TAGEBUCH DER REISE IN DIE NIEDERLANDE
80 Jch hab dem apothecker 12 stüber geben. Jch hab
2 bücher unser Frauen leben, das ein dem frembden
arczt geschenckt, das ander dem Marxen, hauß-
knecht. Aber hab ich dem doctor geben 8 stüber.
4 stüber geben für ein alt piret zu puczen. 4 stüber
85 habe ich verspiehlt. Jch hab aber 2 gülden für ein
new piret geben. Jch hab das erst piret verwechselt,
dann es war grob, und hab 6 stüber zu geben umb
ein anders. Jch hab ein herzog angesicht603 von
öhlfarben gemacht. Jch hab dem rentmaister Lo-
90 rencz Sterck gar rein fleissig mit öhl färben conter-
feth604, war werth 25 gülden. Das hab ich ihn ge-
schenckt, dargegen gab er mir 20 gülden und der
Susanna 1 gülden zu trinckgeldt. Jtem dem Jobsten,
mein wirth, gar rein und fleissig mit öhl färben
95 conterfet. Der hat mir für seins nun seines geben600.
Vnd sein weib hab ich auch auff ein neues ge-
macht606, auch von den öhl färben conterfet.
Klage um Luther
17.5.1521 Jtem am freytag vor Pfingsten im 1521 jahr kamen
mir mehr60' geng Antorff, das man Marthin Luther
so verrätherlich gefangen hett608. Dann do in des
kaisers Carols herolt mit dem kayserlichen glait
s war zu geben, dem ward vertrauet. Aber so bald in
der heroldt bracht bey Eyßenach in ein unfreund-
lich orth, saget [er], er dörffte 609 sein nit mehr, und
ritt von ihm. Als bald waren 10 pferd do, die für-
ten verrätherlich den verkaufften frommen, mit
10 dem heyligen geist erleuchteten mahn hinweg, der
do war ein nachfolger Christj610 vnd deß wahren
christlichen glaubens. Und lebt er noch oder haben
sie jn gemördert, das ich nit weiß, so hat er das ge-
litten umb der christlichen Wahrheit willen und umb
83. Aber mahl B. 84. vmb ein alten A. 85. habe jch]
fehlt A. 86. neue B. 88. herzogs B. 89. dem] fehlt B.
90. Sterckhen B. 91. ihme B. 95. seins und seins A.
96. habe ich von neun B. 97. den] fehlt B.
1. an 5; in ü. 1 f. kamen mir mehr geng] korrigiert in kamen
mir mähr gen: das mir von der kollationierenden Hand, das ä von Murr
über nicht mehr leserlichem Buchstaben; von Murr Kunde %u mähr ge-
schrieben A\ mehr B. 2. da B; Martim A. 3. jhme B.
4. Carl B. 5. wort er B. 6. gen Eißennach B. 7. sagte
B; dörfe Lange-Fuhse, obwohl beide Hss. dörffte haben. 11. ein]
korrigiert aus sein A; nachfolger des und des wahren A, davor
„und des“ von Murr gestrichen. 12. lebet B. 13. jhme er-
modet B; daß weiß jch nicht B; diß B. 14. und] fehlt B.
das er gestrafft hat das unchristliche pabstumb611, Is
das do strebt wieder Christus frey lassung mit
seiner grossen beschwerung der menschlichen gesecz,
und auch darumb, das wir unsers bluth und schweiß
also beraubt und außgezogen werden und daselb
so schändlich von müssiggehendem volck lesterlich 20
verzehret wird, und die dürftigen krancken men-
schen darrumb hungers sterben müßen. Und sonder-
lich ist mir noch das schwerest, das uns gott villeicht
noch unter ihrer falschen blinden lehr will lassen
bleiben, die doch die menschen, die sie vätter612 ,25
nennen, erdicht und auffgeseczt haben, dardurch
uns das göttlich worth an viel enden fälschlich auß-
gelegt wird, oder gar nichts fürgehalten613. Ach
Gott vom himmel, erbarm dich unser, o herr Jesu
Rex Christe, bitt für dein volck; erlöß vns zur 30
rechten zeith, behalt in uns den rechten wahren
christlichen glauben, versammele deine weite zer-
trennte schaff durch dein stim, jn der schrifft dein
göttlich wort genant; hilf uns, das wir dieselb dein
stimm kennen und keinem andern schwigeln614, der 35
menschen wahn, nach folgen, auf das wir, herr
Jesu Christe, nit von dir weichen. Ruff den schaafen
deiner wayde, derer noch ein thails in der römi-
schen kirchen erfunden werden, mit sampt den Jn-
dianern615, Moscobitern616, Reussen617, Grichen, 40
wieder zusammen, die durch beschwerung und geicz
der päbst, durch heiligen falschen schein zertrennet
sind worden. Ach Gott, erlöß dein armes volck, das
dar durch grossen bann und geboth618 gezwungen
wird, der es keines gern thut, darumb es stätigs 45
sünden muß in seinem gewisen, so es die übergehet.
