20.-22. BRIEF
main mainung, wen sie mein were, wie ich sie wolt
machen. Doch mögt ihr thun, was ihr wolt. Hiemit
1 Das mit Recht. 2 als.
3 Nicht anders handeln.
4 In Frankfurt und Umgebung.
5 Lebhaften Dank geäußert.
viel selig zeut. Datum 1509 am Freitag vor Galli.
Albrecht Dürer.
6 Verehrung; Verehrungsgeschenk in Form von Tuch
oder Schmuck. Vgl. Dürers Bitte in Brief Nr. 19.
7 Flans Dürer.
8 Architektonisch umrahmen.
Nr. 21
LAZARUS SPENGLER AN DÜRER
Nürnberg um 1509/10.
Widmung der „Ermahnung und Unterweisung zu einem tugendhaften Wandel“.
Lazarus Spengler (1479—1534), seit 1504 in der Nürnberger Regierungskanzlei, seit 1507 „vorderster Rats-
schreiber“ und als solcher an allen wichtigen Geschäften beteiligt. Die Freundschaft mit Dürer kommt in
verschiedener Weise zum Ausdruck: in Dürers Dichtungen, in Zeichnungen wie dem Parzenblatt (W. 705),
dem Blatt mit dem Satyr und der Nymphe (W. III, Taf. XX), einem Entwurf zu einem Schmuckstück
(W. 740) u. a.; aller Wahrscheinlichkeit nach hat Dürer 1518 auch das Porträt des Freundes gemalt. Vgl.
J. Heller, Das Leben und die Werke A. Dürers 2 (1831), S. 233 u. F. T. Schulz, Zeitschrift für Kunst-
geschichte 6 (1937), S. 325 ff. Spenglers Übersetzung der Schrift des hl. Eusebius „Von dem Leben und Sterben
des hl. Hieronymus“ (Nürnberg 1514) hat Dürers Holzschnitt St. Hieronymus in der Felsgrotte als Titel-
blatt (vgl. Meder, Dürer-Katalog, S. 191 u. 283); über ein religiös-antikes Andachtsbuch Dürers für Spengler
vgl. F. Winkler, Albrecht Dürer. Festschrift der internationalen Dürer-Forschung, hrsg. v. G. Biermann
(Leipzig 1928), S. 42 ff.; ferner W. Bode, Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen 8 (1887), S. 7; H. v.
Schubert, L. Spengler und die Reformation in Nürnberg (Leipzig 1934).
Die gewidmete Schrift ist dem Inhalt nach eine reichsstädtische Bürgerethik. Sie umfaßt „25 kurze deutsche
Betrachtungen mit einer lateinischen Sentenz als Überschrift, zahlreichen lateinischen Belegen am Rande
und einem kurzen deutschen gereimten Spruch am Ende, der den Sinn des Ganzen zu einem leicht behält-
lichen Merkvers in volkstümlichen jambischen Vierern zusammenfaßt“. Vgl. die eingehende Analyse bei
H. v. Schubert, a.a.O., S. 114 ff.
Drucke: Ermanung vnd Vndterweysung zu einem tugenhaften Wandel (Nürnberg 1520). In Quart; 17 Bl.
Fol. a 2. - Laz. Spengler, Ermanung und Vndterweysung zu einem tugenhaften Wandel. Nach d. Original-
Ausg. von 1520 genau abgedruckt, gr. 4. (Nürnberg 1830), S. 3 f.; Thausing, S. 172; M. Zucker, A. Dürer
in seinen Briefen (Leipzig 1908), S. iiüff.
Datierung: H. v. Schubert, a.a.O., S. 123 bezweifelt die Richtigkeit der bisherigen Datierung in das Jahr
1520 und versucht die Schrift aus der nahen inhaltlichen Berührung mit den moralisierenden Dichtungen
Dürers in das Jahr 1509/10 zu setzen.
Dem erbern vnd achtparn Albrechten Thürer zu
Nürmberg, meinem sonderlichen vertrauten vnd
brüderlichen freunde, empewt ich Lazarus Spengler,
ratschreiber daselbst, mein willig dienst mitt son-
s derm vleyß.
Wiewol die vernunfft ein meisterm und regulirerin
ist alles menschlichen lebens, die auch der sinnlikait
gepewt vndter jrer gehorsam züsteen, darumb auch
alle die, so mit vernunfft begabt sind, billich annder
menschen herrn vnd regirer genennt werden, vnd 1°
welcher sich dem gepott vnd vrtail rechter Vernunft,
die vns von gott zu einem wegleiter gesatzt ist,
vndterwurfft, dem wirdet dadurch ein ordentlicher
wege gezeygt, sich in allem seinem leben solcher
gestallt zümessigen, da die innerlichen begirden vnd 15
eusserlichen sinnlikeiten nit vber jne1 herschen.
