Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0076
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72

Die Befunde

Verwendung. Die Grabfüllung ist aus feinschluffigem Sand mit
wenigen Mörtelpartikeln und Kalksteinbröckchen durchsetzt.
- Grabsohle: 511,59-511,66 m ü. LHN. Grabgrubengröße:
l, 78 m. - Skelett W-O ausgerichtet; erwachsenes Individuum
in gestreckter Rückenlage; Arme an Körper liegend unter Be-
ckenschaufeln; Knie berühren einander; Unterschenkel in un-
terem Teil übereinanderliegend; Schädel nach W verkippt. Un-
terkiefer und Schlüsselbeine in Lage verrutscht, Kniescheibe in
Lage verrändert. Körperlänge im Grab: 1,57 m.
Anthropologie: Das vorliegende Skelett eines erwachsenen In-
dividuums konnte fast vollständig geborgen werden — lediglich
einige fragilere Bereiche (Schädelbasis, Teile des Gesichtsschä-
dels, Epiphysen der Langknochen, etc.) haben sich aufgrund
von Verwitterungsprozessen im Boden nicht erhalten. Das Ge-
biss liegt bis auf intravitale Zahnverluste vollständig vor. Kör-
pergröße: 157cm +/- 3,5cm.
Alter: Senil, über 60 Jahre (Die Schädelnähte sind endocranial
vollständig verstrichen, ektocranial teilweise. Die Facies sym-
physialis weist das Altersstadium IV auf, und bei den Zähnen
kann eine für dieses Alter entsprechende Abrasion festgestellt
werden.)
Geschlecht: männlich (Die Formung der IIM und des Are
compose sprechen ebenso für ein männliches Individuum wie
der fehlende Sulcus präauricularis. Die Merkmale am Schädel
entsprechen diesem Bild).
Pathologie: Kiefer: 18 Karies superficialis mesial, 33 intravitaler
Verlust, 36 Karies profunda (Krone fehlt fast vollständig), 37
Karies profunda mesial, 38 entzündungsbedingte Veränderung
im Zahnfach, 46 intravitaler Verlust, 48 entzündungsbedingte
Veränderung im Zahnfach (Abb. 2). - Wirbelsäule: Kranzbil-
dung an drei Lendenwirbeln, Blockbildung am 2. (beginnend)
und 3. Brustwirbel (Abb. 4). - Schlüsselbein: Deformation am
medialen Ende der Clavicula dext. (Abb. 3).
Funde: unbestimmbare Münze (Kat. A 39) aus der Grabver-
füllung.
Datierung: C14 (Erl 5462: 1562 BP ± 56): 428-547 cal AD
(68.3 %), 389-611 cal. AD (95.4 %).
Bef. 204
Spätantikes Grab 5. — Taf. 28, 1. 3; 42.
Beschreibung: Körpergrab in Steinkiste. W-O ausgerichtet,
L max. 1,6 m, B max. 0,7 m; aus senkrecht stehenden Kalk-
steinen als Trägersteine, Kalksteinbrocken als Verkeilsteine;
Abdeckplatten des Grabes fehlen (waren nie vorhanden?), Trä-
gersteine meist langrechteckige, weiße Kalksteine, max. L 0,97
m, B max. 0,22 m; z. T. Steine in sekundärer Verwendung; in
SO-Ecke verrundeter Feldlesestein. Verkeilsteine: weiße Kalk-
steine (Dm ca. 7 cm) bzw. -brocken und vereinzelt Mörtel-
bzw. Wandverputzbrocken. Grabbau liegt in Grabgrube 205,
die in 60 eingetieft ist. Verfüllung aus braungrauem, schwach
schluffigem Sand mit vereinzelten Kalksteinsplittern. - Grab-
sohle: 511,60 m ü. LHN. Grabgrubengröße: 1,40 m. — W-O
ausgerichtetes Kinderskelett in leicht gekippter, ursprünglich
wohl gestreckter Rückenlage, der Kopf scheint nach S gekippt,
die Arme und Beine in leicht abgewinkelter Lage. Im Bereich
des Brustkorbs fanden sich ein verlagerter Langknochen und
Zähne. Körperlänge im Grab: 0,78 cm.

