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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0083
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Die Baubefunde

79

ter Befunde helfen, diese sich bislang nur grob abzeichnende
Änderung in der Bautechnik hinreichend zu erörtern.
Die sonst in Thugga so weit verbreitete Technik des opus afri-
canum findet sich in unserem Untersuchungsgebiet nur sehr
selten. Es handelt sich dabei um die im 2. Jh. n. Chr. errich-
tete Südmauer der Maison du Trifolium (342), den südlich an
diese angrenzenden Annexbau (125, 126 und 367) sowie um
die Mauer 295 (Taf. 25, 2), die im 3. Jh. n. Chr. vor den An-
nexbau gesetzt wurde, um diesen von der Straße abzutrennen.
Die Fundamente dieser Mauern bestehen meist aus einer Lage
großer, nur grob behauener Kalksteine, deren Zwischenräume
mit kleinerem Material ausgefüllt wurden. Wo es möglich war,
nutzte man auch ältere Mauern als Fundamentierung, so grün-
det ein Teil der Mauer 125 auf den Resten von Mauer 127.
Die Ständer sind in der typischen Form des opus africanum
errichtet: aus großen Kalksteinblöcken, die abwechselnd verti-
kal und horizontal gesetzt wurden. In einem Fall, am Südende
von Mauer 125, diente auch ein großer Kalksteinmonolith als
Ständer (Taf. 9, 2). Die Ausfachungen bestehen aus kleineren,
grob zu Quadern behauenen Kalksteinen, die annähernd in
Lagen versetzt wurden327, wobei größere Zwischenräume mit
kleinteiligem Material gefüllt wurden. An einigen Steinen, be-
sonders an den Ständern, sind noch deutlich die Spuren des
Schlageisens sichtbar. Dies fällt besonders bei Mauer 295 auf,
die den Annexbau von der Straße trennt. Die Blöcke sind an
ihrer zur Straße weisenden Südseite überwiegend geglättet,
wie diese Seite insgesamt deutlich besser ausgeführt war als die
Rückseite, die neben der schlechteren Bearbeitung der Steine
auch zahlreiche Versprünge zwischen den Ausfachungen und
den Ständern sowie innerhalb der Ausfachungen ausweist (Taf.
9, 1.2). Diese Mauer wurde also eindeutig mit einer Schauseite
zur Straße hin erbaut328.
Ebenfalls zur Straße hin orientiert wurde in flavisch-trajani-
scher Zeit Mauer 8 errichtet, die das neu organisierte Hofareal
nach Norden zur Straße hin abgrenzt. Die Intention zur Er-
richtung einer Schauseite zeigt sich ganz deutlich daran, dass
nur eine Seite der Mauer, nämlich die nördliche zur Straße hin,
in opus africanum errichtet wurde (Taf. 20, 1. 2), das von dem
oben beschriebenen nicht wesentlich abweicht, während die
dem Hof zugewandte Südseite einige Besonderheiten aufweist
(Taf. 19, 1. 2): Zum größten Teil aus Steinen verschiedener
Größe gebaut, die überwiegend grob zu Quadern behauen und
annähernd in Lagen versetzt wurden, finden sich im östlichen
Bereich der Mauer einige große Kalksteinblöcke, die im Ge-
gensatz zum Rest der Mauer deutlich nach Süden fluchten und
ihr Fundament 184 bilden. Wie oben bereits erwähnt, konnte
bislang leider noch nicht zufriedenstellend geklärt werden, ob
es sich dabei um die Reste einer älteren Mauer handelt. Da-
rüber ist ein großer, runder Kalksteinblock, der gegen einen
Kalksteinständer gelehnt wurde, in die Mauer integriert. Nach
327 Ausfachungen aus Bruchsteinen sind schon aus punischer Zeit bekannt,
s. Fantar 1998, 24. Ausfachungen in opus vittatum finden sich dagegen ge-
wöhnlich nur bei besonders repräsentativen Bauten, wie etwa dem Capitol in
Thugga.
328 Dieses Phänomen findet sich auch bei anderen Mauertechniken, Beispie-
le dafür sind unter anderem aus Karthago bekannt, s. dazu Stanzl 1991c, 211.

