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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0297
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DÜRER IM SCHRIFTTUM SEINER ZEIT

15 rentem, putantemque hero applaudere, tabula os-
cula fixisse. Cuius rei vestigium, me teste, adhuc
extat.

Quotiens praeterea servae conatae sunt aranearum
telas, quas hic ex industria pinxerat, expurgare4?

20 Cuius etiam divini ingenii multa alia monumenta
extant. Germani Venetiis commorantes totius civi-
tatis absolutissimum Opus ab hoc perfectum mon-
strant, ita Caesarem exprimens, ut ei praeter spiri-
tum deesse videatur nihil5.

25 Decorant etiam sacellum Omnium sanctorum Vi-
tembergae tres huius tabulae6, cum illis tribus operi-
bus, quae Apelles se fecisse putabat, certantes7.
Quem admodum autem illis priscis pictoribus
quaedam comitas (sicut omnibus vere literatis)

30 inerat, ita hic Albertus8 facilis est, humanus, officio-
sus et totus probus. Quare etiam a summis viris
magnopere diligitur, et imprimis a Vilibaldo Pir-
chamero9 perinde ac frater unice amatur: viro
graece et latine vehementer erudito, optimo ora-

35 tore, optimo senatore, optimo imperatore.

1 Christoph II. Scheurl (1481-1542), Sohn Christoph
Scheurls und der Helena Tücher, Humanist und
Rechtsgelehrter, studierte 1496 bis 1498 in Heidelberg
und 1498 bis 1507 in Bologna, 1507 Professor der
Rechte in Wittenberg, 1512 ff. Rechtskonsulent der
Stadt Nürnberg, für die er wichtige diplomatische
Aufträge erledigte. Besitzer einer ansehnlichen Biblio-
thek. Seit 1519 vermählt mit Katharina Fütterer.
Anfangs Anhänger der Reformation, seit der zweiten
Hälfte der 20er Jahre wieder der alten Kirche zu-
geneigt. Die „Rede zum Lobe Deutschlands“ ist
Scheurls erster größerer literarischer Versuch. Sie ent-
wirft (teilweise im Gefolge der Ingolstädter Antritts-
rede des Konrad Celtis 1491/92) ein begeisterndes
Bild von Deutschland und seiner Geschichte, insbe-
sondere der Stadt Nürnberg, Sachsens und seiner
Fürsten. Vgl. Fr. Frh. v. Soden, Beiträge zur Geschichte
der Reformation und der Sitten jener Zeit mit beson-
derem Hinblick auf Christoph Scheurl II. (Nürnberg
1855); W. Graf, Doktor Christoph Scheurl von Nürn-
berg (Leipzig 1930, Beiträge zur Kulturgeschichte des
Mittelalters und der Renaissance 43). Über das doch
wohl von Dürer stammende Wappen der Scheurl und
Tücher vgl. Heller 2146; Winkler, Dürer, S. 251; Me-
der, Dürer-Katalog, S. 265.

2 Die erste Ausgabe des „Libellus de laudibus Ger-
maniae“ (Bologna, 20. Jänner 1506) hat die Stelle über
Dürer noch nicht. Erst in die zweite Ausgabe hat
Scheurl den Abschnitt eingeschoben. Vgl. dazu
R. Kautsch, Repertorium für Kunstwissenschaft 21
(1898), S. 286 f. Der Abschnitt wurde wieder abge-
druckt von J. v. Schlosser, Sitzungsberichte der Kais.

Tantam pingendi artem, multis saeculis intermis-
sam, per Norimbergenses revocatam, quum hoc
anno Ferrariae admirata esset Sbrullia10 musa, in
tale Tetrasticon erupit extemporaliter:

Pictorem veteres, si mirabantur Apellem: 40

Usque adeo Albertus quis stupor orbis erit?
Quum vel sic pingat pueros iuvenesque senesque,
Exanimum paucis ut videatur opus.

Eiusdem distichon Alberto Durero ex tempore dic-
tum: 45

Duriger Albertus Coum qui vincit Apellem
Pictura: aethereas dignus adire domus.

Et iterum. Ad celeberrimum pictorum principem
Albertum Durerum eiusdem Sbrullii epigramma:

Ut me pictura facies volitare per orbem, s°

Sic tua carminibus fama perennis erit.

Utque tuis digitis longaevo tempore vivam,

Sic calamis vives tempus in omne meis.

Duriger Albertus calamo pulsabit Olympum,
Sbrullius et digito saecula multa feret. ss

Akademie der Wissenschaften in Wien, Phil.-histor.

Kl. 180 (1917), S. 71 f. 3 Am Rande: Mira res.

4 Diese zwei Geschichtchen, vom Haushund, der Dü-
rers Selbstbildnis liebkoste, und von den abstauben-
den Mägden, die Dürer durch gemalte Spinnweben
täuschte, sind Seitenstücke zu den bekannten Erzäh-
lungen bei Plinius: Zeuxis malte Weintrauben so
naturgetreu, daß eine Spatzenschar heranflog, um dar-
an zu naschen, und Parrhasios täuschte mit einem ge-
malten Vorhang sogar seinen Kollegen Zeuxis. Daß
Dürer derartigen Dingen nicht abgeneigt war, beweist
die Tatsache, daß er soeben auf dem Rosenkranzbilde
auf das Tuch, auf dem Maria über ihrem Gewand das
Kind hält, eine lebensgroße Stallfliege gemalt hatte,
und zwar keine Fliege, die sich auf das Linnen des
Jesuskindes, sondern eine, die sich an dieser Stelle auf
das Bild gesetzt hat und die vom Betrachter für eine
wirkliche gehalten werden sollte. Vgl. A. Weixl-
gärtner, Die graphischen Künste 51 (1928), Mitteilun-
gen, S. 20 ff.

5 Dürer hatte das Rosenkranzbild erst am 23. Sep-
tember 1506 vollendet.

6 Mit den drei Bildern sind gemeint: der sogen. Dres-
dener Altar „Maria betet das Christkind an und auf
den Flügeln die Hl. Antonius und Sebastian“ von
1497 (T. ui, A. 189 u. A. 190), die „Anbetung der
Könige“ von 1504 (T. 264) und die „Marter der zehn-
tausend Christen“ von 1508 (T. 355).

7 Am Rande: prope ambonem.

8 Am Rande: Albertus comis.

9 Am Rande: Vilibaldus Pirchamer.

10 Am Rande: Sbrullius. - Richard Sbrulius (ca. 1480

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