EBERSTEIN.
Auf dem Bergrande, der die Hochgebirge hinter Baden umschliefst und sich von
dem Osthaie an das der Murg hinzieht, liegen die Trümmer von Alt-Eberstein.
Es führt von dem alten Schlosse Baden ein einsamer Pfad durch den hohen Forst,
an dem Dorfe Eberstein vorbei, auf diese Mauern, welche selten der Fremde
unbesucht läfst. Auch sind mancherlei Vorkehrungen getroffen, um ihm den Genufs
der lieblichen Aussicht auf das Rheingau, bis weit über den dunkeln Dom von
Spei er hinab, gefahrlos und. leicht zu machen. Eben so anziehend ist der romantische
Sagenkreis, welcher sich an diese geschichtlich merkwürdigen Mauern knüpft, und
den'der fleifsige Sammler rheinischer Sagen so einfach kindlich erzählt und einer
der rheinischen Dichter (Karl Geib) so lieblich besungen hat. Denn die Geschichte
des alten Hauses der Eberstein zerfällt in zwei Hälften, von welchen jedoch die
frühere zu ihrer Begründung nichts als die Erinnerungen der Anwohner und
unverbürgte Nachrichten alter Chronikenschreiber aufweisen kann. Wer sie
erfunden, welche Zeit sie weiter ausgebildet, vermag Niemand zu bestimmen :
historische Treue darf hier nicht gesucht werden, und Widerspruch gegen gewisse
Geschichten Keinen wundern. Dahin gehört die Erzählung von den alten Grafen,
abstammend von Isenhard, dem fabelhaften Stifter der Welfen, zu einer Zeit,
wo die Grafenwürde noch nicht erblich war. Eben so das Geschenk der offenen
B.ose, welche Eberhard von dem Papste erhalten und in sein Wappenschild gesetzt
haben soll \ Auch die Geschichte des Kampfes der drei Ebersteiner gegen Otto
den Grofsen, der vergeblich ihre Stammburg belagert haben soll, bis er zur List
seine Zuflucht genommen, ist völlig unhistorische Sage, zugleich des Charakters
dieses Fürsten unwürdig. Auf den Rath eines seiner Hauptleute soll er nämlich
die Ebersteiner auf ein Turnier nach Speier geladen haben, um während ihrer
Abwesenheit die Burg zu überfallen. Des Kaisers Tochter habe indessen beim
i Die Geschichte erzählt, doch ohne den Grafen zu nennen, Sattler in der Freiburger Chronik. (In der
Schilter’schen Ausgabe Königshofens. Strasb. 169/p 4- 4&)
13
Auf dem Bergrande, der die Hochgebirge hinter Baden umschliefst und sich von
dem Osthaie an das der Murg hinzieht, liegen die Trümmer von Alt-Eberstein.
Es führt von dem alten Schlosse Baden ein einsamer Pfad durch den hohen Forst,
an dem Dorfe Eberstein vorbei, auf diese Mauern, welche selten der Fremde
unbesucht läfst. Auch sind mancherlei Vorkehrungen getroffen, um ihm den Genufs
der lieblichen Aussicht auf das Rheingau, bis weit über den dunkeln Dom von
Spei er hinab, gefahrlos und. leicht zu machen. Eben so anziehend ist der romantische
Sagenkreis, welcher sich an diese geschichtlich merkwürdigen Mauern knüpft, und
den'der fleifsige Sammler rheinischer Sagen so einfach kindlich erzählt und einer
der rheinischen Dichter (Karl Geib) so lieblich besungen hat. Denn die Geschichte
des alten Hauses der Eberstein zerfällt in zwei Hälften, von welchen jedoch die
frühere zu ihrer Begründung nichts als die Erinnerungen der Anwohner und
unverbürgte Nachrichten alter Chronikenschreiber aufweisen kann. Wer sie
erfunden, welche Zeit sie weiter ausgebildet, vermag Niemand zu bestimmen :
historische Treue darf hier nicht gesucht werden, und Widerspruch gegen gewisse
Geschichten Keinen wundern. Dahin gehört die Erzählung von den alten Grafen,
abstammend von Isenhard, dem fabelhaften Stifter der Welfen, zu einer Zeit,
wo die Grafenwürde noch nicht erblich war. Eben so das Geschenk der offenen
B.ose, welche Eberhard von dem Papste erhalten und in sein Wappenschild gesetzt
haben soll \ Auch die Geschichte des Kampfes der drei Ebersteiner gegen Otto
den Grofsen, der vergeblich ihre Stammburg belagert haben soll, bis er zur List
seine Zuflucht genommen, ist völlig unhistorische Sage, zugleich des Charakters
dieses Fürsten unwürdig. Auf den Rath eines seiner Hauptleute soll er nämlich
die Ebersteiner auf ein Turnier nach Speier geladen haben, um während ihrer
Abwesenheit die Burg zu überfallen. Des Kaisers Tochter habe indessen beim
i Die Geschichte erzählt, doch ohne den Grafen zu nennen, Sattler in der Freiburger Chronik. (In der
Schilter’schen Ausgabe Königshofens. Strasb. 169/p 4- 4&)
13