Anthropologie: Das aus diesem Grab geborgene Skelett liegt in
einer schlechten Erhaltung vor. Die Oberfläche der Knochen
weist starke Verwitterungsspuren auf. Der Hirnschädel ist in
Fragmenten vorhanden, was auch für den Brustkorb (ca. 30 %
vorliegend) und das Becken gilt. Von den meisten Langkno-
chen (beide Humeri, Radius sin., beide Femora, beide Tibiae)
haben sich nur Teile der Diaphysen erhalten. Das Milchgebiss
liegt in größeren Teilen - es fehlen 53, 64, 71, 73, 82-83, 85
- vor, während vom Dauergebiss nur die Kronen der ersten
Molaren geborgen werden konnten.
Alter: Infans I, 4-5 Jahre (Die 6er des Dauergebisses sind zwar
als Kronen angelegt, jedoch noch nicht durch den Kiefer ge-
brochen.)
Geschlecht: ?
Pathologie: -
Bef. 229
Spätantikes Grab 6. - Taf. 27, 2. 4; 42; Beil. 1.
Beschreibung: W-O ausgerichtetes Steinplattengrab. L min-
destens 1,85 m, B max. 0,8 m; bestehend aus Träger-, Deck-
und Verkeilsteinen aus weißem Kalkstein. Decksteine max.
0,65 x 0,55 m große Kalksteinplatten, Dicke bis 0,15 m, z.T.
in sek. Verwendung? Trägersteine aus hochgestellten Kalkstein-
platten, Ausmaße max. 0,55 x 0,2 m; Verkeilsteine bis 0,2 m
große Kalksteinbrocken, die in der Baugrube 234 hinter die
Trägersteine gestellt sind, eingetieft in 81 und Mauer 75. —
Grabsohle: 511, 62 m ü. LHN. Grabgrubengröße: 1,75 m. -
W-O ausgerichtetes Skelett, wohl in gestreckter Rückenlage,
Arme ursprünglich gestreckt, seitlich am Körper anliegend,
Oberschenkel in verdrehter Lage positioniert, Kopf nach hin-
ten verkippt. Das Skelett liegt stark verschoben im Grab, einige
Knochen sind vollständig in ihrer Lage disloziert oder z. T. ver-
schoben. Körperlänge: 1,42 m.
Anthropologie: Aus diesem Grab konnte ein annähernd voll-
ständiges Skelett eines erwachsenen Individuums geborgen
werden. Eine starke Verwitterung der Knochen bewirkte, dass
sich fragilere Knochen und Knochenpartien nicht erhalten ha-
ben. Hierzu gehören Gesichtsschädel und Schädelbasis, Teile
der Wirbelsäule (40 %) und des Brustkorbs (30 %), Teile des
Handskeletts und zum größeren Teil die Epiphysen der Lang-
knochen. Das fast vollständige Fehlen des Fußskelettes muss
dagegen anderweitig erklärt werden, beispielsweise durch star-
ke Wurzeleinwirkung eines benachbarten Olivenbaumes. Das
Gebiss liegt bis auf intravitalen Zahnverlust vollständig vor.
Körpergröße: 151cm +/- 3,6 cm.
Alter: matur, 40-60 (Die Schädelnähte sind endocranial größ-
tenteils verstrichen, die Zähne weisen einen entsprechenden
Abrasionsgrad auf).
Geschlecht: weiblich (Der stark ausgeprägte Sulcus präauricu-
laris spricht ebenso für ein weibliches Individuum wie der Ver-
lauf des Are compose).
Pathologie: Kiefer: 11 Karies superficialis (Zahnhals) lateral, 17
Karies profunda distolingual, 22 Karies superficialis (Zahnhals)
lateral, 27 Karies profunda (Krone fehlt vollständig), 33 intra-
vitaler Zahnverlust, 37 Karies profunda (Zahnhals) buccal, 43
Drehstand, 43 Karies media (Zahnhals) distal, 46 Karies media
(Zahnhals) distal, 47 Karies media (Zahnhals) mesial (Abb. 5).
Besonderheit: dritte Molaren (18—48) nicht angelegt.
 
Annotationen