Offenburg die Stadt mit hohem Thurme; über der grünen Flur erhebt sich an
dem Bergrücken in dem Frühlingskleide der weifsblühende Kirschwald, den Locken
des Greisen nicht unähnlich, so schneeig weifs«zieht sich die Krone über die Land-
schaft hin 5 aber über ihr her schauen ernst und düster die finstern Fichten von
den höhern Bergen herab.
Noch lieblicher ist die Aussicht auf das Thal der Kinzig. Leber das herrliche
Grün der Wiesen hin schauen wir Gengenbach mit seinen Thürmen und die Dörfer
in den Beugungen des Thales 5 ein reizendes Land erwacht hier und begrüfst den
Morgenstrahl; in die Feier stimmt harmonisch klingend das Geläute, das den Be-
wohnern den jungen Tag verkündet.
Der weite Garten, welcher sich von den Bergen bis an die Rheinufer hinzieht,
ist die alte Mortenau, das Land der Markmänner, oder das Murggau (wie Uf und
Osgau, von der Os)1, in welches, nachdem die Römer es unterworfen hatten, die
Allemannen eingezogen waren. Denn über alle diese Länder herrschte das welt-
erobernde Volk, und hatte hier Kolonisten angesiedelt und nannte die Gaue das
Zehentland, von der Abgabe, welche es in denselben erhob. So viel Eigenthüm-
liches dem Unterjochten auch geblieben seyn mag, so zeigt doch das Land noch
überall die Spuren jener Herrschaft; Altäre, Tempel, Denkmale der Kunst, Ueber-
reste der Befestigungen und Gräber künden überall den Römer an. Schwer waren
die Kämpfe um die Erhaltung der Eroberung; mit unerklärbarer Einsicht benutzten
die freien Anwohner des grofsen Walles (Pfahlgraben) jede Unruhe in dem Innern
des Reichs zu verheerenden Einfällen in ihr ursprüngliches Eigenthum. Probus,
Julian und ihre Nachfolger begannen jeder von Neuem die Eroberungen, bis zuletzt
Honorius durch die Entfernung der Besatzungen diese Grenze für immer öffnete.
Aber die errungene Freiheit gieng wieder in der zülpicher Schlacht unter, und an
der Stelle des Römers herrschte jetzt der Franke.
Die Mortenau wurde ein fränkischer Gau, und die Verwaltung nach der Sitte
des Reichs einzelnen Grafen übergeben. Die Urkunden nennen einen Konrad (691)
und einen Kuno (gg4). Nach der Auflösung des Frankenreichs wurde das Land
deutsche Provinz und durch Landvögte verwaltet. Der Markgraf Rudolph der Vierte
von Baden hatte sich für den Kaiser Ludwig den Baiern erklärt, und dafür die Burg
Ortenberg, die Städte Offenburg, Gengenbach und Zell nebst allen herrschaftlichen
Rechten als Pfand erhalten (1334)- Es war dies die traurige Zeit, in welcher der Graf
von Würtemberg das schöne Land verwüstete, zu dessen Schutz er von dem Mark-
1 Vielleicht auch Morgengau 3 wie in Strafsburg in früherer Zeit eine Mortglocke geläutet wurde.
dem Bergrücken in dem Frühlingskleide der weifsblühende Kirschwald, den Locken
des Greisen nicht unähnlich, so schneeig weifs«zieht sich die Krone über die Land-
schaft hin 5 aber über ihr her schauen ernst und düster die finstern Fichten von
den höhern Bergen herab.
Noch lieblicher ist die Aussicht auf das Thal der Kinzig. Leber das herrliche
Grün der Wiesen hin schauen wir Gengenbach mit seinen Thürmen und die Dörfer
in den Beugungen des Thales 5 ein reizendes Land erwacht hier und begrüfst den
Morgenstrahl; in die Feier stimmt harmonisch klingend das Geläute, das den Be-
wohnern den jungen Tag verkündet.
Der weite Garten, welcher sich von den Bergen bis an die Rheinufer hinzieht,
ist die alte Mortenau, das Land der Markmänner, oder das Murggau (wie Uf und
Osgau, von der Os)1, in welches, nachdem die Römer es unterworfen hatten, die
Allemannen eingezogen waren. Denn über alle diese Länder herrschte das welt-
erobernde Volk, und hatte hier Kolonisten angesiedelt und nannte die Gaue das
Zehentland, von der Abgabe, welche es in denselben erhob. So viel Eigenthüm-
liches dem Unterjochten auch geblieben seyn mag, so zeigt doch das Land noch
überall die Spuren jener Herrschaft; Altäre, Tempel, Denkmale der Kunst, Ueber-
reste der Befestigungen und Gräber künden überall den Römer an. Schwer waren
die Kämpfe um die Erhaltung der Eroberung; mit unerklärbarer Einsicht benutzten
die freien Anwohner des grofsen Walles (Pfahlgraben) jede Unruhe in dem Innern
des Reichs zu verheerenden Einfällen in ihr ursprüngliches Eigenthum. Probus,
Julian und ihre Nachfolger begannen jeder von Neuem die Eroberungen, bis zuletzt
Honorius durch die Entfernung der Besatzungen diese Grenze für immer öffnete.
Aber die errungene Freiheit gieng wieder in der zülpicher Schlacht unter, und an
der Stelle des Römers herrschte jetzt der Franke.
Die Mortenau wurde ein fränkischer Gau, und die Verwaltung nach der Sitte
des Reichs einzelnen Grafen übergeben. Die Urkunden nennen einen Konrad (691)
und einen Kuno (gg4). Nach der Auflösung des Frankenreichs wurde das Land
deutsche Provinz und durch Landvögte verwaltet. Der Markgraf Rudolph der Vierte
von Baden hatte sich für den Kaiser Ludwig den Baiern erklärt, und dafür die Burg
Ortenberg, die Städte Offenburg, Gengenbach und Zell nebst allen herrschaftlichen
Rechten als Pfand erhalten (1334)- Es war dies die traurige Zeit, in welcher der Graf
von Würtemberg das schöne Land verwüstete, zu dessen Schutz er von dem Mark-
1 Vielleicht auch Morgengau 3 wie in Strafsburg in früherer Zeit eine Mortglocke geläutet wurde.