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Reisch, Ludwig; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Der vorgeschichtliche Hornsteinabbau bei Lengfeld, Ldkr. Kelheim und die Interpretation "grobgerätiger" Silexindustrien in Bayern — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 29: Kallmünz, Opf.: Lassleben, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.74370#0049
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schlage desselben Rohstückes vorliegen. Vermut-
lich entstand ein flaches kernartiges Gebilde. Von
einer anderen Knolle sind ebenfalls zahlreiche
Rindenabschläge, von denen sich allerdings nur
wenige zusammenpassen ließen, vorhanden (Taf.
24, 8. 9). In diesen Fällen scheinen, zumindest zu-
nächst, nicht die Abschläge, sondern der von sei-
ner Rinde befreite Kern das Ziel gewesen zu
sein.
51 Kielklingen (Taf. 23, 6. 9)
Sammlung Gumpert 50
Grabung 1968—69 1
Bei den Klingen von Kernsteinkanten fehlen die
großen und regelmäßigen Formen, die unter den
patinierten Artefakten begegnen. Sie scheinen
nicht als bewußt angestrebte Nebenprodukte der
Klingenherstellung, sondern eher zufällig ent-
standen zu sein.
6 Basisabschläge (Taf. 23, 10; 24, 7)
Sammlung Gumpert 4
Grabung 1968—69 2
Praktisch keine Bedeutung erreichen im Verhält-
nis zu den übrigen die Abschläge von Kernstein-
schlagflächen, wobei zumindest eines der Stücke
(Taf. 24,7) nicht von einem Klingenkernstein
stammt, wie ja oben gezeigt werden konnte.
c. Kernsteine und Kernartige
2 161 Stücke
Als Kernsteine werden hier, in einer sehr weiten
Fassung des Begriffs, alle Stücke verstanden, die
weder Abschlag noch bifaziales Gerät sind und
mindestens ein (1) deutliches Abschlagnegativ
zeigen.
55 reguläre Kernsteine (Taf. 25, 4—8; 26—28)
Sammlung Gumpert 44
Grabung 1968—69 11
Gut ansprechbar sind nur die Kernsteine mit ei-
ner regelmäßigen, tedinologisch festgelegten Form.
Es lassen sich verschiedene Typen unterscheiden.
Konische Kernsteine mit einer Schlagfläche kom-
men 27 mal vor. Darunter sind solche mit Klin-
gennegativen, die aus fladigen Knollen oder Plat-
ten hergestellt wurden (Taf. 25, 4—8; 26, 3), ge-
genüber einfachen Abschlagkernsteinen (Taf. 26,
1. 2. 4; 27, 5) in der Minderzahl. Die Abgren-
zung beider Varianten voneinander ist schwie-
rig, da es auch einzelne Kernsteine aus Knollen
mit den Negativen von länglichen Abschlägen
und Klingen gibt (Taf. 27, 1). Kernsteine mit zwei

einander gegenüberliegenden Schlagflächen sind
nur zweimal vertreten und überdies wenig ty-
pisch. Häufiger gibt es flache, scheibenförmige
Exemplare (27 Stück). Bei einer Reihe von ih-
nen verlaufen die Negative feiner Klingen auf
der einen Seite senkrecht zu jenen der Gegenseite
(Taf. 27, 2. 4). Bei einigen ist der Rand durch
kleine Abschläge gegen die Fläche abgesetzt. Da-
mit leiten diese Formen über zu einem Stück,
dessen eine Fläche die Knollen- bzw. Plattenrinde
trägt, während die andere durch flache Abschläge
vom Rande her bearbeitet ist (Taf. 28, 2). Der
Rand ist mit kleinen Abschlägen von der be-
arbeiteten Seite her in einem Winkel von circa
70° zugerichtet. Neben dieses Stück können mit
gewissen Vorbehalten einige weitere gestellt wer-
den (Taf. 28, 1. 3). Andere scheibenförmige Kern-
steine mit rundem, ovalem oder annähernd vier-
eckigem Umriß zeigen unregelmäßige, vom Rande
ausgehende Abschlagnegative.
2 106 irreguläre Kernsteine und Kernartige (Taf.
29—49) Sammlung Gumpert 1 676
Grabung 1968—69 430
Die Masse der Kernsteine läßt sich nicht exakt
in scharf umrissene Gruppen aufgliedern, doch
zeichnen sich mehr oder weniger deutlich be-
stimmte Unterschiede ab. Wo man die Grenzen
zwischen den einzelnen Gruppen ziehen will, ist
weitgehend eine Frage des persönlichen Ermes-
sens. Bei einigen Stücken ist die Beurteilung sehr
einfach, doch bei der Masse ist wegen der feh-
lenden charakteristischen Merkmale eine sichere
Zuweisung nicht möglich. Auf eine zahlenmäßige
Aufschlüsselung mußte daher verzichtet werden.
Zunächst gibt es eine Reihe von Formen, die
den regulären Kernsteinen nahestehen, ohne aber
deren regelmäßige Gestalt zu erreichen: kugel-
förmige Kernsteine (Taf. 29, 5), kleine Restkerne
(Taf. 29,2), unregelmäßige Abschlagkernsteine mit
einer oder mehreren Schlagflächen (Taf. 29, 1.4;
30, 1. 2; u. a.) und völlig unregelmäßige amorphe
Kernsteine (Taf. 32, 2. 3). Hierher gehören auch
einige chopping-tool-artige Kernsteine aus Horn-
steinknollen mit noch weitgehend erhaltenen
Rindenresten (Taf. 32, 4).
Die zweite und bei weitem größte Gruppe bil-
den Formen, für die hier die Bezeichnung Kern-
artige verwendet wird (Taf. 40, 3; 41—49). Diese
Stücke lassen sich sinnvollerweise weder als irre-
guläre Kernsteine noch als erkennbare Vorfor-
men von bifazialen Geräten ansprechen. Zu ih-
nen werden auch die zahlreichen Rohstücke von

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