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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0189
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Maren Pepijn.

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Und fo war es auch in der That: eine Zeitlang hatte man Rubens’
Einflufs zu widerftehen vermocht, endlich aber wurde man von demfelben
mitfortgeriffen, Klein und Grofs vereinigte fich um ihn, und feine Richtung
wurde vorherrfchend. Die Bewegung der niederländifchen Schule in den dem
grofsen Meifter voraufgehenden Tagen läfst an das Spiel der Waffer bei be-
ginnender Fluth denken. Es rollt eine Welle, den trockenen Sand befeuchtend
vorwärts, kehrt aber fogleich wieder zurück, eine zweite folgt ihr und wagt
fich etwas weiter, um ebenfo fchleunig den Rückweg einzufchlagen, da kömmt
eine dritte und fchiefst durch eine Lücke und eine Senkung an ihren Schwellern
um ein Stückchen vorüber, links und rechts drängen fich die weiter ankommen-
den, um der gebahnten Spur zu folgen, immer vorwärts, hier und dort etwas
weiter kommend, gewinnen fie Grund, ja fie befpülen bereits die Dünen, und
noch einmal werden fie zurückgefchlagen. Endlich rollt eine letzte Woge kühn
heran ; und von den Schultern der anderen getragen klammert fie fich feft an
den Strand und weicht nicht mehr. Der Streit ift zu Ende, die Fluth herrfcht
unbefchränkt und fo weit das Auge reicht ift der Sand, der fo eben noch frei
zu fehen war, durch das immer fteigende Element bedeckt. Die Vorläufer des
Rubens waren die wachfenden Wellen ; er war die mächtige Woge, welche der
neuen Künft die Herrfchaft entfchieden kicherte.

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Max Rooses, Gefchichte der Antwerpen’fehen Malerfchule.
 
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