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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0330
ANHANG
Hje sicht man künstlich abgemalt
Albrecht Dürers warhafTt gestalt,
Welcher hat wider bracht an tag
Die maler kunst, wie man solchs mag
Wol sehen aus kunstücken sein,
Die er hat gstochen also rein,
Das man allein aus blossem riß,
All ding erkennet so gewiß,
Als wenn mit färben mannigfalt
Jedem gegeben wer sein gstalt.
Den himel finster oder klar,
Sicht man in vielen offenbar.
Wetter in wölken, regen schwer,
Plitz, nebel, vnd dergleichen mehr,
So sich in lüfften thut begeben,
Hat er gemalt deutlich vnd eben,
Auch winters vnd des sommers zeit,
Gebirg, vnd was von fernen leit,
Hat er so scheinlich fürgebracht,
Das eim das hertz im leib doch lacht.
Aber kunstreich ist noch viel mehr,
Vnd warlich zu verwundern sehr,
Das er hat abgemalt so fein
1 Paul Eber (1511—1569) aus Kitzingen am Main, Fa-
mulus und Freund Melanchthons, seit 1541 Professor
der Philosophie in Wittenberg, seit 1556 der Theo-
logie und Prediger an der Schloßkirche, 1559 General-
Der menschen andlitz, wie sie sein
Gestalt, in freudt vnd trawrigkeit,
Jn zorn oder sanfftmütigkeit,
Jn lieb, in forcht, in frost, in hitz,
Jn Weisheit oder aberwitz. 3D
Gibt jedem standt sein recht manier.
Jn manchen stücken merckt man schier,
Das er auch hab des menschen sprach
So viel müglich, wölln malen nach.
Welchs warlich zu verwundern ist, 35
Vnd soll billich zu jeder frist
Sein werden gdacht auff dieser erdt,
Sein kunst gehalten lieb vnd werd.
Vnd weil solch kunst von got allein
Her kömpt, sol man jm danckbar sein, 40
Vnd wer vermerckt, das er auch hab
Von gott bekommen diese gab,
Der wöll sie ja verbewgen nit,
Sondern ans licht kommen darmit,
Auff das die kunst erhalten werd 4J
Zu gottes ehr auff dieser erdt,
Wie denn auch diser tewre man
Zu nutz den nachkommen hat than.
M. Paulus Eberus F. Anno 1572.
Superintendent. Dichter zahlreicher Kirchenlieder.
Vgl. Realenzyklopädie für protestantische Theologie
und Kirche1 * 3 V (1898), S. 118 ff.; XXIII (1913), S. 361.
324
Hje sicht man künstlich abgemalt
Albrecht Dürers warhafTt gestalt,
Welcher hat wider bracht an tag
Die maler kunst, wie man solchs mag
Wol sehen aus kunstücken sein,
Die er hat gstochen also rein,
Das man allein aus blossem riß,
All ding erkennet so gewiß,
Als wenn mit färben mannigfalt
Jedem gegeben wer sein gstalt.
Den himel finster oder klar,
Sicht man in vielen offenbar.
Wetter in wölken, regen schwer,
Plitz, nebel, vnd dergleichen mehr,
So sich in lüfften thut begeben,
Hat er gemalt deutlich vnd eben,
Auch winters vnd des sommers zeit,
Gebirg, vnd was von fernen leit,
Hat er so scheinlich fürgebracht,
Das eim das hertz im leib doch lacht.
Aber kunstreich ist noch viel mehr,
Vnd warlich zu verwundern sehr,
Das er hat abgemalt so fein
1 Paul Eber (1511—1569) aus Kitzingen am Main, Fa-
mulus und Freund Melanchthons, seit 1541 Professor
der Philosophie in Wittenberg, seit 1556 der Theo-
logie und Prediger an der Schloßkirche, 1559 General-
Der menschen andlitz, wie sie sein
Gestalt, in freudt vnd trawrigkeit,
Jn zorn oder sanfftmütigkeit,
Jn lieb, in forcht, in frost, in hitz,
Jn Weisheit oder aberwitz. 3D
Gibt jedem standt sein recht manier.
Jn manchen stücken merckt man schier,
Das er auch hab des menschen sprach
So viel müglich, wölln malen nach.
Welchs warlich zu verwundern ist, 35
Vnd soll billich zu jeder frist
Sein werden gdacht auff dieser erdt,
Sein kunst gehalten lieb vnd werd.
Vnd weil solch kunst von got allein
Her kömpt, sol man jm danckbar sein, 40
Vnd wer vermerckt, das er auch hab
Von gott bekommen diese gab,
Der wöll sie ja verbewgen nit,
Sondern ans licht kommen darmit,
Auff das die kunst erhalten werd 4J
Zu gottes ehr auff dieser erdt,
Wie denn auch diser tewre man
Zu nutz den nachkommen hat than.
M. Paulus Eberus F. Anno 1572.
Superintendent. Dichter zahlreicher Kirchenlieder.
Vgl. Realenzyklopädie für protestantische Theologie
und Kirche1 * 3 V (1898), S. 118 ff.; XXIII (1913), S. 361.
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