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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0066
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( 6’4 )
gegangener Geschlechter. Aber in dem Gemüthe erwacht, durch sie geweckt, die
Erinnerung an die Geschichte langer Jahrhunderte, von welchen jedes seines
Ganges Spuren hier gelassen. Von der grauen Römerzeit an bis auf die jüngsten
Tage herab liegen hier die Schicksale der Bewohner des Landes in dunkeln und
helleren Schriftzügen aufgezeichnet: ein ernstes Buch, das sich von den hohen
Berggipfeln bis in das Thal hinab aufrollt, meist nur dunkle Ahnungen weckt,
hier und dort ganz verwischt ist von den Alles dahinreifsenden Wogen der Zeit.
So wie vor uns auf dem Gipfel des Gaisberges alte Sagen an die Macht der
Welteroberer erinnern, so erzählt die Geschichte von Trümmern des alten heid-
nischen Kultus jenseits auf der Höhe des heiligen Berges. Auf dem Schlofsberge
soll aber die Druda Jetta gewohnt haben, den alten Deutschen den Willen der
Götter verkündend, bis sie auf einer Wanderung in die Umgebung ihres geheim-
nifsvollen Tempels von Wölfen zerrissen worden, woher noch der Name des
Wolfsbrunnens. Nachdem die Römermacht untergegangen, setzte sich das neue
Geschlecht auf allen diesen Punkten ; drüben gründeten Mönche von Lorsch
christliche Gotteshäuser; hier und auf den Trümmern des hohem Castells erbauten
die neuen Herrscher Burgen und Warten. Ungewifs ist, wer sie in den ersten
Jahrhunderten des Frankenreiches bewohnt, wen die mächtigen Herzoge des
Schwabenlandes und des rheinischen Frankens hierher gesandt, das Grafenamt
zu verwalten und das Land zu schirmen ; die hohem Befehle kamen von Metz,
der Hauptstadt Austrasiens, oder von Würzburg, dem Sitz der Herzoge Ost-
frankoniens. Königliche Kammerboten hatten den Vorsitz bei den Gerichten, und
wie überall, besorgten Pfalzgrafen das königliche Gut. Die Theilung des Franken-
reiches, in Verdun 843 geschlossen, trennte für immer die östlichen Rheinlande
von dem Karolingischen Reiche, und seit dem zehnten Jahrhundert finden sich
besondere Herzoge für das rheinische Franken, die in Mainz und Worms ihren
Sitz haben. Ungefähr hundert Jahre später nennt die Geschichte die ersten rhei-
nischen Pfalzgrafen, deren Verwaltung aber wohl noch die untern Rheinlande bis
hinüber nach Aachen umfafste. Kaiser Friedrich I hat dann von diesen weitläu-
figen Lehen die eigentliche rheinische Pfalz ausgeschieden und sie seinem Bruder
Konrad von Hohenstaufen übertragen, der zugleich von jenen ältern Pfalzgrafen
das Pieichsvicariat während der Erledigung des Kaiserthrones erhielt. Unter Konrad
wurde Heidelberg der Sitz der Pfalzgrafen, denn dieser Fürst wohnte bald hier,
bald auf der Burg Stahleck bei Bacharach. Ob er sich aber auf der Veste des Gais-
bergs aufhielt, oder auf dem Jettabühl, kann nicht gesagt werden; gewifs ist nur,
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