AN WILLIBALD PIRCKHEIMER
nix vnreins jn jnnen haben, ynd sagen, jr solt ewch
is nit an dy schetczen1 2 3 4 keren, sunder frogen noch
sollichen ringen, wy sy ewchs geben wollen. Vnd
halt sy donewen, schawt, obs jn geleich seyen. Vnd
als bald jchs geschtochen5 hett, so jch 2 dugaten
ferloren wolt haben an den treyen ringen, so wolt
20 sy Pernhart Holczpock6 7 von mir kawfft haben, der
den pey dem stich' gewesen jst. Vnd sither hab jch
ewch ein saffir ring geschickt durch Hans Im Hoff8.
Ich mein, er sey vch worden. Do selb halt jch9, ein
guten kawff than hab, wan man wolt mir fon stund
2s gwin geben haben. Doch wird jchs woll von vch
vernemen, wan jr wist, daz jch sollichs nix verste,
allein den glauben mus, dy mir rotten.
Awch wist, daz mir dy moller fast abholt hy sind.
Sy haben mich 3 moll vür dy herenn genüt10, vnd
je mus 4 fl. jn jr schull11 geben12.
jr solt awch wissen, daz jch vill geltz gewunen
möcht haben, wo jch der Tewczschen thafell13 nit
hett angenumen zw machen. Aber es jst ein grosse
erbet doran vnd jch kan sy vor Pfingsten nit woll
3s aws machen. So gibt man mir nit mer den 85 du-
gaten14, so wist jr, daz awff czerung gett. Hab awch
ettlich ding kawff, hab awch ettlich gelt hinvßlü ge-
schickt, daz jch noch nit vill vor mir hab. Aber
wissent mein meinvng: jch hab jm willen, nit hin aws
40 zw tzihen, pis daz gott gibt, daz jch ewch zv danck
kün czalen vnd hundert fl. vbrigs hab. Jch woltz
awch leichtlich gewinen, wen jch der Tewczschen
thafell nit hett zw machen. Wan awserhalb der
moler will mir all weit woll.
4s Vnd meins pruders16 halb sprecht zw meiner muter,
19. so] davor sy amradiert. 22. ring] davor y gestrichen.
daz sy mit dem Wolgemut17 red, ob er sein dörft18,
daz er jm erbett geb, pis daz jch kum, oder pey an-
deren, daz er sich behelff. Jch het jn geren mit mir
gen Fenedich genumen. Wer mir vnd jm nücz ge-
west, awch der sprach halben zw leren. Aber sy s°
forcht, der hymell vill awff jnn etc. Nun jch pit
ewch, habt selber awffsehen, es jst verloren mit den
weibernn. Rett mit dem puben, als jr woll künt, daz
er 1er vnd redlich halt, pis jch kum, vnd nit ob der
muter lieh19. Wan jch vermags nit als, doch will jch ss
mein pestz than. Vür mich selbs wer jch vnfer-
dorben20, aber vill zw erneren, jst mir zw schwer;
wan nymant wirft sein gelt weg.
Hy mit last mich ewch befolhen sein vnd sagent
meiner muter, daz sy awff daz Heiltumb21 feill las 60
haben. Doch versieh jch mich22, mein weib kum
heim2'5, der hab jch awch alle ding geschriben.
Jch will awch des demantpuntz24 nit mer kawffen
pis awff ewer schreiben next.
Awch versieh ich mich, vor herbst tzeit nit künen 6f
hinaws zkumen. Wan dy thafell, dy awff Pfingsten
bereitt wirt, gett alle awff tzerung, kawffen vnd
tzalung. Aber dornoch, was jch gewin, hoff jch zw
behalten. Aber dunckt es vch gerotten, so sagencz
nit. Wan jch wills von dags zw dag verczilhen20, 70
altag schreiben, als kum jch. Doch pin jch wanckell
mütig. Jch weis selbs nit, was jch thw. Vnd schreibt
mir schir wider etc. Tatum am pfinezdag vor dem
Palmen dag jm 1506 jor.
Albrecht Dürer 7s
ewer diener.
46. red] über der Zeile, darunter sprech gestrichen, 47. geb] über
der Zeile. 51. jnn] aus jm verbessert. 62. vor heim ein Wort
gestrichen (khum ?), heim aus hein verbessert. 69. sagnez.
ANMERKUNGEN
1 Donnerstag vor Palmsonntag: 2. April 1506. Offen-
bar ein Irrtum Dürers, da der Brief vom selben Tag
datiert ist.
2 Gioiellieri, Juweliere.
3 Der Rubin- und der Diamantring. Vgl. Brief Nr. 3.
4 Schätzer.
5 eingetauscht.
6 Damals anscheinend zu Handelsgeschäften in Venedig.
7 Tausch.
8 Hans Imhoff d. J. (1488-1526), damals in Venedig;
heiratete 1515 Pirckheimers Tochter Felizitas.
9 glaube ich.
10 Vor die Signoria genötigt.
11 Scuola, Zunftkasse.
12 Hier ist es vielleicht angebracht, auf die Stelle bei
Vasari im Leben Marcantonio Raimondis hinzuweisen,
aus der hervorgeht, daß Dürer anscheinend auch in
eigener Sache bei der Signorie vorstellig wurde. Vasari
berichtet über Marcantons Kopien der kleinen Holz-
schnittpassion und erzählt: „Als dies dem Albrecht nach
Flandern geschrieben und eine der Passionen in der Imi-
tation des Marcantonio geschickt worden war, geriet er
in solchen Zorn, daß er aus Flandern abreiste, sich nach
Venedig begab, bei der Signorie eine Eingabe machte
und Marcantonio verklagte. Doch erreichte er nur, daß
Marcantonio nicht mehr Namen und Zeichen Albrechts
49
nix vnreins jn jnnen haben, ynd sagen, jr solt ewch
is nit an dy schetczen1 2 3 4 keren, sunder frogen noch
sollichen ringen, wy sy ewchs geben wollen. Vnd
halt sy donewen, schawt, obs jn geleich seyen. Vnd
als bald jchs geschtochen5 hett, so jch 2 dugaten
ferloren wolt haben an den treyen ringen, so wolt
20 sy Pernhart Holczpock6 7 von mir kawfft haben, der
den pey dem stich' gewesen jst. Vnd sither hab jch
ewch ein saffir ring geschickt durch Hans Im Hoff8.