Noch dann wissen wir durch tägliche erfarnheyt,
sehen das auch vnwidersprechlich, das die selben
74
main mainung, wen sie mein were, wie ich sie wolt
machen. Doch mögt ihr thun, was ihr wolt. Hiemit
1 Das mit Recht. 2 als.
3 Nicht anders handeln.
4 In Frankfurt und Umgebung.
5 Lebhaften Dank geäußert.
viel selig zeut. Datum 1509 am Freitag vor Galli.
Albrecht Dürer.
6 Verehrung; Verehrungsgeschenk in Form von Tuch
oder Schmuck. Vgl. Dürers Bitte in Brief Nr. 19.
7 Flans Dürer.
8 Architektonisch umrahmen.
Nr. 21
LAZARUS SPENGLER AN DÜRER
Nürnberg um 1509/10.
Widmung der „Ermahnung und Unterweisung zu einem tugendhaften Wandel“.
Lazarus Spengler (1479—1534), seit 1504 in der Nürnberger Regierungskanzlei, seit 1507 „vorderster Rats-
schreiber“ und als solcher an allen wichtigen Geschäften beteiligt. Die Freundschaft mit Dürer kommt in
verschiedener Weise zum Ausdruck: in Dürers Dichtungen, in Zeichnungen wie dem Parzenblatt (W. 705),
dem Blatt mit dem Satyr und der Nymphe (W. III, Taf. XX), einem Entwurf zu einem Schmuckstück
(W. 740) u. a.; aller Wahrscheinlichkeit nach hat Dürer 1518 auch das Porträt des Freundes gemalt. Vgl.
J. Heller, Das Leben und die Werke A. Dürers 2 (1831), S. 233 u. F. T. Schulz, Zeitschrift für Kunst-
geschichte 6 (1937), S. 325 ff. Spenglers Übersetzung der Schrift des hl. Eusebius „Von dem Leben und Sterben
des hl. Hieronymus“ (Nürnberg 1514) hat Dürers Holzschnitt St. Hieronymus in der Felsgrotte als Titel-
blatt (vgl. Meder, Dürer-Katalog, S. 191 u. 283); über ein religiös-antikes Andachtsbuch Dürers für Spengler
vgl. F. Winkler, Albrecht Dürer. Festschrift der internationalen Dürer-Forschung, hrsg. v. G. Biermann
(Leipzig 1928), S. 42 ff.; ferner W. Bode, Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen 8 (1887), S. 7; H. v.
Schubert, L. Spengler und die Reformation in Nürnberg (Leipzig 1934).
Die gewidmete Schrift ist dem Inhalt nach eine reichsstädtische Bürgerethik. Sie umfaßt „25 kurze deutsche
Betrachtungen mit einer lateinischen Sentenz als Überschrift, zahlreichen lateinischen Belegen am Rande
und einem kurzen deutschen gereimten Spruch am Ende, der den Sinn des Ganzen zu einem leicht behält-
lichen Merkvers in volkstümlichen jambischen Vierern zusammenfaßt“. Vgl. die eingehende Analyse bei
H. v. Schubert, a.a.O., S. 114 ff.
Drucke: Ermanung vnd Vndterweysung zu einem tugenhaften Wandel (Nürnberg 1520). In Quart; 17 Bl.
Fol. a 2. - Laz. Spengler, Ermanung und Vndterweysung zu einem tugenhaften Wandel. Nach d. Original-
Ausg. von 1520 genau abgedruckt, gr. 4. (Nürnberg 1830), S. 3 f.; Thausing, S. 172; M. Zucker, A. Dürer
in seinen Briefen (Leipzig 1908), S. iiüff.
Datierung: H. v. Schubert, a.a.O., S. 123 bezweifelt die Richtigkeit der bisherigen Datierung in das Jahr
1520 und versucht die Schrift aus der nahen inhaltlichen Berührung mit den moralisierenden Dichtungen
Dürers in das Jahr 1509/10 zu setzen.
Dem erbern vnd achtparn Albrechten Thürer zu
Nürmberg, meinem sonderlichen vertrauten vnd
brüderlichen freunde, empewt ich Lazarus Spengler,
ratschreiber daselbst, mein willig dienst mitt son-
s derm vleyß.
Wiewol die vernunfft ein meisterm und regulirerin
ist alles menschlichen lebens, die auch der sinnlikait
gepewt vndter jrer gehorsam züsteen, darumb auch
alle die, so mit vernunfft begabt sind, billich annder
menschen herrn vnd regirer genennt werden, vnd 1°
welcher sich dem gepott vnd vrtail rechter Vernunft,
die vns von gott zu einem wegleiter gesatzt ist,
vndterwurfft, dem wirdet dadurch ein ordentlicher
wege gezeygt, sich in allem seinem leben solcher
gestallt zümessigen, da die innerlichen begirden vnd 15
eusserlichen sinnlikeiten nit vber jne1 herschen.
Noch dann wissen wir durch tägliche erfarnheyt,
sehen das auch vnwidersprechlich, das die selben
74