Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0084
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
80

Die Befunde

der Oberfläche wurde ein 3 cm starker, deutlich widerstands-
fähigerer Verputz aus hartem Kalkmörtel mit sehr vielen Kera-
mikfragmenten und Terrakottapartikeln aufgetragen, der den
Belastungen einer im Freien errichteten Bank gerecht wurde.
Auch Konstruktionsdetails sind nur in geringer Anzahl erhal-
ten. Der numiderzeitliche Kellerraum weist eine Treppe 149
(Taf. 9, 1) auf, auf deren oberster Stufe sich ein Angelloch er-
halten hat, nach dessen Position hier eine einflügelige Tür zu
rekonstruieren ist. Dies ist einer der wenigen Fälle, in denen
sich die Zugangssituation zu einem Raum derart weitgehend
erhalten hat. Am Ostende von Mauer 295, das zugleich die
westliche Laibung des Durchgangs zwischen dem Annex der
Maison du Trifolium und der Straße bildet, befindet sich ein
Kalksteinblock mit den Resten einer Schließvorrichtung für
die hier ehemals vorhandene Tür und an der östlichen Laibung
die dazugehörige Riegelauflage. In der Spätantike wurde vor
diesem Durchgang innerhalb des Annex eine Treppe mit einer
Schwelle errichtet, um aus dem nun niedriger gelegenen Annex
auf das durch die Verschüttungen erhöhte Niveau der Straße
zu gelangen (Taf. 10, 1. 2)330. Im Bereich südlich der Straße
findet sich, neben den schon erwähnten Löchern in Mauer
8 und dem zugesetzten Durchgang vom Hof zum südlichen
Raumtrakt zwischen den Mauern 83 und 131, lediglich eine
Schwelle 117 in dem im Nordosten an das Hofareal angren-
zenden Raum (Taf. 23, 1. 3). Sie wurde aus kleinteiligem Ma-
terial gesetzt und teilte den hinteren Bereich des Raumes ab,
der zusätzlich durch die Wahl eines Bodens aus Lehmplatten
hervorgehoben war und vielleicht ein Kline beherbergte331.
Die bislang überschaubare Anzahl an Konstruktionsdetails
erklärt sich durch die Tatsache, dass noch kaum eine Mauer
in unserem Untersuchungsgebiet vollständig ergraben wurde,
weshalb viele Fragen bezüglich der einzelnen Raumabfolgen,
deren Zugangssituationen und Bau- und Nutzungsgeschichte
noch offen bleiben müssen.
Hinweise zur Raumausstattung
Wie oben bereits erwähnt, fehlen in unserem Grabungsareal
in situ befindliche Hinweise auf die Innenausstattung nahezu
vollständig. Dies liegt darin begründet, dass ein Großteil der
ergrabenen Fläche von einem primär wirtschaftlich genutzten
Hofareal und seinen angrenzenden Räumen eingenommen
wurde und nicht etwa von einem Wohnhaus, das insbesondere
auch der Repräsentation seines Eigentümers dienen sollte.
Dennoch konnten unter dem kaiserzeitlich zu datierenden
Fundmaterial viele Objekte ausgemacht werden, die einem
baulichen Kontext zuzuordnen sind und das bislang aufgeführ-
te Spektrum deutlich erweitern. Zu nennen sind eine Vielzahl
von Mosaik- und Estrichfragmenten, die eine gehobenere Aus-
stattung der Pavimente als unsere einfachen Lehm- und Lehm-
plattenböden belegen. Indiz für eine kostspieligere Dekoration
330 In der Südmauer der Maison du Trifolium (342) befindet sich ein
Durchgang mit Schwelle und Spuren der Schließvorrichtung, eine Latrine mit
Abfluss sowie ein zugesetzter Durchgang. Die Befunde der Maison du Trifoli-
um und ihres Annexes sollen von R. Stutz vorgelegt werden..
331 s. Kap. II. 4.

von Böden oder Wänden sind auch die vielen Fragmente von
Buntmarmor, die ursprünglich Teile von opus sectile-Arbeiten
waren, ebenso die Reste von bemaltem Wandputz332, zwei Frag-
mente von Fensterglas333 und Stuckleisten334, von denen sich
unter anderem eine als Eierstab und eine als Palmettenband
gearbeitete erhalten haben. Daneben konnten auch immer
wieder Dachziegel, Tonröhren, Fragmente von opus signinum
und Bleichbleche, die eventuell dem Reparieren von Wasserlei-
tungen dienten, geborgen werden. Die meisten dieser Funde
stammen aus den Verfüllungen und Schuttablagerungen im
Bereich des Hofareals seit der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. und de-
nen im Bereich der Straße seit dem frühen 4. Jh. n. Chr. Daran
zeigt sich, dass die Materialien nicht aus dem von uns unter-
suchten Gebäudekomplex stammen, sondern vielmehr später
zu datierenden, repräsentativen Wohnbauten zuzuordnen sind.
Die genaue Herkunft der Objekte bleibt freilich ungeklärt, die
nächstgelegene Herkunftsquelle für einen Teil des Abfallmate-
rials könnte der Vorgängerbau der Maison du Trifolium sein335,
obschon der Schutt natürlich auch aus ganz anderen Gegenden
der Stadt hier abgelagert worden sein könnte.
Zusammenfassung
Die Mauern in unserem Untersuchungsgebiet bestehen über-
wiegend aus zwei verschiedenen Kalksteinarten, von denen
eine als Indiz für eine vorrömische Erbauungszeit gelten darf,
und wurden größtenteils als Bruch- und Hausteinmauerwerk
errichtet. Nur selten findet sich dagegen die Technik des opus
africanum, die neben dem Annexbau an der Maison du Trifo-
lium nur bei den Mauern zur Anwendung kam, die die Straße
begrenzten. Bei letztgenannten führte man die Schauseite zur
Straße hin sehr viel sorgfältiger als die jeweilige Gegenseite aus.
Außerdem ist für die Befunde römischer Zeitstellung der Ver-
zicht auf Mauern in opus caementicium bemerkenswert, dessen
genaue Ursache nur durch weitere Forschungen geklärt werden
kann. Die bislang oft nur partielle Freilegung der Baubefunde
lässt noch viele Fragen offen, etwa nach Einbauten im Hofa-
real, der Überdachung und Belichtung einzelner Räume sowie
der Wasserversorgung in unserem Grabungsareal. Nur eine
Fortführung der Untersuchungen in diesem Bereich könnte
dabei helfen, diese und andere noch ungeklärte Fragen zur
Bau- und Nutzungsgeschichte zu beantworten.

332 Die Fragmente sind insgesamt leider zu kleinteilig, um Informationen
über Dekorationsschemata liefern zu können. In den meisten Fällen war ledig-
lich der Farbauftrag zu erkennen, gelegentlich zusätzlich auch ein Streifen in
einer anderen Farbe.
333 s. Kap. IV. 3.
334 s. Kap. IV. 4. 1.
335 s. Kap. II. 5.
 
Annotationen