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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0034
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30

Die Ergebnisse: Zusammenfassung und historische Auswertung

im Süden. Der gesamte Bereich wurde großflächig mit Abriss-
schutt aufgefüllt.
Darüber brachte man, etwa 40 cm über dem Laufhorizont
132 des alten Hofes, einen neuen, 5-10 cm dicken Boden aus
Stampflehm 11=32=55 ein (Taf. 2, 1. 2; 21, 1. 2; s. auch Taf.
17, 2)147. Dieser neue Laufhorizont bedeckte das gesamte Areal
zwischen der neuen Nord-Mauer 8=184 und der Binnenmauer
83 im Osten und läuft, wie in den Profilen sichtbar, sowohl im
Westen als auch im Süden über die Grabungsgrenzen hinaus
weiter (Taf. 2, 1; 11,2; 18, 1.2).
Die einzige bauliche Installation, die auf dem neuen, vergrö-
ßerten Hof angetroffen wurde, ist eine halbrunde Bank 269,
die im Süden, im Bereich des einstigen Raumtraktes, gegen
die Ostmauer 83 des Hofes gesetzt ist (Taf. 12, 2; 21, 2; 42
Beil. 1). Die aus Kalkstein aufgemauerte und mit Stuck ver-
putzte Bank war, mit einer Höhe von bis zu 60 cm, von dem
Laufniveau des neuen Stampflehmbodens 11=32=55 des Ho-
fes aus benutzbar.

Der Ost-Trakt
Der östliche Trakt des neuen Hauses, wo es zuvor offenbar kei-
ne Bauaktivitäten gegeben hatte, wird im Westen von der alten
Mauer 83 und im Norden und Osten durch die Außenmauern
8=184 und 75, 227, 343, 344 des Komplexes abgegrenzt (Taf.
22, 1.4; 23, 1). Das dergestalt abgesteckte Areal ist ca. 6,20 m
breit, was recht genau 12 punischen Ellen entspricht148.
In dem bislang freigelegten Bereich bestand dieser Trakt aus
zwei Teilen: einem großen Hof im Süden, der hier über die
Grabungsgrenze hinaus weiterlief, und einem quergelagerten
Raum im Norden.
Der Hof besitzt einen einfachen Stampflehmboden 281=306
(Taf. 4, 1; 22, 1. 2; 23, 1). Dieser wurde nur im Ostareal groß-
flächig freigelegt (281), aber auch — jenseits des Steges, der zwi-
schen unseren beiden Grabungsarealen belassen wurde — im
westlichen Areal angetroffen (306) (Taf. 22, 2). Der Boden
fällt nach Süden hin leicht ab149.
Im östlichen Grabungsareal fanden sich auf dem Hofboden
zwei bearbeitete Kalksteine in situ (Taf. 22, 1; 23, 1 Beil. 1).
Der eine, dreieckig zugehauene Stein weist auf der Obersei-
te eine rechteckige, leicht erhöhte Auflagefläche auf, die, mit
parallelen Rillen überzogen, wohl als Werkstein diente. Der
andere Stein, von länglicher Form, besitzt oben eine runde
Vertiefung mit einem Durchmesser von 20 cm, die 20 cm tief
ist und nach unten konisch zuläuft. Dieser Lochstein diente
vielleicht als Mörser, möglicherweise aber auch, wie es im Falle
sehr ähnlicher Steine aus Tiddis vermutet wurde, als Auflager
für die Achse einer Töpferscheibe150.
Im Norden des östlichen Traktes des Gebäudes wurde, quer
zum Hof, ein länglicher Raum von ca. 2,40 m Breite eingerich-
147 H 511,04-511,25 m ü.LHN.
148 1 punische Elle = 52 cm x 12 = 6,24 m; Die punische Elle war in Nord-
afrika neben dem römischen Fuß bis weit in die Kaiserzeit in Gebrauch; hierzu
s. Hurst 1994b, 120-123.
149 H 510,22-510,31 m ü. LHN.
150 Ausgehöhlte Steine, die als Mörser dienten, wurden etwa in Kerkouan
gefunden: s. Fantar 1985, 160 f. 250 Taf. 86 b; 263 Taf. 94 b; 290 Taf. 120.
121. - Zu den Steinen aus Tiddis s. Berthier 2000, 119-124 mit Abb. 31.

