AN WILLIBALD PIRCKHEIMER
Hans Gärtner, Hans, Sebald oder Heinrich. Dürer
wohnte wohl bereits im Hause des 1504 verstorbenen
Bernhard Walther, das er 1509 käuflich erwarb. Vgl.
die Urkunde vom 14. Juni 1509.
23 Wo sie zur Messe Kunstware feil hielt. Die Herbst-
messe wurde 1505 wahrscheinlich zwischen dem 24.
August und dem 15. September abgehalten. Vgl. Flech-
sig I, S. 170.
24 gleichermaßen.
25 Martin Zinner, der Mann von Dürers Schwägerin
Katharina Frey; kaum Dürers Schwiegervater Hans
Frey; schon gar nicht ein Verwandter Dürers in Frank-
furt, wie Lange-Fuhse S. 20, A. 13, unter Hinweis auf
Brief Nr. 15 Z. 71 annehmen.
26 Stephan Paumgartner (1462-1525), Sohn Martin
Paumgartners und der Barbara Volckamer. Hatte 1498
im Gefolge Herzog Heinrichs von Sachsen die Fahrt ins
Hl. Land mitgemacht. Hs. 369. 40 des Germanischen
National-Museums enthält eine Beschreibung dieser
Pilgerfahrt. War von 1504 bis 1523 Stadtrichter. Aus
seiner Ehe mit Cordula Wieland entsprossen zwei Söhne,
Stephan und Lukas, und zwei Töchter, Apollonia und
Cordula. Für die Familie Paumgartner hatte Dürer
1498/1504 das sogenannte Paumgartnersche Altarwerk
in der Katharinenkirche zu Nürnberg (T. 153, 154, 249,
T. W. 15) gemalt, auf dessen Mittelbild die ganze Stif-
terfamilie zu sehen ist. Vgl. auch W. Krag, Die Paum-
gartner von Nürnberg und Augsburg (München 1919).
Nr. 2
DÜRER AN WILLIBALD PIRCKHEIMER IN NÜRNBERG
Venedig, 7. Februar 1506.
Hat vor kurzem an Pirckheimer geschrieben. Inzwischen machte ihm die Mutter brieflich Vorwürfe, daß
er dem Freunde nicht schreibe. Entschuldigt sich wegen seiner Schreibfaulheit; hatte Kastulus Fugger ge-
beten Empfehlungen zu sagen. Charakteristik der persönlichen Umgebung und seiner Stellung in Venedig;
Verhältnis zu Giovanni Bellini. Geschmackswandel seit elf Jahren. Seine und Anton Kolbs Einschätzung
des Jacopo de’ Barbari. Arbeit an der Bildtafel. Erkundigt sich nach Pirckheimers „Buhlschaften“.
Besitzer des Originals unbekannt. Beim Verkauf 1861 wurde eine Photographie angefertigt, von der sich
vier Kopien in der Stadtbibliothek Nürnberg befinden (Pirckh. 394, 2). Faksimile bei H. Lempertz, Bilder-
Hefte zur Geschichte des Bücherhandels 10 (1862), Taf. 2.
Dem ersamen weisen her Wilbolt Pirkamer zw
Nürnberg, meinem günstigen herren.
Mein willigen dienst zw vor, lieber her. Wen es
ewch woll gett, daz gun jch ewch von gantzem
5 herczen, wy mir selbs. Jch hab ewch newlich ge-
schoben; fersich1 mich, der prieff sey ewch worden.
Jn mitler czeit hatt mir mein muter geschriben vnd
mich gescholten, daz jch ewch nit schreib vnd mir
zw fersten geben, wy jr ein vnwillen awff mich
10 hant, daz jch ewch nit schreib; jch soll mich fast2
gegen ewch verantwortten; vnd jst ser bekumert,
als jr sit jst. So weis jch mich mit nichten zw ver-
antworten, dan daz jch fawll pin zw schreiben vnd
daz jr nit doheim3 seytt gewest. Aber als bald jch
is verstanden hab, daz jr doheim seyt gewest oder
heim hand wollen kumen, do hab jch ewch von
stund geschriben, hab awch dem Kastell4 dornoch
jn sunderheit befolhen, er soll ewch mein dinst
sagen. Dorum pit jch ewch vnderdenlich, jr wolt
20 mirs verczeihen, wan jch hab kein anderen frewnt
Das Original ist nicht interpungiert.
awff erden den ewch. Jch gib jm awch kein glawben,
daz jr awff mich czürnt, wan jch halt ewch nit
anderst den vür ein vater.
Jch wolt, daz jr hy zw Venedich werd, es sind so
vill ertiger geselln vnder den Walhen5, dy sich je 25
lenger je mer zw mir gesellen, daz es eim am hert-
zen sanft solt dan: vernünftig, gelert6, gut lawtten-
schlaher, pfeyffer, ferstendig jm gemell vnd vill
edler gemut, recht dugent von lewtten, vnd dund
mir vill er vnd frewntschaft. Dörgen' finter8 awch 30
dy vntrewesten verlogen tibisch pöswicht, do jch
glawb, daz sy awff ertrich nit leben. Vnd wens
einer nit west9, so gedecht er, es weren dy ertigsten
lewt, dy awf ertrich weren. Jch mus jr je selber
lachen, wen sy mit mir reden. Sy wissen, daz man 35
solich posheit von jn weis, aber sy frogen nix dor-
noch. Jch hab vill guter frewnd vnder den Walhen,
dy mich warnen, daz jch mit jren moleren nit es
vnd trinck. Awch sind mir jr vill feind vnd machen
mein ding10 in kirchen ab vnd wo sy es mügen be- 40
39. vnd vnd trinck.
