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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0075
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Die Bestattungen

71

2.2. Katalog der Grabbefunde
Thomas Becker - Stefan Ritter - Philipp von Rummel
Die spätantiken Gräber 1-10
Bef. 77
Spätantikes Grab 1. -Taf. 2, 2; 17, 1. 2; 21, 1; 28, 2; 42.
Beschreibung: Körpergrab in Steinkiste. W-O ausgerichte-
tes Steinplattengrab; L max. 1,34 m, B 0,86 m; Platten aus
Kalkstein, Längstseite ca. 13-14 cm; grob behauen, an der
Querseite feiner bearbeitet, ca. 7-8 cm stark; ein profilierter
Stein in sekundärer Verwendung. Abdeckung aus Kalkstein-
platten (eine scharriert, eine mit anhaftenden Mörtelresten),
dazwischen kleine Kalksteinbrocken (bis ca. 10 cm) zur Aus-
füllung von Lücken; die westl. Abdeckplätte fehlt; Verfül-
lung aus graubraunem, sandigem Material, durchsetzt mit
Kalksteinsplittern/-brocken, Mörtelbrocken und etwas Kera-
mik (entspricht wohl Bef. 21). — Grabsohle: 511,68—511,72 m
ü. LHN. Grabgrubengröße: 1,17 m. — Skelett W-O ausgerich-
tet, in gestreckter Rückenlage; Schädel wohl nach S verkippt;
Arme links und rechts des Körpers; Beine mit ca. 8 cm sehr
nah beieinander liegend. Schädelteile sowie drei Fingerphalan-
gen in ihrer Lage stark verschoben, Ursache evtl. Wurzel. Kör-
perlänge im Grab: 76 cm.
Anthropologie: Bei diesem Skelett kann wohl ursprünglich von
einer vollständigen Niederlegung des Individuums ausgegan-
gen werden. Erhalten haben sich dagegen nur die Diaphysen
der Langknochen, Teile des Schädels (Hirnschädel, Unterkie-
fer), Anteile des Rumpfes (ca. 40 % der Rippen, ca. 20 % der
Wirbelsäule), ein größeres Fragment des linken Beckens sowie
Teile des Hand- und Fußskeletts. Vom Milchgebiss liegen grö-
ßere Partien vor (51-55, 61-62, 64-65, 74-75, 83-85), wäh-
rend vom bleibenden Gebiss nur die teilentwickelten Kronen
nachgewiesen werden konnten.
Alter: Infans I, ca. 2 Jahre (Das Milchgebiss ist vollständig in
Nutzung, während die Kronen der ersten Molaren des bleiben-
den Gebisses noch nicht durchgebrochen sind.)
Geschlecht: weiblich ? (Die Formung von Incisura ischiadica
major (UM) und Are compose könnten für diese Geschlechts-
bestimmung sprechen, eingeschränkt durch das frühe Ent-
wicklungsstadium des Individuums.).
Pathologie: —.
Bef. 104
Spätantikes Grab 2. - Taf. 26, 1. 3; 28, 1; 42.
Beschreibung: Körpergrab in Steinkiste. W-O ausgerichtet,
Kopf im W; L. max. 1,53 m (ohne östl. Verkeilstein). B ca.
0,6 m, bestehend aus senkrecht gestellten Kalksteinplatten;
weißer Kalkstein, B ca 10 cm; darauf Abdeckung aus wei-
ßen Kalksteinplatten, z. T. mit Bearbeitungsspuren; alle Ab-
deckplatten sind in situ. Grabgrube = Bef. 176. - Grabsohle:
511,57-511,65 m ü. LHN. Grabgrubengröße: 1,32 m. - W-O
ausgerichtetes, infantiles Skelett. Arme liegen ausgestreckt am
Körper; Beine liegen nebeneinander; der linke Unterschenkel
ist zum rechten hin verkippt. Die bleibenden Zähne sind im
Oberkiefer oberhalb des Milchgebisses erkennbar; Knochen