Form und Größe zu urteilen könnte es sich bei diesem Stück
um den Pflasterstein einer Straße handeln (Taf. 19, 1). Außer-
dem befinden sich sechs Löcher in der Wand, die eine Größe
von etwa 20 x 20 cm haben, oben jeweils von einer Art Deck-
platte abgeschlossen werden und ungefähr auf einem Niveau
etwa einen Meter über dem zugehörigen Bodenniveau liegen.
Ihre Funktion ist noch nicht geklärt: Für Regallöcher sind sie
zu groß, für Gerüstlöcher zu wenig nivelliert und für Balkenlö-
cher zu niedrig in die Wand eingebracht. Eventuell stehen sie
im Zusammenhang mit Holzeinbauten im Hofareal des West-
traktes und im nördlichen Raum im Osttrakt. Die Beurteilung
dieser Wandfläche wird im Moment freilich noch erschwert, da
sie nicht vollständig ergraben ist.
Steinmetzspuren und Spolien
An einigen Steinen sind deutliche Bearbeitungsspuren zu sehen
(Taf. 25, 2). Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um die
Arbeitsspuren des Schlageisens329. An ihrer Oberfläche geglät-
tete Steine finden sich fast nur an Mauern aus opus africanum,
hier in erster Linie an den Ständerblöcken. Man begnügte sich
aber zumeist damit, lediglich die Schauseite zu glätten, wäh-
rend die übrigen Seiten nur grob behauen wurden. Insgesamt
bleibt zu bemerken, dass sich Werkzeugspuren ausnahmslos an
den Mauern finden, die eine kaiserzeitliche Datierung aufwei-
sen. Inwiefern hier ein Zusammenhang mit der überwiegen-
den Verwendung des porösen Kalksteins in vorrömischer Zeit
besteht, bedarf einer weiteren Überprüfung.
Das Verbauen von bereits verwendeten Materialien lässt sich
an fünf Mauern nachweisen, die alle in die frühe Kaiserzeit
bzw. in die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. datiert werden. Bei den
Bef. 9, 125, 342 und 344 wurden unter anderem Steine ver-
wendet, die Reste eines älteren Verputzes aufweisen. Lediglich
in Mauer 163 wurde eine als Spolie verwendete Schwelle 365
integriert (Taf. 22, 3). Die Schwelle wurde, eventuell weil sie
gebrochen war, ihrer eigentlichen Funktion enthoben und als
Baumaterial wiederverwendet. Eine Schwelle dieses Typs findet
sich noch in situ am Eingang zu den Zyklopenthermen, der
östlich des Eingangs in die Maison du Trifolium liegt.
Verputz und Konstruktionsdetails
Leider hat sich an keiner Mauer ein vollständiger Verputz er-
halten, sodass in dieser Hinsicht keine Aussagen zur Ausstat-
tung der Räume möglich sind. Lediglich im südlichen An-
nexbau an der Maison du Trifolium haben sich an den beiden
Mauern 125 und 295 geringe Reste von Unterputz erhalten,
die zwar eine Verputzung der Mauern belegen, aber natürlich
keinen Hinweis auf das Aussehen des Feinputzes und damit die
Gestaltung der Wände liefern können.
Die Bank 269, welche im Zuge der Umgestaltung des Hofes
in flavisch-trajanischer Zeit errichtet wurde, weist noch einen
vollständigen Verputz auf (Taf. 12, 2; 13, 4): An den Seiten
ist sie mit einem hellbraunen, sandigen Verputz versehen, auf
329 Zu antiker Steinbearbeitung und den verwendeten Werkzeugen s. Adam
2001, 20H0.
 
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