O Gott, nun hastu mit menschen geseczen nie kein
volck also größlich beschwehret als uns arme vnder
16. gottes B. 17. beschwöhrung A; gesetzt A; mennschen
gesatz B. 18. das was A; und schweiß] und fehlt B. 19. da-
selbige B. 20. schändlich B. 22. dardurch B; müßen]
fehlt A. 23. schwerste B; mir gott B. 24. unter] korrigiert
aus und der A; falschen] fehlt B. 25. durch A B. 27. köst-
lich A; vann fiellen menschen B. 30. Rex] gestrichen, von Murr
Xpe dariibergeschrieben A; Christi B. 30. erhalte vnnß zu
rechter zeit erhalte jnn vnß den B. 34. dieselbige deine B.
37. Christj B. 38. deiner waydc\ fehlt B; derern (?) A; der B;
theillA. 38f. den römischen kirchen erfinden A. 40. Mos-
cowittern B. 41. beschwöhrung A. 44. bain A; ge-
twungen B. 45. darumb] darunß korrigiert in daran (?), vorher
darz gestrichen A. 45 f. stetig sündigen B. 46. seinn B;
dir vbel gehet B. 47. Ach B. 48 f. und den A.
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80 Jch hab dem apothecker 12 stüber geben. Jch hab
2 bücher unser Frauen leben, das ein dem frembden
arczt geschenckt, das ander dem Marxen, hauß-
knecht. Aber hab ich dem doctor geben 8 stüber.
4 stüber geben für ein alt piret zu puczen. 4 stüber
85 habe ich verspiehlt. Jch hab aber 2 gülden für ein
new piret geben. Jch hab das erst piret verwechselt,
dann es war grob, und hab 6 stüber zu geben umb
ein anders. Jch hab ein herzog angesicht603 von
öhlfarben gemacht. Jch hab dem rentmaister Lo-
90 rencz Sterck gar rein fleissig mit öhl färben conter-
feth604, war werth 25 gülden. Das hab ich ihn ge-
schenckt, dargegen gab er mir 20 gülden und der
Susanna 1 gülden zu trinckgeldt. Jtem dem Jobsten,
mein wirth, gar rein und fleissig mit öhl färben
95 conterfet. Der hat mir für seins nun seines geben600.
Vnd sein weib hab ich auch auff ein neues ge-
macht606, auch von den öhl färben conterfet.
Klage um Luther
17.5.1521 Jtem am freytag vor Pfingsten im 1521 jahr kamen
mir mehr60' geng Antorff, das man Marthin Luther
so verrätherlich gefangen hett608. Dann do in des
kaisers Carols herolt mit dem kayserlichen glait
s war zu geben, dem ward vertrauet. Aber so bald in
der heroldt bracht bey Eyßenach in ein unfreund-
lich orth, saget [er], er dörffte 609 sein nit mehr, und
ritt von ihm. Als bald waren 10 pferd do, die für-
ten verrätherlich den verkaufften frommen, mit
10 dem heyligen geist erleuchteten mahn hinweg, der
do war ein nachfolger Christj610 vnd deß wahren
christlichen glaubens. Und lebt er noch oder haben
sie jn gemördert, das ich nit weiß, so hat er das ge-
litten umb der christlichen Wahrheit willen und umb
83. Aber mahl B. 84. vmb ein alten A. 85. habe jch]
fehlt A. 86. neue B. 88. herzogs B. 89. dem] fehlt B.
