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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0367
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F. Goubau. A. Garibaldo. J. E. Quellin. P. u. J. P. Ijkens. J. B. Wans. P. F. de Baillu. G. Maes. ^ cj

befitzt von ihm eine »hl. Katharina mit den Philofophen ftreitend«, ein viele
gute Eigenfchaften befitzendes Bild. Die Gruppe der Gelehrten ift voll Kraft,
die Beleuchtung warm, die Farbe zart und frifch genug; einige Theile, wie die
Hauptperfonen und einige Lichttöne erfcheinen indefs wenig natürlich. Will
man indefs Ijkens nach einem feiner beften Werke beurtheilen, fo ftellt er fich
weit vortheilhafter dar. So nach der »hl. Therefia« im Mufeum zu Lille
(Nr. 646), auf welchem Bilde Chriftus der Heiligen mit einem Nagel die Hand
durchbohrend (Stigmatifirung), als eine fchöne männliche Geftalt, Maria und
die umgebenden Engel, als elegante und zarte Wefen erfcheinen. Aufser der
Zierlichkeit diefer Figuren feffelt uns die Entfchiedenheit von Farbe und Licht,
wie der angenehme Ton der Malerei. Der Hochaltar der Kirche zu Wom-
melghem ift mit einem Bilde gefchmückt, welches die »Schlüfselübergabe an
Petrus« darftellt, und mit P. Jjkens 1690 bezeichnet ift. Chriftus hat leider
durch Uebermalung gelitten, aber die Apoftel, befonders Petrus, find eindruck-
erweckende Figuren und aus der guten alten Schule, fett in Zeichnung
und Farbe.

Pieters älterer Sohn, Jan Pieter Ijkens, getauft am 4. Juli 1673, war
Maler, wie fein Vater. Am Hauptaltar der Kirche zu Deurne befindet fich
von ihm eine »Grablegung«, bezeichnet mit J. P. Ijkens, 1701. Auch diefs
Stück hat gelitten, doch verräth es Kühnheit in Farbe und Zeichnung und eine
Breite der Pinfelführung, die bis zur Zügellofigkeit ausartet.

Man fagt, dafs Pieter Ijkens öfters Figuren in die Landfchaften von
Jan Baptist Wans (1628—16 . . ?) malte. Merkwürdigerweife wird eine fehl'
fchöne »hl. Familie« in der Kirche des weftflandrifchen Städtchens Meenen von
den einen dem Pieter Ijkens, von den anderen dem Wans zugefchrieben, und
es würde diefe Zutheilung eines kirchlichen Bildes an einen Landfehafter höchft
befremdlich erfcheinen, wenn man nicht zugleich erführe, dafs Wans auch nach
van Dijck arbeitete.

PIETER Frans DE Baillu,* der Sohn des Kupferftechers Pieter de
Baillu und der Elifabeth van Engelen, wurde am 27. Mai 1644 in der Haupt-
kirche von Antwerpen getauft, arbeitete in Rom im Atelier des Carlo Maratti
und wurde 1688/89 in der St. Lucasgilde feiner Heimatftadt aufgenommen.
Er ftarb 1726/27. Im kleinen Schöffenfaal des Stadthaufes von Antwerpen
befinden fich von feiner Hand zwei Grifaillen, den »athenifchen Areopag« und
die »Rechtspflege«' darftellend, und am 13. Mai 1709 vom Magiftrat mit
229 Gulden bezahlt. Es find fchöne claffifche Geftalten, edel in der Form,
glücklich in der Haltung und überhaupt den italienifchen Einflufs deutlich ver-
rathend. Von ihm flammen auch etliche Grifaillen in den Medaillons, welche
die damaligen Blumenmaler gern in die Mitte ihrer Blumenftiicke fetzten.

Der Ktinftler, mit deffen Leben das 17. Jahrhundert zu Ende ging, und
der auch wohl würdig war, die Schule Rubens' zu befchliefsen, ift Goderied
Maes (1649—1700). Das Mufeum zu Antwerpen (Nr. 240) befitzt von ihm
ein »Martyrium des hl. Georg«. In der Mitte der Darftellung kniet der heilige
Märtyrer mit ausgebreiteten Armen und den Blick zum Himmel gerichtet, von
wo ihm die Lorberkrone dargebracht wird, neben und hinter ihm flehen Götzen-
priefter, Henker, Soldaten, eine Frau und ein Kind. Das Stück hängt Schuts’
Behandung desfelbcn Gegenftandes gegenüber und erinnert auch deutlich daran.
Es hat nicht die Schönheit der Farbe feines Vorgängers, fteht aber, was
Wahrheit des Ausdrucks und Würde der Compofition betrifft, höher. Der
Heilige mit feiner weifsen Draperie, tritt im Vorgrunde gut heraus, feine nackte

Handfchriftliche Biographien Antwerpifcher Künftler aus Th. v. Lerius’ Nachlafs.
 
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