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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0053
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STEINSBERG

Nachdem die Römer den ältern Bund der Markmänner durch innere Entzweiung
der Deutschen gebrochen, und diese Völker, Ruhe suchend vor den unersättlichen
Länderräubern, tief in Germanien sich zurückgezogen, blieben gröfstentheils öde
die Länder zwischen dem Rhein und dem Main. Tacitus berichtet, dafs darauf
gallisches Volk herübergezogen sey, um diesen weiten Strich unter römischem
Schutze anzubauen, und dafs auf diese Weise, noch vor dem Ende des ersten
Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, das Land wieder bevölkert worden. Die
Herrscher erkannten auch bald dessen doppelte Wichtigkeit: zunächst der Sicherheit
der Rheingränze wegen, welche dieses Vorland schirmte, und dann später wegen
des Ertrages des reichen Bodens und der fleifsigen Bewohner: denn diese waren
gehalten, den Zehnten ihrer Feldfrüchte zu geben, als Anerkennung, dafs dem
Staat das Eigenthum gehöre. In langem Frieden blühte immer schöner dieses
Zehentland (agri decumates'), bis in dem dritten Jahrhundert neue Bündnisse der
freien Völker jenseits des Mains diese Ruhe gefährdeten. So lange nämlich die
römischen Legionen tief in dem nordwestlichen Germanien das ungebändigte
Volk bekämpften, war hier nichts zu befürchten : erst die schmähliche Niederlage
des Varus und die dadurch ermuthigte Freiheitsliebe der Barbaren, erregte
Besorgnisse für die Besitzungen diesseits des Gränzstromes. Drusus befestigte das
Taunusgebirge, Tiber den Mittelrhein, während zugleich die Gränze des Zehent-
landes durch vereinzelte Castelle und Kohorten geschützt wurde. Der thätige
Trajan verband dann diese vorgeschobenen Wachten, und unter ihm und seinem
Nachfolger wurde wohl der lange Wall von der Mündung der Altmühl in die
Donau bis an den Taunus erbaut, der noch jetzt durch die ganze Strecke hin
verfolgt werden kann, und bald Teufelsmauer, bald Pfahlgraben, Pfahlhecke oder
auch Schweinegraben von den Anwohnern genannt wird.
So geschirmt blühten in sicherer Ruhe diese Gaue: überall herrschte römische
Sprache, römische Kultur und Lebensweise. Längs der Flüsse zogen sich die
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