tet, der zum Hof hin von einer schmalen Mauer 163 begrenzt
wird (Taf. 22, 1; 23, 1 Beil. 1).
Der Zugang zu diesem Raum kam am westlichen Ende der
Mauer 163 im westlichen Grabungsareal zutage. Hier fand
sich eine aus zwei Blöcken bestehende, ca. 20 cm hohe Schwel-
le 365'51, über die der Raum vom Hof aus zu betreten war
(Taf. 22, 3).
Der Raum ist in einen vorderen und einen hinteren Raum-
bereich getrennt. Im westlichen, dem Eingang am nächsten
liegenden Teil besteht der Boden aus einfachem Stampflehm
119'ff Dieser erstreckt sich ostwärts bis zu einer flachen, ca.
20 cm hohen, schwellenartigen Steinsetzung 117 (Taf. 23, 3),
die die beiden Raumbereiche voneinander abgrenzt. Der hin-
tere, östliche Raumbereich besitzt hingegen einen aufwendi-
geren Plattenboden 116, der aus luftgetrockneten Lehmzie-
geln unterschiedlicher Färbung besteht (Taf. 23, 1. 3)153. Die
Platten sind zwischen 40 cm und 60 cm lang, 26—30 cm breit
und 5 cm dick. Ähnliche Böden mit Platten von vergleichbarer
Größe sind etwa aus Karthago gut bekannt, wo sie in Räumen
zutage kamen, die in der Zeit nach der Neugründung der Stadt
unter Augustus angelegt wurden'54.
Die Gestaltungsprinzipien, denen die Anlage des östlichen
Traktes folgt, sind dieselben wie bei dem älteren, vorrömischen
Gebäude im Westen: Auf einen größeren Hof öffnet sich ein
schmaler, quer zum Hof liegender Raum mit dezentral ange-
legtem Eingang. Auffallend bei dem neuen Raum ist seine Bin-
nengliederung durch verschiedenartige Böden. Die Hervorhe-
bung des hinteren, mittels einer schwellenartigen Steinsetzung
abgetrennten Raumbereiches durch einen aufwendigeren Leh-
mplattenboden deutet darauf, dass dieser Bereich, in Analogie
zur Bodengestaltung römischer cubicula, zur Aufnahme einer
Bettstatt gedient haben könnte.
Die Pflasterstrasse
Die Pflasterstraße 7, die unmittelbar nördlich des neuen Ge-
bäudes in West-Ost-Richtung verläuft, wurde vermutlich um
dieselbe Zeit wie dieses, jedenfalls wohl nicht sehr viel später
angelegt (Taf. 20, 1; 24, 1. 2; 42 Beil. 1).
Das Straßenpflaster 7 ist nur im westlichen der drei im Stra-
ßenbereich angelegten Schnitte erhalten'55. Seine Entstehungs-
zeit lässt sich einstweilen stratigraphisch nur grob bestimmen,
da das im Schnittbereich sehr gut erhaltene Pflaster im Verlauf
der Grabung nicht entfernt werden sollte, sodass die darunter-
liegende Ausgleichsschicht nicht untersucht werden konnte. Ei-
nen Hinweis auf die Zeitstellung liefert aber der schmale Geh-
weg, der zwischen dem Pflaster und der Nordmauer 8=184 des
Neubaues angetroffen wurde und dessen harter Estrichboden
39, von der Pflasterstein-Kante aus leicht ansteigend, gegen die

151 Hierzu s. Kap. III. 3. 2.
152 H 510,49-510,53 m ü. LHN.
153 H 510,58-510,61 m ü. LHN.
154 Stanzl 1991a, 50 mit Taf. 14 d (Raum R 65); Stanzl 1991b, 82 mit
Taf. 24 e (Raum R 69); Teschauer 1991, 192 mit Taf. 48. 49 (Räume R 34,
35 und 37).
155 H 510,79-510,91 m ü. LHN. - In den beiden östlichen Straßenschnitten,
also der Verlängerung der Straße nach Osten hin, war das Pflaster hingegen nicht
mehr erhalten, da es hier im 4. Jh. n. Chr. entfernt wurde; hierzu s. Kap. II. 6.
 
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