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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0052
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3., 4. BRIEF

io jch geben vür dy trey ring, dy sind mir am schtich1 2 3
vm 24 dugaten angeschlagen worden. Aber jch hab
sy gut gesellen sehen lassen, dy sagen, sy seyent
werd 22 dugatn. Vnd als jr mir awff schribt, ettlich
stein zw kawffen, hab jch gedacht, jch wöll ewch dy
u ring schicken hy pey Francz Im Hoff4. Vnd last sy
pey ewch sehen, dy es ferstend. Wern sy ewch ge-
feilig, lest sy scheczen, was sy wert weren. Dor für
behilt sy. Jst aber sach, daz jrß nit mer bedürft, so
schickt mirs pey dem negsten potten. Wan man will
20 mir hy zw Fenedich einer, der mirs hatt helffen an
dawschen5, vm den schmarall6 12 dugatn geben vnd
vm den rubin vnd demunt7 10 dugaten geben, daz
jch dannoch vber zwen dugaten nit verlieren
darff etc.

25 Jch wolt, daz mit ewerem nucz wer, daz jr hy wert.
Jch weis, ewch wurd dy weill kurcz sein. Wan es
sind fill ertiger lewt verhanden, recht künstner, vnd
jch hab ein sollichs getreng von Walhen, daz jch
mich zw czeiten verpergen mus vnd dy czentilla-
30 men wollen mir woll, aber wenig moler.

22. den] über der Zeile.

Lyber her, ewch lest Endres Kunhoffer8 sein dienst
sagen. Er wirt ewch jcz pey dem negsten potten
schreiben. Hy mit last mich ewch befolhen sein vnd
jch befilch ewch mein muter. Mich nymt daz grost
wunder, daz sy mir so lang nit schreibt; awch von 3s
meinem beib9. Jch mein, jch habs verloren. Awch
nymtt mich wunder, daz jr mir nüt schreibt. Hab
aber danocht eweren prüf glesen, den jr demPastian
Im Hoff10 habtt vber mich geschoben. Awch pitt
jch ewch, gebtt dy zwen ein geschlossen prieff 4°
meiner müter, vnd pitt ewch, habtt gedult, pis mir
gott heim hylft, so will jch ewch erberlich beczalen
etc. Grüst mir Steffen Pawmgartner11 vnd ander
gut gesellen vnd last mich wissen, ob vch libs ge-
storben sey12 etc. Lest den prüf noch dem sin, ich 4S
hab geeilt. Geben [zu FJenedich am samstag vor
dem Weissen Sundag13 jm 1506 jor.

Morgen jst gut peichten.

Albrecht Dürer.

46. Die linke Ecke abgerissen. 47. dem] aus den verbessert.

ANMERKUNGEN

1 Sechs Tafelbilder, die Dürer aus Nürnberg mit nach
Venedig genommen hatte.

2 Ein venetianischer Dukaten oder die Zechine entsprach
einem Wert von 9.64 Goldmark.

3 Beim Tausch; stechen d. h. tauschen.

4 Franz Imhoff (1475-1537), Sohn des Hans Imhoff
und der Ursula Leml. Verheiratet seit 1505 mit Klara
Groß (gest. 1517), in zweiter Ehe mit Barbara Haller,
verwitwete Dratzieher. Ratsherr 1509/10. Außer Se-
bastian und Franz Imhoff hielt sich aus dieser Familie
damals auch schon der junge Andreas Imhoff (1491 bis
1579), Sohn Hans I. Imhoff und der Katharina Muffel,
in Venedig auf. Er war 1504 zu dem väterlichen Ge-
schäftsfreunde Jeronymo de Piero, einem reichen Seiden-
händler, gekommen, bei dem er bis 1509 blieb. Vgl.
Biedermann, a.a.O., Tab. 244 u. Allgemeine deutsche
Biographie 14 (1881), S. 39.

5 Nach Brief Nr. 5 wohl Bernhard Holzbock (gest.
1522), von 1512-1522 Genannter des Größeren Rates.

6 Smaragd.

7 Diamant.

8 Andreas Kunhofer, Mathematiker und Astronom, der

damals in Padua studierte, 1514 Mitglied der zweiten

Wiener Mathematikerschule, später Sekretär in der

päpstlichen Kanzlei. Von ihm ist ein deutscher Einblatt-
druck mit der Tafel der Neu- und Vollmonde für 1502,
berechnet in der Universität Ingolstadt, bekannt. Vgl.
E. Zinner, Geschichte und Bibliographie der astrono-
mischen Literatur in Deutschland zur Zeit der Renais-
sance (Leipzig 1941), S. 136. Ein kleines lateinisches
Gedicht Kunhofers steht auf dem gedruckten Doppel-
blatt (Nürnberg vor 1503) mit Labyrinthdarstellungen,
an dem auch Sebastianus Calcidius, Konrad Hainfogel
und Johannes Stabius mitgearbeitet haben. J. Neuwirth,
A. Dürers Rosenkranzfest (Prag 1885), S. 57, will den
neben Dürer stehenden Mann auf dem Rosenkranzbild
mit A. Kunhofer identifizieren. Vgl. ferner E. Braun,
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum
Jg. 1896, S. 91 ff.; G. Bauch, Die Rezeption des Huma-
nismus in Wien (Breslau 1903), S. 128; P. Kalkoff,
Repertorium für Kunstwissenschaft 20 (1897), S. 445;
Reicke I, S. 236.

9 Die Frau befand sich in Frankfurt.

10 Sebastian Imhoff. Vgl. A. zu Brief Nr. 1.

11 Stephan Paumgartner. Vgl. A. zu Brief Nr. 1.

12 An der Pest.

13 Dem Sonntag Invocavit, nicht Quasimodogeniti. Vgl.
Lochner, Die Personen-Namen, S. 7.

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