsse zuzulassen.

DIE GRABUNG 1969

Um die offen gebliebenen Fragen zu klären,
wurde im Herbst 1969 mit Hilfe eines Baggers
ein Schnitt quer über das nach Süden abfallende
Plateau gezogen, genau parallel zur Ostkante der
von Gumpert untersuchten Fläche (Taf. 2). Die
Funde gingen bei diesem Verfahren zwar weit-
gehend verloren, doch nur so war es möglich,
in kurzer Zeit und ohne viele Arbeitskräfte ein

Profil zu erhalten, wie es die Ostwand dieses
Grabens dann bot (Beilage 1).
Die Geländeoberkante des Profils fiel von 361,20
m über N.N. im Norden auf 358,40 m im Sü-
den. Die durchschnittliche Tiefe des Aufschlus-
ses betrug 1,5 bis 2 m. Vor allem im südlichen
Teil des Schnittes bot sich eine klare, ungestörte
Stratigraphie:

— 33 —

3
 
Annotationen