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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 3.1910

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Kramer, ...: Eberstadt und Muschenheim (Kreis Giessen): Römische Brandgräber
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Körber, Karl: Mainz: Neue römische Inschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.24880#0064

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wird wohl 1910 Aufklärung bringen, ob und welche Anlage in der Nähe des
Grabes gestanden hat. Die Entfernung der Bestattung vom Kastell Arnsburg
beträgt etwa 2 km. Die früher aufgedeckten Gräber der Besatzung liegen
in anderer Richtung 510 m südlich von der porta principalis dextra entfernt,
an der Strasse, die nach Trais-Münzenberg führt. Im Oktober 1909 sind an
letzterer Stelle, ebenfalls bei Gelegenheit von Meliorationsarbeiten römische
Gräber meistenteils aus der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts aufgedeckt
worden. Die Beigaben entsprachen den im „Kastell (ORL Lief. 17) Arns-
burg“ angeführten Funden.

Giessen. Kramer.

Mainz. Neue römische Inschriften.

31. Auf dem älteren Teil des jetzigen christlichen Friedhofs wurden an einer Stelle,
die früher nicht belegt worden war, zwei römische Grabsteine gefunden und am
14. September vor. J. in das Museum gebracht.

1) Ein mächtiger Stein von 275 cm Höhe, 83 cm Breite und 33 cm Dicke.
Kalkstein. Im Giebel ist ein Anker zwischen zwei Delphinen dargestellt. Der
obere Rand wird durch ein Zierband gebildet, ähnlich demjenigen auf dem Petronius-
stein (Abb. Westd. Ztschr. XI 267, B. J. 108/9 T. IV6), d. h. nebeneinander gestellte
Sförmige Zeichen wechseln mit senkrechten Strichen. (Auch das Terracotta-Haus-
altärchen aus Regensburg, das Schaafhausen in den B. J. 89 (1890) S. 139 und
neuerdings Schumacher in den A. u. h. V. Bd. V Nr. 1200 abgebildet hat, zeigt
dieselbe Verzierung). Unten ist der Stein bis zur Höhe von 67 cm rauh gelassen,
weil er soweit in der Erde steckte, aber auch von der geglätteten Fläche sind die
untersten 100 cm inschriftlos.

Die Inschrift lautet:

C-ATII. I V S • C • F •

MII •LEG-XVI'STIP*

XIIII - SCRVTTARI
H • S • E • M-ANNIVS-
MARCELLVS'HERES
FACIVNDVM-CVRA

Auf die Frühzeit der römischen Besetzung des Rheinufers weist auch das
Ausschreiben der Formel heres faciundum cura(vit) und das Aufhören der Inschrift
hoch über dem Boden, namentlich aber der Umstand, dass wir hier noch nicht
wie auf fast allen späteren Grabsteinen der Legionäre eine vollständige Abschrift
aus der Stammrolle vor uns haben mit Angabe von Tribus, Heimat und Lebens-
alter, da nur die Dienstzeit genannt ist und zwar merkwürdig eingeschoben
zwischen die Nennung der Legion und der Zenturie. So wird man also bei der
Ähnlichkeit mit dem sicher augusteischen Petroniusstein nicht daran zweifeln dürfen,
dass auch das neu gefundene Grabdenkmal noch der Zeit des Augustus angehört
und somit eines der allerfrühesten ist, die am Rheine errichtet worden sind.

2) Unter dem eben beschriebenen lag die untere Hälfte eines zweiten Grab-
steins. Höhe 90 cm, Br. 67 cm, D. 28 cm. Kalkstein. Auf dem leider nicht mit-
gefundenen Oberteil war der Verstorbene in ganzer Figur dargestellt, erhalten
sind davon nur noch die Füsse, die mit Schuhen, nicht Sandalen, bekleidet waren.
Die zum Unterschied von der sonst sorgfältigen Bearbeitung des Steines ziemlich
liederlich eingehauene lnschrift lautet:

Der Knabe hat noch kein Gentile; nach v. Domas-
1 anvarivs • an zewski ist das ein Zeichen dafür, dass der Stein der

vu H s E älteren Zeit angehört. Dass er noch aus dem 1. Jahr-

hundert stammt, zeigt die Schlussformel; ob er aber so
alt ist, wie der zugleich gefundene des Atilius, lässt sich vorläufig nicht feststellen.

Z. 2 a. A. steht MII statt MIL(es). Z. 3 ist vor
SCRVTTARI centuriae ausgelassen, was, wie mir
v. Domaszewski mitteilt, nur auf den ältesten
Steinen vorkommt.
 
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