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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Editor]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0115
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VON C. GRAPHEUS UND AN BÜRGERMEISTER UND RAT DER STADT NÜRNBERG

Übersetzung aus dem Lateinischen von M. Thausing.
Dem Herrn Albrecht Dürer, dem Fürsten wohl der
Malerkunst, seinem Freunde und geliebtesten Bru-
der in Christo, zu Nürnberg. In dessen etwaiger
30 Abwesenheit dem Willibald Pirckheimer.

Ich habe Euch schon früher im Namen des Thomas
Bombelli, unseres gemeinsamen Freundes, einen
längeren Brief geschrieben, doch haben wir bisher
keinerlei Antwort von Euch erhalten. Wir wün-
3S sehen daher um so mehr, daß Ihr uns wenigstens mit
drei Worten antwortet, damit wir wissen mögen,
wie Ihr Euch befindet und was bei Euch vorgehe
- denn es ist ja kein Zweifel, daß große Dinge
geschehen. Thomas Bombelli läßt Euch vielmal
40 grüßen. Ich bitte Euch auch, wie ich schon in meinem
letzten Briefe ersuchte, den Willibald Pirckheimer

1 Tommaso Bombelli, den Dürer 1520 in Antwerpen
kennen gelernt hatte. Vgl. A. S. 181 unserer Ausgabe.

in meinem Namen zehnmal zu grüßen. Uber mein
Befinden schreibe ich nichts; leicht werden es Euch
diese Briefboten, vortreffliche Männer und durch
und durch gute Christen anzeigen, welche ich Euch 45
und unserem Pirckheimer, wie mich selbst anemp-
fehle, denn sie sind würdig, allen Vortrefflichen -
da sie selbst vortrefflich sind - angelegentlich emp-
fohlen zu werden. Lebet wohl, mein teuerster
Albrecht! Bei uns erhebt sich eine große und von 50
Tag zu Tag unaufhörlich neue Verfolgung wegen
des Evangeliums, was Euch diese Brüder alles deut-
licher erzählen werden. Lebet nochmals wohl!

Antwerpen am Tage nach Petri Stuhlfeier 1524.

Ganz Euer 55

Cornelius Grapheus.

2 Die „fratres“ waren möglicherweise aus Antwerpen
vertriebene Angehörige des dortigen Augustinerklosters.

Nr. 53

DÜRER AN BÜRGERMEISTER UND RAT DER STADT NÜRNBERG

Nürnberg, vor 17. Oktober 1524.

Dürer bittet den Rat 1000 Gulden als verzinsliches Darlehen anzunehmen und ihm hierfür einen Jahres-
zins von 50 Gulden gewähren zu wollen.

Original von Dürers Hand im Staatsarchiv Nürnberg (S. 1, L. 79, Nr. 15, Fasz. 9). Ohne Siegel.

Drucke: Campe, S. 58 f.; H. Petz, Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses 10
(1889), Reg. 5843; Lange-Fuhse, S. 62 ff.; Heidrich, S. 176 ff.

Übersetzungen: Ins Neuhochdeutsche bei Thausing, S. 51. - Ins Englische bei Ch. Heaton, The life of
A. Dürer2 (London 1881), S. 354 f.; Conway, S. 131 f.

Datierung: Da Dürers Gesuch am 17.10.1524 genehmigt wurde, muß das Schreiben vor dieses Datum fallen.

Fürsichtig erber vnd weis, jn sonders gönstig heren!
Ich hab lange jar her durch mein mercklich mühe
vnd arweit vermitelst göttlicher ferleihung bis jn
tawsent gülden renisch erobert vnd zw wegen ge-
s bracht, dy jeh nun gern widerumb zw meiner vnder-
haltung1 anlegen wolt. Wywoll jeh nun weis, das
ewer erberkeit gebraweh diser tzeit nit ist, vill zins,
zw for einen gülden vm zweinczig2, zw ferkawffen,
wy es aweh hifor andern perschonen, als jeh be-
10 rieht würd, jn gleichem fall ab geschlagen ist, der-
1. vnd] über der Zeile.

Dürers Interpunktion: 1. heren. 3. arweit. 4E renisch. ge-
bracht. 6. wolt. weis. 7. ist. 8. zw for. gülden, fer-
kawffen / 9. awch. perschonen.

halben jeh awch beschwerden trag, ewer erberkeit
hyerin anczusuchen, bewegt mich doch mein not-
torff, fürnemlich aber dy sunder günstig neigung,
dy jeh bey ewer erbern Weisheit gegen mir jdes
malls gespürt hab, awch dy nachfolgetten vrsachen, o
ewer erwerkeit hirin bitlich anczwlangen. Vnd
nemiieh so wissen ewer Weisheit, wy gehorsam,
willig vnd geflissn jeh mich bis her jn allen ewer
Weisheit vnd gemeiner stat Sachen alle mall erczeigt
vnd for andern filn sondern perschanen des ratz
vnd jn der gemein alhy, wo sy meiner hilff, kunst

11. trag, erberkeit. 12E nottorft. 14. Weisheit. 15. hab.
vrsachen. 17. gehorsam. 18. ewer. 19. erczeigt. 21. hilff.

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