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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0062
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( 6o )
und von diesen gieng sie an die Gemmingen über, welche sie noch in diesem
Jahrhundert bewohnt haben.
Unter Neckarzimmern öffnet sich an dem Felsgestade, neben den Spuren
römischer Trümmer, eine Kluft, die Jungfrauenhöhle genannt. In ihr soll die
heilige Notburga, König Dagoberts Tochter, sich verborgen haben, um der Wer-
bung des heidnischen Wendenkönigs Samo sich zu entziehen, welchem ihr Vater
ihre Hand zugesagt. Sie floh von dem Hornberg an das Gestade des Stromes,
schwang sich auf den Rücken einer treuen Hirschkuh, die sie schon seit langen
Jahren gepflegt, und schwamm an das jenseitige Ufer hinüber. Viele Tage lebte
sie hier vor ihren Verfolgern geborgen5 ihr brachte das treue Thier die Speisen,
die es aus der königlichen Küche entwendete: bis dessen List entdeckt wurde und
den zürnenden Vater zur Höhle führte. Vergebens fleht die Tochter, dem heiligen
Glauben des Christenthums hier leben zu dürfen : der König ergreift mit Gewalt
ihren Arm, um sie hervorzuziehen5 aber erschrocken weicht er zurück, denn der
Arm hat sich von dem Körper gelöfst. Verzweifelnd stürzt er fort, für immer diese
Thäler verlassend 5 aber der Jungfrau reichte eine Schlange ein heilendes Kraut,
dessen Wunderkraft schnell die Wunde vernarbte. Die erstaunten Uferbewohner
traten nun, durch sie und das Wunder bekehrt, zur christlichen Religion über.
Notburga lehrte sie zugleich die Künste des Friedens, wie sie in dem gebildetem
Frankenlande dieselben empfangen hatte, den Ackerbau und die Pflanzung der
Rebe. Die Dankbarkeit der Neubekehrten bezeugt das alte steinerne Bild der
Jungfrau, mit der Schlange und dem heilenden Blatt, in der Kirche des nahen
Dorfes Hochhausen.
In dem nahen Neckar-Elz verbinden sich römische Denkmale mit den Trümmern
eines zerstörten Tcmplerhauses, und auch die alte Burg in Obrigheim wurde auf
den Trümmern eines römischen Kastells erbaut. Der neuere unbedeutende Zwinger
auf der Höhe, Neuburg oder Hohinrot genannt, reicht nicht über das vierzehnte
Jahrhundert hinauf, und zeichnet sich nur durch eine freundliche Aussicht aus.
Enger und wilder wird das Thal: unter den Trümmern der Veste Dauchstein,
an welche sich keine historische Sagen anknüpfen, wälzt sich der Strom vorüber-
eine neue Wendung desselben führt uns zu dem Dörfchen Guttenbach, über
welchem aus dem hohen Forste die rothen Giebelmauern und Thürme des weit-
läufigen Minnabergs sich erheben. Die erste Gründung dieser Veste führt die Sage
in die Zeiten der Kreuzzüge zurück. Damals lebte auf dem Hornberg die schöne
Minna von Horneck, welche der Vater einem Grafen von Schwarzenberg verlobt
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