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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0414
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XII. Die Kleinmeifter des 17. Jahrhunderts.

Geboren zu Antwerpen und am 8. Dezember 1614 im Südviertel von U. L.
Frau getauft, wurde er 1626/27 bei Pieter Breughel III., der felbft ein ver-
dienftlicher Porträtmaler gewefen zu fein fcheint, als Schüler aufgenommen,
ging dann fpäter in das Atelier des David Rijckaert II., des Genremalers, über
und wurde 1640/41 als Meifter in die St. Lucasgilde aufgenommen. Am
11. Auguft 1643 heiratete er die Tochter feines zweiten Meifters, welche ihm
fünf Monate fpäter ein Mädchen, Catharina Gonzalina, gebar. Wie er diefe in
einem Alter von 24 Jahren verlor, fo auch am 2. Juli 1674 feine Frau, worauf
er im folgenden Jahre zu einer zweiten Ehe (mit Catharina Rijsheuvels) fich
entfchlofs. Am 18. April 1684 ftarb er.

Coques erfreute fich in feiner Zeit grofsen Beifalls:

„Der Herzog Leopold, Don Juan und andre Herren
Die an des Prinzen Hof gar fürnehmlich verkehren
Die lieben hoch Gonzales’ edle Malerei
Ob ihrer noblen Art und ihrer Kunft dabei.

Das Haus Oranien war ihm nicht minder holde
Und fchenkt ihm eine Kett’ aus fchwerem Golde
Für all die raren Ding’, die er fo kunftreich fchuf,

Zu mehren Naffau’s weit bekannten Heldenruf.

Der Herr van Eyck, der Schöffe wie Almofenier
Hier zu Antwerpen, hielt es für die gröfste Zier
Zu nutzen feine Kunft, und liefs nicht eher ab
Bis Cocq ihm all die Seinen in treuem Bildnifs gab.“

So ungefähr die Reimerei des Cornelis de Bie über unferen Künftler,
welchem er fehr gewogen war. Das fchönfte Stück, das wir von Coques
kennen, trägt, obwohl mit Unrecht, den Namen der »Familie van Eyck«, von
welcher de Bie fpricht. Wir fanden es ziemlich weit von feiner Heimat ver-
fchlagen im Mufeum zu Buda-Pest (Nr. 724) wohin es mit der Sammlung
Esterhazy gekommen war. Es ift ein ausgezeichnetes Probeftiick von der
Weife des Meifters, das feiner Kunft eine fehr hohe Stellung einräumt. Rechts
fieht man ein Gebäude mit drei Säulen vor dem Portale, links fclraut man den
dunkelblauen Himmel, oben hängt eine draftifch rothe Draperie. Auf dem mit
Marmorplatten belegten Flur befindet fich die Familie: links an einem mit
einem rothgebliimten Teppich belegten Tifche fehen wir einen Greis fitzen,
welchem ein junger wohlgenährter Mann einen Brief überbringt; ein noch
junger Herr mit fchwärzlockigem Plaar fpielt das Bafsett, rechts fitzen drei
junge Frauen, eine mit der Guitarre in der Hand und zwei am Klavier; hinter
ihnen fleht eine alte F'rau und ganz zur Linken ein Mönch in weifsem Gewand.
Man hat hier demnach die beiden Eltern mit ihren fechs Kindern, beziehungs-
weife deren Gatten. Drei von den Männern find ganz in Schwarz mit weifsem
Halskragen und Manchetten gekleidet, ebenfo zwei von den Frauen, während
die zwei anderen ein farbiges Gewand tragen. Alle die mit feinen unver-
arbeiteten Pinfelftrichen gemalten Köpfe find von einer Breite der Behandlung,
wie fie in fo kleinem Maafsftabe faft nicht erreichbar fcheint. Die warme
Helligkeit des P'leifches macht im Verein mit der energifchen Färbung des
blauen Himmels, des rothen Vorhanges und der farbigen Kleidung den
Gefammtton fehr hoch, ohne dafs etwas zu glänzend wäre. Und dann erft der
Ausdruck! Der Pater mit feinem Brevier in der Hand ift eine fo edle Jünglings-
geftalt, der alte Herr fieht fo felbftbewufst, die alte Frau fo würdig, jedes
andere Familienglied mit den ftrahlenden Augen und dem Glanz der Gefundheit
auf dem Gefichte fo zufrieden aus, dafs man fie nicht betrachten kann, ohne
fich in die Atmofphäre einer achtbaren Familie, in welcher Glück und Friede
 
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