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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0072
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zurück (den yten Oktober 1649)- Aber welcher Blick auf das Land, dessen
Einwohner in dem Elend umgekommen oder ausgewandert waren, dessen Städte
und Dörfer in Schutt lagen, und wüst und ungebaut die Felder und Rebhügel!
Allein des Fürsten hoher Sinn eröffnete bald wieder die Quellen des Glücks,
Ordnung und Sicherheit: Fremde zogen überall her, und die Zerstreuten begannen
sich wieder zu sammeln. Da kündigte abermals die nächtliche Stimme in den
öden Räumen des Rittersaales nahes Verderben des Landes, und erfüllte mehrere
Nächte hindurch, dies Weherufen wiederholend, alle Gemüther mit Grausen.
Nur allzu schnell bricht das Verderben ein mit Ludwigs XIV Heerschaaren. Turenne
zieht an dem Gebirge herab, und der Sieg bei Sinsheim öffnet ihm das Land.
Von der Friedrichsburg in Mannheim sieht Karl Ludwig die Flammen von sieben
Städten und vielen kaum wieder aufgeblühten Dörfern. Ist es ein Wunder, wenn
er den Verwüster zum Zweikampf fordern läfst!
Auch unter seinen nächsten Nachfolgern, dem genufssüchtigen Karl, Philipp
Wilhelm und Johann Wilhelm, dauern diese verheerenden Züge fort. Letzterer
wohnte sogar in Düsseldorf. Zwar zog sein Sohn Karl Philipp, mit dem der
Simmer’sche Zweig erlöscht, wieder zurück nach Heidelberg; allein in Religions-
streitigkeiten mit den Bewohnern der Stadt verwickelt, verläfst er die Wohnung
seiner Ahnen, und Mannheim wird jetzt der Sitz der Kurfürsten, und vorzüglich
von Karl Theodor, mit den Kunstschätzen Heidelbergs geschmückt.
Die Zerstörungen der Menschen vollendet die Zeit : aber weder die einen
noch die andern haben die schönste Ruine Deutschlands vernichten können. Mag
auch das fürstliche Leben entwichen seyn, mit den Festen und den herrlichen
Tagen, und bleiches Mondlicht die offenen Räume durchschimmern, welche einst
Fackelglanz erfüllte; mag auch kein Morgenruf des Thurmwartes mehr fröhliches
Leben wecken, und keiner Freude Ton das tiefe Schweigen unterbrechen! In
diesen öden Höfen und Gängen lebt eine lange Geschichte; jede Stelle weckt
Erinnerungen an kräftige Thaten, an gewaltige Männer, an Freude und Trauer.

ENDE DER ZWEITEN ABTHEILUNG.
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