43
Hans Gärtner, Hans, Sebald oder Heinrich. Dürer
wohnte wohl bereits im Hause des 1504 verstorbenen
Bernhard Walther, das er 1509 käuflich erwarb. Vgl.
die Urkunde vom 14. Juni 1509.
23 Wo sie zur Messe Kunstware feil hielt. Die Herbst-
messe wurde 1505 wahrscheinlich zwischen dem 24.
August und dem 15. September abgehalten. Vgl. Flech-
sig I, S. 170.
24 gleichermaßen.
25 Martin Zinner, der Mann von Dürers Schwägerin
Katharina Frey; kaum Dürers Schwiegervater Hans
Frey; schon gar nicht ein Verwandter Dürers in Frank-
furt, wie Lange-Fuhse S. 20, A. 13, unter Hinweis auf
Brief Nr. 15 Z. 71 annehmen.
26 Stephan Paumgartner (1462-1525), Sohn Martin
Paumgartners und der Barbara Volckamer. Hatte 1498
im Gefolge Herzog Heinrichs von Sachsen die Fahrt ins
Hl. Land mitgemacht. Hs. 369. 40 des Germanischen
National-Museums enthält eine Beschreibung dieser
Pilgerfahrt. War von 1504 bis 1523 Stadtrichter. Aus
seiner Ehe mit Cordula Wieland entsprossen zwei Söhne,
Stephan und Lukas, und zwei Töchter, Apollonia und
Cordula. Für die Familie Paumgartner hatte Dürer
1498/1504 das sogenannte Paumgartnersche Altarwerk
in der Katharinenkirche zu Nürnberg (T. 153, 154, 249,
T. W. 15) gemalt, auf dessen Mittelbild die ganze Stif-
terfamilie zu sehen ist. Vgl. auch W. Krag, Die Paum-
gartner von Nürnberg und Augsburg (München 1919).
Nr. 2
DÜRER AN WILLIBALD PIRCKHEIMER IN NÜRNBERG
Venedig, 7. Februar 1506.
Hat vor kurzem an Pirckheimer geschrieben. Inzwischen machte ihm die Mutter brieflich Vorwürfe, daß
er dem Freunde nicht schreibe. Entschuldigt sich wegen seiner Schreibfaulheit; hatte Kastulus Fugger ge-
beten Empfehlungen zu sagen. Charakteristik der persönlichen Umgebung und seiner Stellung in Venedig;
Verhältnis zu Giovanni Bellini. Geschmackswandel seit elf Jahren. Seine und Anton Kolbs Einschätzung
des Jacopo de’ Barbari. Arbeit an der Bildtafel. Erkundigt sich nach Pirckheimers „Buhlschaften“.
Besitzer des Originals unbekannt. Beim Verkauf 1861 wurde eine Photographie angefertigt, von der sich
vier Kopien in der Stadtbibliothek Nürnberg befinden (Pirckh. 394, 2). Faksimile bei H. Lempertz, Bilder-
Hefte zur Geschichte des Bücherhandels 10 (1862), Taf. 2.
Dem ersamen weisen her Wilbolt Pirkamer zw
Nürnberg, meinem günstigen herren.
Mein willigen dienst zw vor, lieber her. Wen es
ewch woll gett, daz gun jch ewch von gantzem
5 herczen, wy mir selbs. Jch hab ewch newlich ge-
schoben; fersich1 mich, der prieff sey ewch worden.
Jn mitler czeit hatt mir mein muter geschriben vnd
mich gescholten, daz jch ewch nit schreib vnd mir
zw fersten geben, wy jr ein vnwillen awff mich
10 hant, daz jch ewch nit schreib; jch soll mich fast2
gegen ewch verantwortten; vnd jst ser bekumert,
als jr sit jst. So weis jch mich mit nichten zw ver-
antworten, dan daz jch fawll pin zw schreiben vnd
daz jr nit doheim3 seytt gewest. Aber als bald jch
is verstanden hab, daz jr doheim seyt gewest oder
heim hand wollen kumen, do hab jch ewch von
stund geschriben, hab awch dem Kastell4 dornoch
jn sunderheit befolhen, er soll ewch mein dinst
sagen. Dorum pit jch ewch vnderdenlich, jr wolt
20 mirs verczeihen, wan jch hab kein anderen frewnt
Das Original ist nicht interpungiert.
awff erden den ewch. Jch gib jm awch kein glawben,
daz jr awff mich czürnt, wan jch halt ewch nit
anderst den vür ein vater.
Jch wolt, daz jr hy zw Venedich werd, es sind so
vill ertiger geselln vnder den Walhen5, dy sich je 25
lenger je mer zw mir gesellen, daz es eim am hert-
zen sanft solt dan: vernünftig, gelert6, gut lawtten-
schlaher, pfeyffer, ferstendig jm gemell vnd vill
edler gemut, recht dugent von lewtten, vnd dund
mir vill er vnd frewntschaft. Dörgen' finter8 awch 30
dy vntrewesten verlogen tibisch pöswicht, do jch
glawb, daz sy awff ertrich nit leben. Vnd wens
einer nit west9, so gedecht er, es weren dy ertigsten
lewt, dy awf ertrich weren. Jch mus jr je selber
lachen, wen sy mit mir reden. Sy wissen, daz man 35
solich posheit von jn weis, aber sy frogen nix dor-
noch. Jch hab vill guter frewnd vnder den Walhen,
dy mich warnen, daz jch mit jren moleren nit es
vnd trinck. Awch sind mir jr vill feind vnd machen
mein ding10 in kirchen ab vnd wo sy es mügen be- 40
39. vnd vnd trinck.
43