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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0137
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DICHTUNGEN

Doch wer guet weiß zehn will haben,

175 Der laß ims offt mit pimbß schaben.

Vnd welchem sein arschloch offt bluet,
Darfür ist Spiegler Damis28 guet.

Wer deß Zipperleins loß will sein,

Der trinck wasser für starcken wein.

180 Vnd wer gesundt pain will bhallten,

Der soll kein plock stanndtling29 spallten.

177. fast guet A. 180. behalten A.

Aber so du lang willst leben,

Mustu offt für milch treck geben30.

Darumb, wer hundert jar allt wirdt,

An dem ist mein rath wol gespürt. 185

Dannoch will ich reimen machen31,

Sollt der Schreiber noch mehr lachen,

Spricht der haarig partet maler
Zu dem spöttigen [rat] Schreiber.

18 2 f. fehlen M. 188. bärtig M.

ANMERKUNGEN

1 Vgl. Vorbemerkung zu Brief Nr. 1.

2 „Gab“ ist archaische Form für mhd. gäbe, Nom.-
Akkus. Plur. des starken mhd. fern. Substantivums gäbe.
Moderner wäre der Plural gäben. — Die z. T. mit den
acht Seligkeiten (Makarismen) bei Matth. 5, 3 ff. über-
einstimmenden Gaben oder Weisheiten sind: 1. Sich
weder von Reichtum noch von Armut blenden lassen.
2. Freude und Trauer gleichmäßig ertragen. 3. Ehre und
Schande gleich tragen. 4. Sich selbst erkennen und das
Böse unterlassen. 5. Anstatt Rache am Feind Erbarmen
üben. 6. Die Versuchung des Bösen erkennen. 7. Sich ein
reines Herz bewahren. 8. Gott lieb haben. — H. v.
Schubert, Lazarus Spengler und die Reformation in
Nürnberg (Leipzig 1934), S. 114 ff. macht mit Recht auf
den inhaltlichen Zusammenhang der moralisierenden
Gedichte Dürers mit Spenglers „Ermanung und Und-
terweysung zu einem tugendhaften Wandel“ aufmerk-
sam.

3 Archaische Pluralform statt jüngerem weißheiten. —
Die Reime Dürers sind nicht mehr zur Gänze der Nürn-
berger Mundart entsprechend, sondern allgemein lite-
rarisch bedingt. Z. B. lät / pfad; gespürt / verfü(e)rt;
getän / kann; ist / kiest.

4 trägt.

5 läßt.

6 Erbärmde, Erbarmen.

7 Lazarus Spengler: vgl. Vorbemerkung zu Brief Nr. 21.

8 gebunden.

9 erkoren.

10 bewegen.

11 ff. Die Geschichte vom Schuster, der den Apelles
tadelt, steht bei Plinius Nat. hist. 35, 84 und wird
wiedererzählt von Valerius Maximus.

12 an dieselbe Stelle.

13 Mhd. alt-riuze swm.; Alt-Reis, Altflicker, Schuh-
flicker. Der Altreißenmarkt in Nürnberg befand sich
hinter der Barfüßerkirche. Vgl. Schmeller2 II, 144.

14 gerade.

15 schleichen.

16 dem Nürnberger Rat.

17 Sendbriefe, Beglaubigungsschreiben. Vgl. dazu die
Zeichnung „Spottbild für Lazarus Spengler“ (W. 623)
und die Beischrift S. 7 5 f. unserer Ausgabe.

18 beschmieren, anschmieren; den Leuten etwas an-
hängen.

19 unterdrücken.

19a Wissen, Klugheit.

20 Hier Fastnachtscherz.

21 sprichw. ihm einen Fehler zur Last legt.

22 tadelt.

23 Notar.

24 ein einziges Formular.

24a gelernt.

25 Instrument, Dokument.

26 spöttische Gebärden.

27 Sprichwort.

28 Vermutlich zwei Arzneimittel, spigelia (anthelmia)
ein Wurmmittel, und Damersame (semen coccognidii),
der als Abführmittel benutzt wurde. Vgl. Lange-Fuhse,
S. 80.

29 stehend, im Stehen.

30 viel Milch trinken.

31 Vgl. dazu die merkwürdige Variante in der Auf-
schrift auf einem Gemälde mythologischen Inhaltes
S. 207 unserer Ausgabe.

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