DIE GROBGERÄTIGEN SILEXINDUSTRIEN BAYERNS
IN NEUER SICHT
Jahrzehntelang hat die Fundstelle Lengfeld-Süd
nicht nur für die Beurteilung der Gumpertschen
Jurakultur, sondern auch bei allen Versuchen,
für Süddeutschland ein grobgerätiges Mesolithi-
kum oder ein Campignien nachzuweisen, eine
Schlüsselrolle gespielt. Da sich dieser Angelpunkt
nun aber als etwas völlig anderes erwiesen hat,
als in diesen Theorien angenommen wurde, wird
es notwendig, auch jene einer Überprüfung zu
unterziehen.
OBERTRUBACH-SÜD
Bevor man daran geht, die für Lengfeld gewon-
nenen Ergebnisse eventuell auf andere damit in
Beziehung gesetzte Fundkomplexe zu übertragen,
ist es angebracht, wenigstens eine weitere in die-
sem Zusammenhang bereits besprochene Station
der Jurakultur, nämlich Obertrubach-Süd (vgl.
S. 20 f.), kritisch zu untersuchen.
DER FUNDSTOFF
Von den von Gumpert gesammelten und ausge-
grabenen Funden ist noch eine Kollektion von
insgesamt 6 479 Silexstücken vorhanden274.
a. Nichtartefakte
6 471 Stücke
Die Masse des Fundmaterials besteht aus natür-
lich entstandenem Hornsteinschutt. Die Formen
dieser Nichtartefakte entsprechen jenen von Leng-
feld. Ihre Entstehung geht wohl auf dieselben
Ursachen zurück. Die randlichen Aussplitterun-
gen und Verstoßungen einzelner Bruchstücke
wirken sehr retuscheähnlich, doch sind sie sicher-
lich auf natürlichem Wege entstanden.
b. Artefakte
8 Stücke
1 grob bifaziales Stück (Abb. 12, 2)
Ein in der Literatur wiederholt als Beilchen be-
schriebenes Stück275 besitzt annähernd spitzdrei-
eckigen Umriß und ist auf beiden Flächen mit
groben Abschlägen zugerichtet. Weder die Spitze
noch eine der Kanten sind durch Feinretuschen
betont. Es handelt sich wohl um ein unfertiges
Gerät.
2 Klingen (Abb. 12, 3. 6)
Als Klingen müssen zwei Stücke bezeichnet wer-
den, deren Artefaktcharakter allerdings trotz der
regelmäßigen Form kaum überzeugt. Ein schma-
ler Abspliß (Abb. 12, 3) ohne ausgeprägten Bul-
bus, von der Kante eines Rohstückes stammend,
ist dorsal sehr stark, ventral aber nicht patiniert.
Das zweite Stück ist größer und sehr derb.
5 Abschläge (Abb. 12, 1. 4. 5. 7)
Neben zwei kleinen (Abb. 12, 1. 4) und einem
mittelgroßen (Abb. 12, 5) gibt es zwei sehr große
und derbe Abschläge (Abb. 12, 7).
c. Keramik
Zwei kleine, untypische, sicherlich vorgeschicht-
liche Scherben, die von Gumpert als hallstattzeit-
lich beschrieben wurden27' lagen über den der
Jurakultur zugewiesenen Schichten. — Zwei wei-
tere kleine Fragmente gebrannten Tons stam-
men wohl nicht von Gefäßen.
Sonstige Kulturreste, von einigen Holzkohlen
(vgl. S. 21) abgesehen, sind nicht vorhanden.
274) Prähistorische Staatssammlung in München, Inv. Nr. 1970, 2453—2461. — Ehemals in der Sammlung des
Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg vorhandene Stücke bezeichnete Zotz
(L. F. Zotz, a. a. O. 1956, 331 Anm. 5) insgesamt als scharfkantige Frostsprenglinge.
275) K. Gumpert, a. a. O. 1935, 195 u. Abb. 26. — G. Freund, a. a. O. 1963, 149. — H. J. Seitz, a. a. O. 1965, 132.
