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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0063
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AN WILLIBALD PIRCKHEIMER

Original im Britischen Museum London (Harl. 4935,
WZ wie bei Nr. 4. Siegel abgefallen.

Dem erberden weisen her Wilbolt Pirkamer zw
Nörnberg, meinem günstigen heren.

Gros legresa1 hab jch empfangen jn ewerem priff,
der mir anczewgt daz vber schwencklich lob, so jr
5 von fürsten vnd heren habt2. Jr müst vch gantz ver-
kertt haben, daz jr so senft seit worden, es würt mir
gleich ant than3, so jch zw ewch wird kumen.

Auch wist, daz mein tafell fertig ist, awch ein ander
quar4, des gleichen jch noch nie gemacht hab. Vnd
10 wie jr ewch selbs wol gefalt, also gib jch mir hy mit
awch zw fersten, daz pessers Maria pild jm land nit
sey, wan all künstner loben daz, wy ewch dy her-
schaft5. Sy sagen, daz sy erhabner leblicher gemell
nie gesehenn haben.

15 Jtem ewer oll6, dornoch jr geschriben hand, schick
jch ewch peim Kantengissr potten“. Awch daz ge-
prent glas, daz jch ewch beim Ferber potten8 ge-
schickt hab, fersich mich, es sey ewch awch worden.
Jtem der tebich halb hab jch noch kein gekawft,

20 wan jch kan kein vyreckten zw weg pringen, wan
sy sind all schmall vnd lang. Wolt jr der selben
haben, so will jch sy geren kawffen, dorum latt
michs wissen. Awch wist, daz jch noch awff daz
aller lengst jn 4 wochen fertig wirt, wan jch hab

Das Original ist nicht interpungiert. 3. Anfang unleserlich. Ein
Rest des großen Anfangsbuchstaben G und ein langes s am Schluß
scheinen für die Lesung Gros %u sprechen.

ANMERK

1 Ital. allegrezza; Vergnügen.

2 Pirckheimer war als Gesandter des Nürnberger Rates
auf der Versammlung des Schwäbischen Bundes in
Donauwörth, wo er seine Vaterstadt gegen den Mark-
grafen Friedrich von Brandenburg zu vertreten hatte.

3 Es wird mir gleich and thun, d.h. ich werde Euer
früheres Wesen schmerzlich vermissen.

4 Ital. quadro; Gemälde. Entweder das Bild „Der
zwölfjährige Jesus unter den Schriftgelehrten“ (T. 321)
oder „Maria mit dem Zeisig“ (T. 326). Vgl. zum letzte-
ren F. Winkler, Dürer (Klassiker der Kunst 4), S. 412 f.

5 Die fürsten vnd heren.

6 öl.

7 Vgl. A. zu Brief Nr. 7.

8 Bote mit Namen Ferber.

9 Bildnisse deutscher Kaufleute, die Dürer während
seines Aufenthaltes in Venedig porträtierte, haben sich
erhalten: T. 315; T. 316, der auch auf dem Bilde des

.41, aus der Sammlung Sloane), 1 Bl. 29.5 X 20.5 cm.

ettlich zw kunterfetten, den jchs zw geseit9 hab. 25
Vnd von des wegen, daz jch pald kum, so hab jch,
sitther mein thafell fertig jst, vber 2000 dugaten
erbett aws geschlagen. Daz wissen all, dy vm mich
wonen.

Ffy mit last mich ewch befolhen sein. Jch hett vch 30
noch fill zw schreiben, so ist der pott weg fertig.

Jch hoff, ob gott will, pald selbs pey ewch zw sein
vnd newe weissheit von vch zw lernen. Pernhart
Holtzpock hat mir gros er von vch geseit. Jch halt
aber, er thw es dorum, daz jr sein schwoger jcz seit 35
worden10. Aber keins dut mir tzörner, dan daz sy
sagen, jr werd hübsch, so würd jch vngeschaffen.

Es möcht mich vnsinnig machen. Jch hab mir selbs
ein graw hör gefunden. Daz jst mir for lawtrer
armüt gewagsen vnd daz jch mich also stenter11. Jch 40
mein, jch sey dortzw gep[orn], daz jch vbell tzeitt
soll haben.

Mein frantzossischer mantell, dy ... husseck12 vnd
der prawn rock lassen vch fast grüssen. Aber geren
w[ürd] jch sehen, was ewer Stuben13 kün14, daz sy 45
sich als hoch pricht.10

Tatum 1506 jor am Mitwoch nach Matei evangelist.

Albrecht Dürer.

40. armüt] aus jrmüt verbessert. 41. gepjorn]] der Rand abge-
schnitten. 43. dy . . .] danach ein kurzes Wort weggeschnitten.

45. [ürd] am Rande weggeschnitten. 47. Matei ea.

UNGEN

Rosenkranzfestes erscheint und nach einer Kopie in
Weimar als Burckhardt von Speier identifiziert werden
kann; T. 340. Auch das Bildnis eines Mädchens von
1507 (T. 339) dürfte in Venedig gemalt worden sein.

10 Bernhard Holzbock hatte sich am 9. November 1506
mit Anna von Schlammersdorf, Tochter des Hans von
Schlammersdorf und der Ursula Pirckheimer, verhei-
ratet. Ursula Pirckheimer war eine Tochter des Lorenz
P. und der Anna Langenmantel.

11 Ital. stentare; plagen.

12 Husecke, husecken f., Schaube oder Mantel. Nach
Celtis, Norimberga (Ed. Werminghoff, Freiburg 1921,

S. 152) ein „ungarisches Kleidungsstück“, Pannoniae
hasucum. In Anton Tuchers Haushaltbuch (hrsg. v.

W. Loose, Stuttgart 1877) oft erwähnt.

13 Vgl. Brief Nr. 8.

14 weiß.

35 So hoch überhebt.

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