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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0219
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BEISCHRIFTEN AUF BILDNISSEN UND ZEICHNUNGEN

unter den in Nürnberg verbliebenen Kopien befestigt.
Seit mehreren Jahren sind sie wieder mit den Origi-
nalen vereinigt. Während man früher meist annahm,
diese Apostelinschriften wenden sich gegen das Papst-
tum und die katholische Partei in Nürnberg, hatE. Heid-
rich (A. Dürers schriftlicher Nachlaß, S. 351 f. u. Dürer
und die Reformation, Leipzig 1909. Bespr. v. W. Köh-
ler, Historische Zeitschrift 106, S. 206 f.) wahrscheinlich
gemacht, daß die Bibelstellen vielmehr gegen bestimmte
religiös-soziale Bewegungen radikaler Art wie die Wie-
dertäufer und das Schwärmertum gerichtet seien, die in
Nürnberg und in Dürers Umgebung wirksam geworden
waren. Vgl. K. Neumann, Zeitschrift für deutsche Bil-
dung 6 (1930), S. 450 ff. mit photographischer Wieder-
gabe der Inschriftentafeln; E. Panofsky, Münchner

Erklärende Beischriften zu den Hausaufnahmen
London, Britisches Museum Add. 5229,
fol. i6ya, ij2a, i73\ 174*.

Sämtliche gehören nach den Schriftzügen in die Zeit
um 15c 6.

Fol. 167* (Tafel 14 Nr. 40): Vorder- und Seiten-
ansicht, fünf Grundrisse. Schmale Front: Daz ist
daz für sichtig teill. haus tür. keler tür. Seiten-
fassade: Daz ist dez haus ander seyten. Do ist es
lang 45 5 6. Der schlot1.

s Fünf Grundrisse stellen fünf Geschosse dar: 1. Daz
vnderst gaden2 ist als gewelbt wie in den tennen3.
keler. hawstur. hoff, ein pad. heimlich gmach.
gwolb. tür. ein stall, tür. ein sc[h]nitle4. schlot.
stig. - 2. Daz ander gaden. hoff. stig. gang. kuch.
10 schlot. tur. stub. fenster. fletz5. fenster. schlot. tür.
schtub. off. fenster. fenster. tür. kamer. fenster. -
3. Daz trit gaden. hoff. stig. kamer. fenster. hen-
lich [g]mach. 14. 10. kamer. fenster. fletz. fenster.
sclot. tur. stub. off. fenster. 54. fenster. tür. kamer.
15 fenster. 28. - 4. Daz firt gaden. hoff. stig. tur.

1 Nach den Architekturformen dürfte die Zeichnung
ein venezianisches Haus wiedergeben. Die schmale Vor-
derfront weist in einen alten Stadtteil. Aus der genauen
Kenntnis aller Einzelheiten schloß Conway S. 219, daß
es Dürers Wohnhaus in Venedig war. Ihm folgten
Tietze Nr. 229. Die Rückseite des Blattes enthält Ge-
wölbestudien (T. 329).

2 Geschoß.

3 Hausflur.

4 Schnittlein; vielleicht Schneidkammer für Futter oder
Holz.

5 Diele, Vorhalle.

6 Siechenstube; infirmaria, valetudinarium. Vgl. Grimm
Wb. 10/1 (1905), Sp. 852.

7 Magdkammer.

Jahrbuch der bildenden Kunst NF 8 (1931), S. 18 ff.
Die Texte sind der Septemberbibel Luthers (1522) ent-
lehnt. Vgl. M. Luthers Werke. Kritische Gesamtaus-
gabe. Die deutsche Bibel 7 (Weimar 1931), S. 319, 334,
278; 6 (Weimar 1929), S. 188.

49 Vgl. dazu den Katalog: Albrecht Dürer Ausstellung
im Germanischen Museum3 (Nürnberg 1928), S. 90 f.
(Nr. 118), wo diese Aufschrift folgendermaßen über-
setzt ist: „Zu dieser in aschfarbenen Tönen gemalten
Tafel hat Albrecht Dürer von ungefähr und ohne Mo-
dellstudien eine Vorzeichnung gemacht im Jahre des
Heils 1527 seines Alters aber im 56. Jahr.“ Die Auf-
schrift rühmt dasselbe, was Camerarius in der Vorrede
zur Übersetzung der Proportionslehre lobend erwähnt.

kamer. schlot. tür. stub. tür. kamer. fenster. schlot.
tur. tur. schtub. off. fenster. fenster. tur. fletz. fen-
ster. - 5. Daz ist dy dachung. fletz. kamer. kamer.
tur. kamer. ein kamer.

Fol. i72a (Tafel 14 Nr. 41): kamer. stub. sich 20
stuble6. fenster. tur. fenster. fenster. tur. kamer. tur.
kamer. mat kamer7.

Fol. 173a (Tafel 14 Nr. 42): awffgang. tur. stub.
ofen. tisch, tisch, tisch, fenster. f[enster], f[enster].
tur. kamer. pet. pett. pett. pett. fenster. fenster. tür. 25
fenster. fenster. tur. speis kamer. fenster. fenster. tur.
kuchen. fenster. schlott. tur. kuchen fenster. pettle.
ofen. tür. schtubn. tisch, tisch, tisch, fenster. fenster.
fenster. fenster. fenster. fenster. fenster. kamer. pet.
truhen. fenster. pet. fenster. scheishaus. tur. kamer. 3°
pet. fenster. tur. mitnacht.

Fol. i74a (Tafel 14 Nr. 43): stig. schtubn. tur.
kamer. tur. kamer. hert. fenster. petle. ofn. tur.
tisch, tisch, tur. kamer. pet. pet. tur. kamer. tur. tür.
stub. kamer. kuch. pet. of. stub. tur. kamer. kamer. 35
stubn. kamer8. kuchen. schtubn. pet. ofn. kamer.
shtub. kamer.

8 schtubn gestrichen.

Die Aufnahmen fol. i72a, 173®, 174® betreffen wohl die
verschiedenen Geschosse ein und desselben Hauses. Auch
dieses hat Dürer in allen Einzelheiten genau gekannt.

Der Einrichtung nach zu schließen, hat man es mit einer
Herberge oder Gastwirtschaft zu tun.

Vielleicht gibt die Zeichnung fol. 167® das Haus wieder,
in dem Dürer sein Atelier hatte, während die Zeichnun-
gen fol. 173® und 174® das Haus des im Brief an Pirck-
heimer vom Oktober 1506 genannten Gastwirtes Peter
Pender darstellen, bei dem er vermutlich seine Schlaf-
stätte hatte und die Mahlzeiten einnahm. Bei den vier
(verschieden großen) Blättern könnte es sich um Relikte
von Dürers „Schreibpüchle“ handeln, von dem er im
Brief vom 25. IV. 1506 spricht.

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