276) K. Gumpert, a. a. O. 1935, 168.
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IN NEUER SICHT
Jahrzehntelang hat die Fundstelle Lengfeld-Süd
nicht nur für die Beurteilung der Gumpertschen
Jurakultur, sondern auch bei allen Versuchen,
für Süddeutschland ein grobgerätiges Mesolithi-
kum oder ein Campignien nachzuweisen, eine
Schlüsselrolle gespielt. Da sich dieser Angelpunkt
nun aber als etwas völlig anderes erwiesen hat,
als in diesen Theorien angenommen wurde, wird
es notwendig, auch jene einer Überprüfung zu
unterziehen.
OBERTRUBACH-SÜD
Bevor man daran geht, die für Lengfeld gewon-
nenen Ergebnisse eventuell auf andere damit in
Beziehung gesetzte Fundkomplexe zu übertragen,
ist es angebracht, wenigstens eine weitere in die-
sem Zusammenhang bereits besprochene Station
der Jurakultur, nämlich Obertrubach-Süd (vgl.
S. 20 f.), kritisch zu untersuchen.
DER FUNDSTOFF
Von den von Gumpert gesammelten und ausge-
grabenen Funden ist noch eine Kollektion von
insgesamt 6 479 Silexstücken vorhanden274.
a. Nichtartefakte
6 471 Stücke
Die Masse des Fundmaterials besteht aus natür-
lich entstandenem Hornsteinschutt. Die Formen
dieser Nichtartefakte entsprechen jenen von Leng-
feld. Ihre Entstehung geht wohl auf dieselben
Ursachen zurück. Die randlichen Aussplitterun-
gen und Verstoßungen einzelner Bruchstücke
wirken sehr retuscheähnlich, doch sind sie sicher-
lich auf natürlichem Wege entstanden.
b. Artefakte
8 Stücke
1 grob bifaziales Stück (Abb. 12, 2)
Ein in der Literatur wiederholt als Beilchen be-
schriebenes Stück275 besitzt annähernd spitzdrei-
eckigen Umriß und ist auf beiden Flächen mit
groben Abschlägen zugerichtet. Weder die Spitze
noch eine der Kanten sind durch Feinretuschen
betont. Es handelt sich wohl um ein unfertiges
Gerät.
2 Klingen (Abb. 12, 3. 6)
Als Klingen müssen zwei Stücke bezeichnet wer-
den, deren Artefaktcharakter allerdings trotz der
regelmäßigen Form kaum überzeugt. Ein schma-
ler Abspliß (Abb. 12, 3) ohne ausgeprägten Bul-
bus, von der Kante eines Rohstückes stammend,
ist dorsal sehr stark, ventral aber nicht patiniert.
Das zweite Stück ist größer und sehr derb.
5 Abschläge (Abb. 12, 1. 4. 5. 7)
Neben zwei kleinen (Abb. 12, 1. 4) und einem
mittelgroßen (Abb. 12, 5) gibt es zwei sehr große
und derbe Abschläge (Abb. 12, 7).
c. Keramik
Zwei kleine, untypische, sicherlich vorgeschicht-
liche Scherben, die von Gumpert als hallstattzeit-
lich beschrieben wurden27' lagen über den der
Jurakultur zugewiesenen Schichten. — Zwei wei-
tere kleine Fragmente gebrannten Tons stam-
men wohl nicht von Gefäßen.
Sonstige Kulturreste, von einigen Holzkohlen
(vgl. S. 21) abgesehen, sind nicht vorhanden.
274) Prähistorische Staatssammlung in München, Inv. Nr. 1970, 2453—2461. — Ehemals in der Sammlung des
Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg vorhandene Stücke bezeichnete Zotz
(L. F. Zotz, a. a. O. 1956, 331 Anm. 5) insgesamt als scharfkantige Frostsprenglinge.
275) K. Gumpert, a. a. O. 1935, 195 u. Abb. 26. — G. Freund, a. a. O. 1963, 149. — H. J. Seitz, a. a. O. 1965, 132.
276) K. Gumpert, a. a. O. 1935, 168.
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