Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0313
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
278

Die Funde

abgesprengten, oft ausgebogenen Rand, lange ovale Dellen in
der Wand und einen aus der Wand gefalteten Standring838. Ihre
Höhe variiert zwischen 11 und 23 cm. Frühe Gläser stammen
aus Pompeji, spätantike Exemplare sind von plumperer Form
und haben einen dickeren Standring. Der Becher der Form
Isings 32 hat ein leicht konvexes Profil und einen eingewölbten
Boden839. Die meisten Beispiele dieser Form stammen aus der
späteren Zeit und haben eine konische Form. Aus Karthago
gibt es Beispiele für beide Varianten, die meisten aus Fund-
komplexen des 2. Jhs. n. Chr.840, aus Karanis ebenfalls ver-
schiedene Varianten von Bechern mit dellenverzierten Wänden
der Form Isings 32841.
M 21
RF und WF eines konischen Bechers mit ausbiegendem, ab-
gesprengtem Rand, Ansatz einer Delle auf der Wand. Farblos,
durchscheinend; feste Iris. Dm 7,6 cm. — Unstratifiziert.
M 22
RF eines Bechers mit ausbiegendem, abgesprengtem Rand,
Ansatz einer Delle auf der Wand (Isings 32?). Blaugrün, durch-
scheinend; Iris. Dm 8,0 cm. - Bef. 178.
M 23
4 RF und 12 WF eines Bechers mit ausbiegendem, abgespreng-
tem Rand, Dellen auf der Wand (Isings 32?). Saftgrün, durch-
scheinend, viele kleine Bläschen; dicke Iris. Dm ca. 8,8 cm.
- Bef. 226.
M 24
2 RF eines konischen Bechers mit ausbiegendem, abgespreng-
tem Rand, Ansatz einer Delle auf der Wand. Farblos, durch-
scheinend, viele runde Bläschen; dicke Iris. Dm 8,8 cm. -
Bef. 87.
M 25
BF eines Bechers mit leicht hochgewölbtem Boden, Ansatz von
zwei Dellen (Isings 32?). Farblos, durchscheinend, kaum Bläs-
chen; dicke Iris. Dm 3,2 cm. — Sonderfund-Nr. 24. Bef. 20.
M 26
BF und 2 WF eines konischen Bechers (?) mit hochgewölbtem
Boden und Dellen in der Wand (Isings 32 oder Flasche?). Oliv-
grün, durchscheinend, viele Bläschen; dicke Iris. Dm 4,2 cm.
-Bef. 18.
M 27
5 WF eines steilwandigen Bechers (?) mit Dellen. Farblos,
durchscheinend; Verwitterungen. Dm nicht bestimmbar. -
Bef. 91.

838 Isings 1957, 49 f.
839 Isings 1957, 46 £
840 Fünfschilling 1999, 470: Verweis auf Becher Isings 35 aus einer Ver-
füllung des früheren 1. Jhs. n. Chr.; Nr. 381 und 728 sind Becher Isings 32.
841 Harden 1936Taf. 15, 376. 391. 393. 396.

13. Steilwandiger Becher mit Malerei (Isings 21) (M 28)
Aus der flavisch-trajanischen Verfüllungsschicht Bef. 103 konnte
die Randscherbe eines bemalten steilwandigen Bechers mit ab-
gesprengtem und leicht ausbiegendem Rand geborgen werden.
Glasgefäße mit Malerei kamen vom 1. bis zum 4. Jh. n. Chr.
vor, waren aber Fuxusartikel. Die Farben wurden dabei entweder
im kalten Zustand mit Pinseln aufgemalt oder in Emailmalerei,
wobei pulverisierte Farbpartikel aufgetragen und anschließend
eingebrannt wurden842. Da in den letzten Jahrzehnten die Fund-
menge bemalter Gläser um einiges zugenommen hat, werden
sie inzwischen nach Gefäßart und Bemalung in Gruppen unter-
teilt. Das Fragment aus Thugga gehört zur sogenannten Begram-
Gruppe bemalter konischer Becher der Form Isings 2 1 843. Sie
werden in das spätere 1. oder das frühe 2. Jh. n. Chr. datiert,
als Herstellungsort wird Alexandria angenommen844. Mit ih-
nen verwandt sind spätere Glasmalereien aus dem 2. und 3. Jh.
n. Chr. Benannt wurde die Gruppe nach den etwa 23 Email-
bechern, die in Begram gefunden wurden. Die dortigen Gläser
weisen, so wie M 28, in einem oberen Fries ein blütenartiges
Dekor auf, das nach oben und unten von gelben und roten Lini-
en abgetrennt wird845. Figürliche Darstellungen, von denen sich
bei dem Fragment aus Thugga leider nichts erhalten hat, werden
entweder von rechteckigen Rahmen oder in Zonen eingegrenzt.
Bei den bisher bekannten Bechern überwiegen Kampfszenen so-
wie mythologische Darstellungen846.
M 28
RF und WF eines steilwandigen Bechers mit abgesprengtem
und leicht ausbiegendem Rand, außen unterhalb des Randes
Schliffrillenbündel, auf der Wandung Reste von roter, gelber
und möglicherweise blauer Malerei (Streifen und Blüten). Ur-
sprünglicher Glaszustand nicht mehr erkennbar, Oberfläche
weiß; Malerei wird zu perlmuttfarbener, abplatzender Iris.
Dm 9,4 cm. - Sonderfund-Nr. 97. Bef. 103 (Koordinaten: x -
21,04, y= 12,13, H: 511,10 m ü. LHN). - Abb. 65.
14. Konische bis geradwandige Becher mit abgesprengtem,
z. T. ausgebogenem Rand der Form Isings 34,
teilweise mit Schlifflinien (M 29—35)
Die konischen bis bauchigen Becher der Form Isings 34 ha-
ben einen abgesprengten, häufig leicht ausladenden Rand und
kommen mit unterschiedlichen Fußbildungen vor84'. Sie sind
oft mit Schlifflinien oder -rillen versehen, ihre Randfragmen-
842 Menninger 1996, 52-71, zu den Begrenzungslinien und Blütenborten
S. 58. - von Saldern 2004, 436 f. zur Herstellung.
843 von Saldern 2004, 440-444.
844 Harden 1988, 260; von Saldern 2004, 443 f.
845 Vgl. Hackin 1939, Nr. 199 [52] Taf. 14, 33 (Gladiatorenbecher);
Nr. 201 Taf. 15, 35—36 (Fries wie bei Becher aus Thugga, darunter Darstel-
lung eines Gladiators); Hackin 1954, 254—256 Nr. 27 Abb. 261. 262. 263bis
(Iliasbecher: Kampf zwischen Achilles und Hector); Vergleichbar ist eine der in
JGS 20, 1978, 120 aufgeführten Neuerwerbungen (Nr. 9), ein 14,5 cm hoher
Becher mit emaillierter Malerei und griechischer Inschrift (dort noch in das
3. Jh. n. Chr. datiert).
846 Nach von Saldern 2004, 442 orientieren sich die Darstellungen an pom-
pejanischen Wandmalereien des Dritten Stils.
847 Isings 1957, 48 f.
 
Annotationen