dort vergangen. Die Wadenbeine sind nach O hin verschoben.
Körperlänge im Grab: 1,12 m.
Anthropologie: Aus diesem Grab konnte ein Kinderskelett in
mäßiger Erhaltung geborgen werden. Vom Schädel haben sich
der Hirnschädel und Teile von Gesichtsschädel und Unterkie-
fer erhalten. Beim postcranialen Skelett sind es in der Haupt-
sache die Diaphysen der Langknochen und Teile des Rumpfes
(70 % der Rippen, 50 % der Wirbelsäule), die geborgen wer-
den konnten. Hinzu kommen beide Claviculae, ein Fragment
der linken Scapula, ein großes Fragment des rechten Beckens
sowie Teile des Hand- und Fußskelettes. Das Milchgebiss liegt
relativ vollständig vor (53, 63, 71-73 fehlen), während vom
Dauergebiss nur die ersten und zweiten Molaren, z. T. nur als
ausgebildete Kronen, geborgen werden konnten.
Alter: Infans I, ca. 6 Jahre (Die 6er sind durchgebrochen, je-
doch noch nicht ganz in der Occlusion.)
Geschlecht: männlich ? (Die Formung der UM und die Füh-
rung des Are compose sprechen eher für ein männliches Indi-
viduum.)
Pathologie: -
Bef. 105
Spätantikes Grab 3. — Taf. 26, 2. 4; 28, 1; 42.
Beschreibung: Körpergrab in Steinkiste. W-O ausgerich-
tet, Kopf im W; L max. 1,18 m, B max. 0,46 m. Erstellt aus
senkrecht gestellten Kalksteinplatten. Die Platten sind an den
Längsseiten scharriert. Eine der Platten weist ein nahezu qua-
dratisches Loch von 0,05 m Kantenlänge auf. Die Abdeckung
fehlt; Verfüllung aus graubraunem sandigem Material. - Grab-
sohle: 511,59 m ü. LHN; Grabgrubengröße: 1,06 m. - Das
Skelett ist W-O orientiert in leicht gedrehter Rückenlage; Kopf
nach S geneigt; Wirbelsäule leicht gebeugt; rechtes Bein nach
S geknickt, vielleicht ursprünglich angewinkelt und im Grab
verkippt. Auf bzw. um das Skelett fanden sich Reste einer
Kalkschicht, die sich aber nicht unter dem Skelett befand und
folglich erst nach der Bestattung ins Grab gekommen ist. Kör-
perlänge im Grab: 86 cm
Anthropologie: Hier liegt ein Kinderskelett in sehr schlechter,
stark verwitterter Erhaltung vor. Geborgen werden konnten le-
diglich der Schädel in Teilen, ein Unterkieferfragment, Schaft-
teile von Humeri, Femora, Tibiae und einer Fibula, ca. 30 %
der Rippen sowie einige kleinere Beckenfragmente. Das Gebiss
konnte ebenfalls nur in Teilen nachgewiesen werden (Milchge-
biss: 61-62, 72-75, 81, 83-85; Dauergebiss: nur die teilentwi-
ckelten Kronen von 16, 26 und 46).
Alter: Infans I, ca. 1,5-2 Jahre (Die 5er des Milchgebisses sind
bis auf 85 gerade in der Occlusion ([85 kurz davor]).
Geschlecht: ?
Pathologie: -
Funde: Am linken Unterarm fand sich ein Armreif (Kat. Ql)
in situ, im Halsbereich fanden sich 36 Perlen einer Halskette
(Kat. Q2).
Bef. 106
Spätantikes Grab 4. — Taf. 27, 1. 3; 42.
Beschreibung: Körpergrab in Steinkiste, W-O ausgerichtet.
L der Steinkiste max. 2,04 m, B ca. 0,6 m. Deckplatten aus
weißem Kalkstein, zwei Platten bearbeitet und in sekundärer
 
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