90. Sterckhen B. 91. ihme B. 95. seins und seins A.
96. habe ich von neun B. 97. den] fehlt B.
1. an 5; in ü. 1 f. kamen mir mehr geng] korrigiert in kamen
mir mähr gen: das mir von der kollationierenden Hand, das ä von Murr
über nicht mehr leserlichem Buchstaben; von Murr Kunde %u mähr ge-
schrieben A\ mehr B. 2. da B; Martim A. 3. jhme B.
4. Carl B. 5. wort er B. 6. gen Eißennach B. 7. sagte
B; dörfe Lange-Fuhse, obwohl beide Hss. dörffte haben. 11. ein]
korrigiert aus sein A; nachfolger des und des wahren A, davor
„und des“ von Murr gestrichen. 12. lebet B. 13. jhme er-
modet B; daß weiß jch nicht B; diß B. 14. und] fehlt B.
das er gestrafft hat das unchristliche pabstumb611, Is
das do strebt wieder Christus frey lassung mit
seiner grossen beschwerung der menschlichen gesecz,
und auch darumb, das wir unsers bluth und schweiß
also beraubt und außgezogen werden und daselb
so schändlich von müssiggehendem volck lesterlich 20
verzehret wird, und die dürftigen krancken men-
schen darrumb hungers sterben müßen. Und sonder-
lich ist mir noch das schwerest, das uns gott villeicht
noch unter ihrer falschen blinden lehr will lassen
bleiben, die doch die menschen, die sie vätter612 ,25
nennen, erdicht und auffgeseczt haben, dardurch
uns das göttlich worth an viel enden fälschlich auß-
gelegt wird, oder gar nichts fürgehalten613. Ach
Gott vom himmel, erbarm dich unser, o herr Jesu
Rex Christe, bitt für dein volck; erlöß vns zur 30
rechten zeith, behalt in uns den rechten wahren
christlichen glauben, versammele deine weite zer-
trennte schaff durch dein stim, jn der schrifft dein
göttlich wort genant; hilf uns, das wir dieselb dein
stimm kennen und keinem andern schwigeln614, der 35
menschen wahn, nach folgen, auf das wir, herr
Jesu Christe, nit von dir weichen. Ruff den schaafen
deiner wayde, derer noch ein thails in der römi-
schen kirchen erfunden werden, mit sampt den Jn-
dianern615, Moscobitern616, Reussen617, Grichen, 40
wieder zusammen, die durch beschwerung und geicz
der päbst, durch heiligen falschen schein zertrennet
sind worden. Ach Gott, erlöß dein armes volck, das
dar durch grossen bann und geboth618 gezwungen
wird, der es keines gern thut, darumb es stätigs 45
sünden muß in seinem gewisen, so es die übergehet.
O Gott, nun hastu mit menschen geseczen nie kein
volck also größlich beschwehret als uns arme vnder
16. gottes B. 17. beschwöhrung A; gesetzt A; mennschen
gesatz B. 18. das was A; und schweiß] und fehlt B. 19. da-
selbige B. 20. schändlich B. 22. dardurch B; müßen]
fehlt A. 23. schwerste B; mir gott B. 24. unter] korrigiert
aus und der A; falschen] fehlt B. 25. durch A B. 27. köst-
lich A; vann fiellen menschen B. 30. Rex] gestrichen, von Murr
Xpe dariibergeschrieben A; Christi B. 30. erhalte vnnß zu
rechter zeit erhalte jnn vnß den B. 34. dieselbige deine B.
37. Christj B. 38. deiner waydc\ fehlt B; derern (?) A; der B;
theillA. 38f. den römischen kirchen erfinden A. 40. Mos-
cowittern B. 41. beschwöhrung A. 44. bain A; ge-
twungen B. 45. darumb] darunß korrigiert in daran (?), vorher
darz gestrichen A. 45 f. stetig sündigen B. 46. seinn B;
dir vbel gehet B. 47. Ach B. 48 f. und den A.
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