Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0033
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DAS SCHLOSS BADEA.


Von der Uebermacht der Römer verdrängt, waren die Markmänner in das tiefere
Deutschland gezogen, die weiten Gaue zwischen dem Rhein und der Donau öde
und menschenleer dem unersättlichen Eroberer überlassend. Dieser füllte, mit der
Besitznahme des verlassenen Landes, die Lücke zwischen seinen Donauprovinzen
und Gallien aus, zog neue Bewohner in die Thäler auf beiden Seiten des Schwarz-
waldes, und schirmte das schnell aufblühende Zehentland durch Vesten und krie-
gerische Niederlassungen. In beinahe zweihundertjähriger Ruhe entwickelte sich der
Wohlstand des Volkes, auf welches, seit Trajan, mehrere Herrscher Roms besondere
Sorgfalt hin wendeten. Bald auch zogen sich Heers trafsen über den düstern Schwarz-
wald, und Höhen und Thäler füllten sich mit Ansiedlern. Aufmerksam erspähten
sie jeden Vortheil, welchen der Boden ihnen gewährte, besonders aber die wundersam
aus diesen Bergen hervorströmenden Heilquellen. Diese erhöhten für den Herrscher
den Werth des Besitzes, und lockten die Kunst zu manchfachen Verschönerungen
der Ansiedelungen. Auf diese Weise entstand die aurelische Bäderstadt in dem
reitzenden Osthaie, deren wohlthätige Wirksamkeit seit dem zweiten Jahrhundert
nur selten unterbrochen war. Bei dem Umfange des Weltreiches hatte sich jedoch
das Einzelne in dem ungeheuren Ganzen verloren, und dem in Rom lebenden
Geschichtschreiber sind wahrscheinlich nur unvollständige Berichte über diese
entfernten Provinzen zugekommen, in welchen er die wahre Bedeutsamkeit der
Länder nicht erkannte. Wenn aber auch die Geschichte schweigt, so sprechen noch
zu uns die Denkmale alter Erinnerung und alter Kunst, welche einst die dankbaren
Bürger der Bäderstadt {Respublica aquensis') den siebeschützenden Fürsten errichtet
haben. In denselben werden Caracalla, Elagabal, Alexander Severus, genannt, und
der Nachwelt ihre Verdienste um diese Stadt und Umgegend übertragen. An sie
schliefsen sich Leichensteine einzelner Krieger, und die Trümmer, welche, von den
neuern Bauten überdeckt, in bedeutendem Umfange zu Tage gefördert werden.
Noch sammelt sich die Hauptquelle in dem alten römischen Gewölbe, das mit
reinem cararischem Marmor bekleidet ist, und weitläufige Trümmer grofser Bäder
verkünden überall die römische Prachtliebe und sinnvolle Bequemlichkeit. In den
Tempeln, auf den Altären zeigt uns die wunderbare Mischung des Volksglaubens

9
Image description
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen