Römisch-germanisches Korrespondenzblatt
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Sept. u. Okt. Jahrgang III, 1910. Nr. 5.
NEUE FUNDE.
Nieder-Ingelheim. Ausgrabungen in der Kaiserpfalz.
■ Der vor zwei Jahren gegründete deutsclie Yerein für Kunstwissenschaft, der sich
als Hauptaufgabe die Herausgabe der „Denkmäler der deutschen Kunst“ gesetzt hat,
entsprechend den „Monumenta Germaniae historica“, hat als eines seiner ersten Ziele die
Erforschung und Yeröffentlichung der deutschen Kaiserpfalzen des Mittelalters ins
Auge gefasst. Die Vorarbeiten erfolgen unter der Leitung von Professor Dr. Paul
Clemen, der als Abteilungsleiter die Bearbeitung der Profanbauten übernommen hat.
Eine Publikation der grossen frühmittelalterlichen Pfalzen, von Aachen, Nymwegen,
Ingelheim, Goslar, Gelnhausen, Eger, Kaiserswerth, Wimpfen, Seligenstadt vor Allem,
würde aber die Anfertigung neuer mustergültiger Aufnahmen und in vielen Fällen das
Einsetzen des Spatens voraussetzen. Ohne Ausgrabungen würden die Aufnahmen in
den meisten Fällen notwendig unvollständig bleiben müssen.
Als unentbehrliche Grundlage erschien eine Ausgrabung vor allem für die Unter-
suchung der karolingischen Kaiserpfalzen. Die Untersuchung von Nymwegen, die vor
einem Jahrzehnt unter Teilnahme des Dr. Conrad Plath begonnen ward, ist durch den
Stadtbaurat von Nymwegen, Weve, weitergeführt worden, von dem eine umfangreiche
Veröffentlichung hevorsteht; aber aucli hier würden noch Nachgrabungen notwendig
sein. Eine systematische Untersuchung des ganzen Bodens aber erwies sich von vorn-
herein in Ingelheim als notwendig, wo man ohne eine solche unmöglich zu festen
Anschauungen kommen konnte. Der deutsche Verein für Kunstwissenschaft hat sich
deshalb an die grossherzoglich hessische Kegierung gewandt und mit dieser die Unter-
suchung eingeleitet. Die hessische Kegierung hat diesem Plane das weitgehendste
Interesse entgegengebracht. Dank den Bemühungen des Chefs der Bauabteilung, des
Geheimenrats Freiherrn von Biegeleben, wurde für die örtliche Leitung Dr. Christian
Rauch — der mit den Inventarisationsarbeiten im Kreise Bingen beauftragt war
— delegiert, dem tür die zeichnerische Aufnahme Regierungsbaumeister Hieronymi
beigegehen wurde. Die Arbeiten erfreuten sich der Unterstützung durch den Leiter des
hessischen Denkmälerwerkes, Prof. Dr. Rudolf Kautzsch in Darmstadt, und der dauernden
Förderung durch das grossherzogliclie Kreisamt, die Stadtgemeinde Ingelheim, den
Geschichtsverein und die evangelische Gemeinde von Ingelheim. Dr. Conrad Plath aus
WGesbaden beteiligte sich freiwillig in dankenswerter Weise an der ersten Campagne. Die
Ausgrabungen und Aufnahmen erfolgten unter der Oberleitung des Prof. Clemen als
des Beauftragten des Deutschen Vereins für Ivunstwissenschaft, der die gesamten Kosten
ühernahm. Die örtliche Leitung der eigentlichen Grabung lag in den Händen des
Dr. Christian Rauch, dem auch die Bearbeitung des Abschnittes über Ingelheim in
dem künftigen Pfalzenwerk übertragen wurde. Als Vertreter des Unterzeichneten nahm
an der ersten Campagne noch teil der Architekt Julius Müller. Durch den Regie-
rungshaumeister Ilieronymi unter Beteiligung des letztgenannten Architekten sind
genaue zeichnerische Aufnahmen in grossem Massstabe von allen Teilen hergestellt
worden, ausserdem wurden alle aufgedeckten Partien in den verschiedenen Stadien
photographisch aufgenommen.
Bonn.
UUi
Paul Clemen.
