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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 3.1910

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Cornelimünster / Neumagen / London / Seckenheim / Tournus / Trier
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Steiner, Paul: Ein Töpferofenmodell aus Nymegen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24880#0087

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45. Cornelimünster (bei Aachen). Einer Zei-
tungsnachricht zufolge haben die Grabungen
von Prof. M. Schmid zur Entdeckung einer
römischen Tempelanlage geführt, die dem
i. Jahrhundert entstammen uud einem Orts-
Genius geweiht gewesen sein soll.

Neumagen a./Mosel. Beim Tieferlegen
eines Gartens in der Nähe des Konstan-
tinischen Kastells wurde hier eine sehr gut
erhaltene Bronzestatuette der Minerva ge-
funden. Die Figur ist in friedlicher Haltung,
die Ägis ist zur Seite geschoben und zwar
so, dass das Gorgoneion oben auf der
Schulter sitzt, die erhobene Rechte hielt
die Lanze, die Linke nicht den Schild, son-
dern rafft auf die Hüfte gestiitzt, den Mantel
zusammen. Das hübsche Stück ist für das
Provinzialmuseum in Trier erworben worden.

London. In der Themse soll bei den
Fundamentierungsarbeiten für ein grosses
neues Gebäude, die County Hall, Zeitungs-
nachrichten zufolge, ein sehr gut erhaltenes,
grosses römisches Schiff gefunden sein.
Ein grosser Teil des alten Fahrzeuges, das
völlig aus Eiche gezimmert war, liegt noch
im Schlamm begraben, und erst nach der
völligen Freilegung werden die genauen
Grössenverhältnisse festgestellt werden
können. Allem Anscheine nach hat man
es mit einem Schiffe zu tun, das eine Länge
von etwa 50 Fuss bei einer Breite von
16 Fuss hatte. In dem grossen Boote fand
man interessante römische Scherben, Kno-
chenreste, Eisen- und Glasgeräte und eisen-
beschlagene Sohlen für die Fussbekleidung.
Besonders interessant aber sind die Münzen,
die zugleich Anhaltspunkte für das Alter
des Fahrzeugs liefern, eine Münze von Te-
tricus, eine von Carausius und eine dritte
mit Prägung des Allectus. Der Fund wird
also dem Ende des dritten oder dem Anfang
des vierten Jahrhunderts n. Chr. zuzuweisen
sein. Die Stelle, wo das Fahrzeug lag, bil-

MISZELLEN.

dete zur Zeit der Römer anscheinend eine
Sandbank im Flusse, an der das grosse
Boot gestrandet ist. Der Grafschaftsrat
hat umfassende Vorbereitungen getroffen,
um die kostbare Reliquie zu heben.

Seckenheim (Grossh. Baden). Bei Arbei-
ten mit dem Trockenbagger am alten Hoch-
ufer des Rheins bei Seckenheim ist man
auf die Reste einer römischen Töpferei
gestossen, die aus 5 Öfen bestand, von denen
der eine im Unterbau mit der Einfeuerung
besonders gut erhalten war. Ausser einer
Unmasse von Scherben sind auch eine Reihe
ganzer Gefässe gewöhnlicher Technik
herausgekommen. Bezeichnende Scherben
weisen die ganze Anlage in die 2. Hälfte
des 1. Jahrhunderts (Mannheim. Geschichts-
blätter 1910 Sp. 163).

Tournus (Dep. Saöne-et-Loire). In der
Gemeinde Villars bei Tournus ist kürzlich
ein römischer Münzfund des 3. Jahrhunderts
gemacht worden. In einem Tongefäss wurde
eine grössere Anzahl Silber (Billon?)=Mün-
zen mit Prägungen der Kaiser Philippus De-
cius und Etruscilla, Gallienus und Salonina,
Tetricus Vater und Sohn. Der'Schatz ist
also etwa um 270 vergraben worden. Die
Münzen sind in das Museum zu Tournus
gekommen.

Trier. Scho.n vor einigen Jahren wurde
auf dem nicht freigelegten Teil der römi-
schen Thermen ein wertvoller Fund ge-
macht, der aber im Privatbesitz blieb und
nicht allgemein bekannt wurde. Das ist die
Marmorstatuette eines schlafenden Amor
von guter Arbeit, die jetzt Dank dem Ent-
gegenkommen der Erben der früheren Be-
sitzerin für das Museum erworben werden
konnte. Der Eros hält zwei Mohnblüten in
der Hand und schläft auf dem Löwenfell.
Die Erhaltung ist im ganzen gut, nurfehlen
die beiden Beine vom Ivnie ab und der eine
Flügel.

Ein Töpferofenmodell aus Nymegen.

46. Das in Abb. 18 nach Photographie des Besitzers dargestellte Objekt fiel
mir unter den ungezählten Gegenständen der Sammlung des Herrn G. M. Kam
zu Nymegen auf. Eine Erklärung fehlte noch. Es ist ein bienenkorbförmiges
Gerät aus weissgrauem, feinsandigem Ton von beiläufig 18 cm Höhe und
12V2 cm grösstem Umfange. Unten ist eine nierenförmige Öffnung mit her-
vortretenden Lippen, die für sich angearbeitet sind. Auf der Spitze ist ein
haubenförmiger Aufsatz mit seitlicher Öffnung. Im Innern ist in der Höhe
des ersten Drittels eine Scheidewand, durch die von oben nach unten etwa
20 Löcher gestochen sind, nicht regelmässig verteilt In der Höhe dieses
Zwischenbodens bemerkt man aussen umlaufend eine Rille. Dieser eigenartige
Gegenstand ist das Modell eines Töpferofens, geteilt in Feuer- und Brenn-
raum, zu welch letzterem die Öffnungen im Zwischenboden den Zutritt der
heissen Gase vermitteln. Unten das Schürloch mit (etwas verkiimmertem)
Vorbau, vergl. z. B. den Töpferofen vom Niederberg Röm.-Germ. Korrbl. II
 
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