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Reisch, Ludwig; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Der vorgeschichtliche Hornsteinabbau bei Lengfeld, Ldkr. Kelheim und die Interpretation "grobgerätiger" Silexindustrien in Bayern — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 29: Kallmünz, Opf.: Lassleben, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.74370#0042
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DER FUNDSTOFF

Bei der Durchsicht der Gumpertschen Funde er-
gab sich, daß trotz der vom Ausgräber gemach-
ten Unterscheidungen, die, wie gezeigt werden
konnte, nur geringen Aussagewert haben, kei-
nerlei Anzeichen für eine äußere, d. h. vertikale
oder horizontale stratigraphische Ordnung des
Fundgutes erkennbar sind. Bestätigt wurde dies
auch durch die Ergebnisse der neuen Grabungen.

Im folgenden soll daher das umfangreiche Ma-
terial als Ganzes, nur nach inneren Kriterien wie
Rohstoff und Form gegliedert, vorgelegt wer-
den. Berücksichtigt wird das gesamte Fundma-
terial der Sammlung Gumpert und der Grabun-
gen 1968—69. Außerdem wird als Einzelstück
der von Födisch 180 angezeigte Fund mit aufge-
nommen ™.

HORNSTEINE

Die insgesamt 44 951 Hornsteinstücke, die bear-
beitet werden konnten, zeigen in Farbe und Struk-
tur eine sehr große Variationsbreite. Die Farb-
skala reicht von fast schwarz, über graublau, grau
und gelb, bis schmutzig weiß, wobei die grau-
blauen Varianten deutlich vorherrschen. Zahlrei-
che Stücke sind gefleckt oder gemasert, häufig
grau oder graublau mit gelbem Kern. Vereinzelt
kommen auch rote und rötlichbraune Farbtöne
vor; dabei handelt es sich jedoch fast immer um
Steine, die einer stärkeren Hitzeeinwirkung aus-
gesetzt waren, wie Feuernäpfchen und Craque-
lees deutlich zeigen. In der Struktur gibt es grob-
körnige, beinahe quarzitische Abarten ebenso wie
feinkörnige, schwach kantendurchscheinende Bil-
dungen. In vielen Fällen sind beide Extreme in-
nerhalb einer einzigen Knolle ausgeprägt, ent-
weder mit einer quer hindurch laufenden, schar-
fen Trennfläche oder in Form von linsenartig
eingelagerten gröberen Bereichen.
Bemerkenswert sind die häufigen Fossileinschlüsse,

die aber nicht systematisch untersucht werden
konnten. Neben einer Fülle von Mikrofossilien
— vor allem Spongienresten, vereinzelten Bryo-
zoen und Radiolarien — wurden mehrfach Fisch-
schuppenreste, Fragmente von Ammonitengehäu-
sen, ein gut erhaltenes, kleines Aptychenpaar,
Schalen von Plicatula sp. und andere nicht nä-
her bestimmte Molluskenreste erkannt. Beson-
dere Erwähnung verdient das Bruchstück einer
leicht unregelmäßigen Silexplatte mit Blattab-
drücken von Zamites oder Otozamites 182.
Allem Anschein nach stammt das meiste, wenn
nicht das ganze Material primär aus Jurasedi-
menten. Tatsächlich wurde ja ein Hornsteinvor-
kommen in den an der Fundstelle anstehenden
Kalken des oberen Weißjura festgestellt. Ein klei-
ner Teil könnte auch kretazischer Herkunft sein,
wofür jedoch sichere Anhaltspunkte fehlen.
Die Patinierung ist nicht einheitlich. Einzelne
Stücke, deren Flächen leicht gerunzelt erscheinen
und deren Kanten und Grate immer, z. T. so-

180) H. Födisch, a. a. O. 1967 (a).

181) Diese Funde befinden sich heute in der Prähistorischen Staatssammlung in München, Inv. Nr. 1969, 501—
1128 (ehem. Sammlung Gumpert), in der Sammlung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Univer-
sität Erlangen-Nürnberg, Inv. Nr. Le 1/68 — Le 898/69 (Grabung 1968—69), und in Privatbesitz (Dr. H. Fö-
disch, Forchheim). — Unberücksichtigt bleiben verschiedene in ihrer Herkunft ungesicherte, kleine oder in
Privatbesitz befindliche Kollektionen, da sie zu den anstehenden Fragen keine verwertbaren Beiträge liefern
können. Funde dieser Art befinden sich z. B. im Stadtmuseum Kelheim, Inv. Nr. 332—333, und im Museum
der Stadt Regensburg, Inv. Nr. 1951/5 u. 1962/192 (dazu: Fundchronik, Bayerische Vorgeschichtsblätter 27,
1962, 160).

182) (Oto-)Zamites: Prähistorische Staatssammlung in München, Inv. Nr. 1969, 746 b; die Bestimmung verdanke
ich Herrn Prof. Dr. W. Jung, Paläontologisches Institut der Universität München. — Für ihre Hilfe bei der
Bestimmung der übrigen Fossileinschlüsse danke ich Herrn Prof. Dr. Fl. Heller und Herrn Doz. Dr.
J. Th. Groiß, beide Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Erlangen-Nürnberg.

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