Ich mein, er sey vch worden. Do selb halt jch9, ein
guten kawff than hab, wan man wolt mir fon stund
2s gwin geben haben. Doch wird jchs woll von vch
vernemen, wan jr wist, daz jch sollichs nix verste,
allein den glauben mus, dy mir rotten.
Awch wist, daz mir dy moller fast abholt hy sind.
Sy haben mich 3 moll vür dy herenn genüt10, vnd
je mus 4 fl. jn jr schull11 geben12.
jr solt awch wissen, daz jch vill geltz gewunen
möcht haben, wo jch der Tewczschen thafell13 nit
hett angenumen zw machen. Aber es jst ein grosse
erbet doran vnd jch kan sy vor Pfingsten nit woll
3s aws machen. So gibt man mir nit mer den 85 du-
gaten14, so wist jr, daz awff czerung gett. Hab awch
ettlich ding kawff, hab awch ettlich gelt hinvßlü ge-
schickt, daz jch noch nit vill vor mir hab. Aber
wissent mein meinvng: jch hab jm willen, nit hin aws
40 zw tzihen, pis daz gott gibt, daz jch ewch zv danck
kün czalen vnd hundert fl. vbrigs hab. Jch woltz
awch leichtlich gewinen, wen jch der Tewczschen
thafell nit hett zw machen. Wan awserhalb der
moler will mir all weit woll.
4s Vnd meins pruders16 halb sprecht zw meiner muter,
19. so] davor sy amradiert. 22. ring] davor y gestrichen.
daz sy mit dem Wolgemut17 red, ob er sein dörft18,
daz er jm erbett geb, pis daz jch kum, oder pey an-
deren, daz er sich behelff. Jch het jn geren mit mir
gen Fenedich genumen. Wer mir vnd jm nücz ge-
west, awch der sprach halben zw leren. Aber sy s°
forcht, der hymell vill awff jnn etc. Nun jch pit
ewch, habt selber awffsehen, es jst verloren mit den
weibernn. Rett mit dem puben, als jr woll künt, daz
er 1er vnd redlich halt, pis jch kum, vnd nit ob der
muter lieh19. Wan jch vermags nit als, doch will jch ss
mein pestz than. Vür mich selbs wer jch vnfer-
dorben20, aber vill zw erneren, jst mir zw schwer;
wan nymant wirft sein gelt weg.
Hy mit last mich ewch befolhen sein vnd sagent
meiner muter, daz sy awff daz Heiltumb21 feill las 60
haben. Doch versieh jch mich22, mein weib kum
heim2'5, der hab jch awch alle ding geschriben.
Jch will awch des demantpuntz24 nit mer kawffen
pis awff ewer schreiben next.
Awch versieh ich mich, vor herbst tzeit nit künen 6f
hinaws zkumen. Wan dy thafell, dy awff Pfingsten
bereitt wirt, gett alle awff tzerung, kawffen vnd
tzalung. Aber dornoch, was jch gewin, hoff jch zw
behalten. Aber dunckt es vch gerotten, so sagencz
nit. Wan jch wills von dags zw dag verczilhen20, 70
altag schreiben, als kum jch. Doch pin jch wanckell
mütig. Jch weis selbs nit, was jch thw. Vnd schreibt
mir schir wider etc. Tatum am pfinezdag vor dem
Palmen dag jm 1506 jor.
Albrecht Dürer 7s
ewer diener.
46. red] über der Zeile, darunter sprech gestrichen, 47. geb] über
der Zeile. 51. jnn] aus jm verbessert. 62. vor heim ein Wort
gestrichen (khum ?), heim aus hein verbessert. 69. sagnez.
ANMERKUNGEN
1 Donnerstag vor Palmsonntag: 2. April 1506. Offen-
bar ein Irrtum Dürers, da der Brief vom selben Tag
datiert ist.
2 Gioiellieri, Juweliere.
3 Der Rubin- und der Diamantring. Vgl. Brief Nr. 3.
4 Schätzer.
5 eingetauscht.
6 Damals anscheinend zu Handelsgeschäften in Venedig.
7 Tausch.
8 Hans Imhoff d. J. (1488-1526), damals in Venedig;
heiratete 1515 Pirckheimers Tochter Felizitas.
9 glaube ich.
10 Vor die Signoria genötigt.
11 Scuola, Zunftkasse.
12 Hier ist es vielleicht angebracht, auf die Stelle bei
Vasari im Leben Marcantonio Raimondis hinzuweisen,
aus der hervorgeht, daß Dürer anscheinend auch in
eigener Sache bei der Signorie vorstellig wurde. Vasari
berichtet über Marcantons Kopien der kleinen Holz-
schnittpassion und erzählt: „Als dies dem Albrecht nach
Flandern geschrieben und eine der Passionen in der Imi-
tation des Marcantonio geschickt worden war, geriet er
in solchen Zorn, daß er aus Flandern abreiste, sich nach
Venedig begab, bei der Signorie eine Eingabe machte
und Marcantonio verklagte. Doch erreichte er nur, daß
Marcantonio nicht mehr Namen und Zeichen Albrechts
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