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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Editor]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0057
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AN WILLIBALD PIRCKHEIMER

mein nit anderst, er soll ewch dan worden sein.

io Awch ist ein prüf do pey, den jch ewch geschriben
hab. Vnd ist der schtein jn ein versigelten püxle
gemacht vnd hatt eben dy gross, als er hy getzeichet
ist. Wan jch hab jn jn mein schreib püchle1 2 3 4 * geczeych-
nett. Vnd hab jn mit grossem pitt zw wegen procht.

15 Wan er ist lawtter vnd nett vnd dy gesellen sagen,
er sey fast gut vür daz gelt, daz jch dorfür hab
geben. Er wigt vngefer 5 fl. reinsch. Vnd hab dorfür

geben 18 dugaten vnd 4 marczell0. Vnd wen er ver-
loren wurd, so wurd jch halb vnsinnig. Wan er ist
20 schir vür 2 rnoll so vill geschetzt worden, als jch

11. hab] über der Zeile. 13. jn jn] das zweite jn über der Zeile.

dorfür geben hab. Man wolt mir awch von schtund
an gewin geben haben, do jch jnkawft hett. Dorum,

1 [ieber] h[er] Pjyrkamer], frogt den Hans Jm
Hoff6 7, daz er den potten forsch, wo er mit dem
priff vnd püxle hin kumen sey. Item, der pott ist 25
vom jungen Hans Jm Hoff geschickt worden am
elften dag Marczy1.

Hy mit seind gott befolhen vnd last ewch mein
muter befolhen sein. Sprecht, daz sy mein prüder8
zum Wolgemut9 dw, awff daz er erbett vnd nitt 3°
erfawll.

Altzeitt ewer dyner. Lest noch dem synn. Wan ich
hab eilentz itz woll 7 pryff zw schreiben10, ein teil!
gescriben. Mir ist leid vür her Lorentz11. Grüst jn
vnd Steffen Pawmgartner12. Geben zw Fenedich jm 35
1506 jor an sant Marx dag.

Schreibt mir pald wider, wan jch hab dy weill kein
rw.

Endres Kimhofer13 ist thottlich kranck, itz ist mir
pottschaft kumen. 40

Albrecht Dürer.

22. jch] über der Zeile. 23.1. h. p. 39. issz.

ANMERKUNGEN

1 Vgl. Brief Nr. 4.

2 Hans Imhoff d. J. Vgl. A. zu Brief Nr. 5.

3 Einem Boten namens Schön aus Augsburg.

4 Aus dieser Stelle geht hervor, daß Dürer in Italien
ein Tagebuch führte, wahrscheinlich nicht unähnlich
seinem Tagebuch der Reise in die Niederlande. Leider
ist dieses „Schreibpüchle“ wie so vieles von Dürers Nach-
laß verloren.

0 Venezianische Silbermünze marcello. Vgl. A. zu Brief
Nr. 4.

6 Hans Imhoff d. Ä. (1461-1522), älterer Bruder des
Franz Imhoff, Vater Hans Imhoffs d. J. Verheiratet
seit i486 mit Katharina Muffel (gest. 1536), der Tochter
Gabriel Muffels. Von 1513 bis 1519 Ratsherr.

7 Drei Tage nach dem Brief vom 8. März.

8 Hans Dürer.

9 Michel Wolgemut.

10 Aus diesen Angaben über die Korrespondenz geht
hervor, daß Dürer ein sehr eifriger Briefschreiber war.
Ein Vergleich mit dem erhaltenen Bestand zeigt, welch
verschwindend geringer Prozentsatz dieses ausgedehn-
ten Briefwechsels auf uns gekommen ist.

11 Lorenz Beheim (ca. 1457-1521) aus Nürnberg, lebte

damals als Kanonikus zu St. Stephan in Bamberg. War

seit den ersten 80er Jahren Haushofmeister des Kar-
dinals Rodrigo Borgia und als dieser 1492 Papst
Alexander VI. geworden war, Familiaris an dessen
Hof; daneben Festungsingenieur und Geschützmeister.
Nach dem Tode des Papstes 1503 kehrte er nach
Deutschland zurück. Er war eifriger Astrologe, Medi-
ziner und Alchimist, und litt am Morbus gallicus. Vgl.
E. Reicke, Forschungen zur Geschichte Bayerns 14
(1906), 1 ff.; ders., W. Pirckheimers Briefwechsel I,
S. 292 f. u. 330; S. Sudhof, Stammler-Langosch, Die
deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon 5
(1955), Sp. 78 f. Beheim hatte sich am 9. 11. 1506 bei
Pirckheimer für eine Heilsalbe bedankt und über seinen
Zustand geschrieben: „Tu quoque scribas oro, ob man
das emplastrum dick ader dünn auftrag, an super corio
aut tela, ac ceteras circumstantias. Et an medeatur vul-
neribus recentibus dumtaxat an etiam antiquis aut uni-
versaliter Omnibus, como alle gambe marze (angefaulte,
brandige Beine) et plagas putridas (geschwürige, eitrige
Wunden), quemadmodum habent, qui morbo gallico
laborant.“

12 Vgl. A. zu Brief Nr. 1.

13 Vgl. A. zu Brief Nr. 3. Kunhofer wurde wieder ge-
sund.

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