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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0017
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DAS SCHLOSS SCHENKENZELL.
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Auf der Bergscheide des Schwarzwaldes, wo die Kinzig entspringt, liegt ein Theil
der Besitzungen, welche das mächtige Haus der Fürstenberger sich in dem Laufe
der Jahrhunderte gesammelt hat. Auf diesen Höhen, wo der liebliche Frühling
und der milde Herbst nicht mehr den rauhen Winter von der Schwüle des Sommers

trennen, stand in alter Zeit noch eine Warte der Ritter, die Strafse und den Flufs
beherrschend. Sie hatte einst mit der kleinen Bergstadt Schenkenzell ihre eigenen
Herren, die Schenke von Schenkenzell, welche noch in dem dreizehnten Jahr-
hundert genannt werden. Unbekannt ist es, wie von diesen die kleine Herrschaft
auf die Geroldsecker übergieng, welche sie in der Theilung von 1277 unter ihren
Besitzungen begriffen haben. Sie blieb bei diesem Geschlechte bis Gangolf der Erste
sie an den Grafen Wolfgang von Fürstenberg zuerst verpfändete (1490), und zehn
Jahre später zu eigen verkaufte. Als die fürstenbergischen Brüder, Wilhelm der Erste
und Friedrich der Dritte, ihre Besitzungen theilten, gab der erstere die Burg den
Rittern von Weitingen zu Lehen (1513). In der unruhigen Zeit, in welcher Graf
Wilhelm an den wichtigsten Begebenheiten lebhaften Antheil nahm, entzweite er
sich mit seinen Lehensträgern, und nahm ihnen mit Gewalt die Veste, welche bei
dem Sturme durch Feuer verwüstet wurde. Die Zeit hat seitdem die Zerstörung
vollendet. Unbedeutend sind die Trümmer, welche sich erhalten haben 5 an den
steilen Abhängen der Höhe sind die Mauerstücke herab gerollt, und das Ganze bildet
nur noch eine Episode in der reizenden Landschaft. Der Berg mit der Ruine und die
umliegenden Felder, noch jetzt der Burgfriede genannt , gehören zu dem Bauergute
in dem Thal, daher nennt auch der Thalbewohner die Veste, das Bauerschlofs.
Der Morgenstrahl erheitert das Thal, von Schenkenzell herab und von Wolfach
her wandern rüstige Männer, das lange Ruder und die schwere Axt auf der Schulter
tragend. Ihr lautes Rufen hallt an den Bergwänden, und das lange Flofs, welches
den Flufs bedeckt, wird von den Ufern gelöst. Gewaltig treiben es die Fluthen das
Thal hinab , und sorgsam lenken es die Schiffer um Ecken und Felsen bis zur
rauschenden Wehre. Der Damm wird geöffnet und reifsend stürzen die langen
Stämme mit den schäumenden Wogen hinaus, dafs alle Bande krachend zu zer-
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