(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).
Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.
Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.
Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.
Sept. u. Okt. Jahrgang III, 1910. Nr. 5.
NEUE FUNDE.
Nieder-Ingelheim. Ausgrabungen in der Kaiserpfalz.
■ Der vor zwei Jahren gegründete deutsclie Yerein für Kunstwissenschaft, der sich
als Hauptaufgabe die Herausgabe der „Denkmäler der deutschen Kunst“ gesetzt hat,
entsprechend den „Monumenta Germaniae historica“, hat als eines seiner ersten Ziele die
Erforschung und Yeröffentlichung der deutschen Kaiserpfalzen des Mittelalters ins
Auge gefasst. Die Vorarbeiten erfolgen unter der Leitung von Professor Dr. Paul
Clemen, der als Abteilungsleiter die Bearbeitung der Profanbauten übernommen hat.
Eine Publikation der grossen frühmittelalterlichen Pfalzen, von Aachen, Nymwegen,
Ingelheim, Goslar, Gelnhausen, Eger, Kaiserswerth, Wimpfen, Seligenstadt vor Allem,
würde aber die Anfertigung neuer mustergültiger Aufnahmen und in vielen Fällen das
Einsetzen des Spatens voraussetzen. Ohne Ausgrabungen würden die Aufnahmen in
den meisten Fällen notwendig unvollständig bleiben müssen.
Als unentbehrliche Grundlage erschien eine Ausgrabung vor allem für die Unter-
suchung der karolingischen Kaiserpfalzen. Die Untersuchung von Nymwegen, die vor
einem Jahrzehnt unter Teilnahme des Dr. Conrad Plath begonnen ward, ist durch den
Stadtbaurat von Nymwegen, Weve, weitergeführt worden, von dem eine umfangreiche
Veröffentlichung hevorsteht; aber aucli hier würden noch Nachgrabungen notwendig
sein. Eine systematische Untersuchung des ganzen Bodens aber erwies sich von vorn-
herein in Ingelheim als notwendig, wo man ohne eine solche unmöglich zu festen
Anschauungen kommen konnte. Der deutsche Verein für Kunstwissenschaft hat sich
deshalb an die grossherzoglich hessische Kegierung gewandt und mit dieser die Unter-
suchung eingeleitet. Die hessische Kegierung hat diesem Plane das weitgehendste
Interesse entgegengebracht. Dank den Bemühungen des Chefs der Bauabteilung, des
Geheimenrats Freiherrn von Biegeleben, wurde für die örtliche Leitung Dr. Christian
Rauch — der mit den Inventarisationsarbeiten im Kreise Bingen beauftragt war
— delegiert, dem tür die zeichnerische Aufnahme Regierungsbaumeister Hieronymi
beigegehen wurde. Die Arbeiten erfreuten sich der Unterstützung durch den Leiter des
hessischen Denkmälerwerkes, Prof. Dr. Rudolf Kautzsch in Darmstadt, und der dauernden
Förderung durch das grossherzogliclie Kreisamt, die Stadtgemeinde Ingelheim, den
Geschichtsverein und die evangelische Gemeinde von Ingelheim. Dr. Conrad Plath aus
WGesbaden beteiligte sich freiwillig in dankenswerter Weise an der ersten Campagne. Die
Ausgrabungen und Aufnahmen erfolgten unter der Oberleitung des Prof. Clemen als
des Beauftragten des Deutschen Vereins für Ivunstwissenschaft, der die gesamten Kosten
ühernahm. Die örtliche Leitung der eigentlichen Grabung lag in den Händen des
Dr. Christian Rauch, dem auch die Bearbeitung des Abschnittes über Ingelheim in
dem künftigen Pfalzenwerk übertragen wurde. Als Vertreter des Unterzeichneten nahm
an der ersten Campagne noch teil der Architekt Julius Müller. Durch den Regie-
rungshaumeister Ilieronymi unter Beteiligung des letztgenannten Architekten sind
genaue zeichnerische Aufnahmen in grossem Massstabe von allen Teilen hergestellt
worden, ausserdem wurden alle aufgedeckten Partien in den verschiedenen Stadien
photographisch aufgenommen.
Bonn.
UUi
Paul Clemen.